• 29.04.2018 19:50

  • von Dominik Sharaf

Von wegen Glück: Räikkönen angeblich mit Kalkül zu Platz zwei

Eine angeblich unverschuldete Karambolage, zwei Beinahe-Totalschäden und ohne Überholmanöver vorbei an vier Autos: War Räikkönen in Baku kein Glückspilz?

(Motorsport-Total.com) - Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen sieht die Schuld für die Kollision zwischen ihm und Esteban Ocon in der Startrunde des Aserbaidschan-Grand-Prix weder bei sich noch bei dem Force-India-Fahrer. Im Nachgang des WM-Laufs in Baku erwidert er auf die scharfe Kritik seines Konkurrenten, dass es sich um einen Rennunfall gehandelt hätte: "Ich war innen und er hat mich wahrscheinlich nicht gesehen", so Räikkönen. "Sowas ist manchmal schwierig. Er hat einfach eingelenkt und da war ich."

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Wie konnte das Podium sein? Räikkönen war eigentlich dreimal ausgeschieden Zoom

Dennoch muss sich der Finne die Frage gefallen lassen, wieso er scheinbar überhastet und dazu in der extrem engen Kurve 3 zu einem Manöver mit der Brechstange ansetzte. Räikkönen hätte - im besseren Auto sitzend - ohne Probleme auf seine Chance auf der langen Geraden warten können.

Doch Räikkönen war wie oft am Sonntag mit Fortuna im Bunde: Außer einem havarierten Frontflügel und einem Reifenschaden blieb sein Ferrari heil, auch die Rennleitung verzichtete auf eine Strafe. Die anschließende Safety-Car-Phase ließ ihn bei seinem Reparaturstopp nicht an das Ende des Feldes, sondern nur auf Rang zwölf zurückfallen. Dazu wurde er die schnell abbauenden Ultrasoft-Reifen los, ohne viel Boden zu verlieren.

Was die Kameras nicht einfingen: Nach dem Neustart touchierte Räikkönen kurz vor der ersten Kurve bei Höchstgeschwindigkeit die Mauer und hatte Glück, dass die Vorderachse den Einschlag unbeschadet überstand. Er pflügte danach mit guten Rundenzeiten auf Rang sechs. "Ich habe mich wohlgefühlt, auch wenn ich Probleme hatte, die Reifen auf Temperatur zu bringen", so Räikkönen.

Immer wieder brach der SF71H auf der Soft-Mischung aus und lieferte kaum Grip. "Ich hatte einige Schrecksekunden", weiß Räikkönen. "Sogar auf der Aufwärmrunde war ich mir einmal ziemlich sicher, dass das Auto in die Mauer krachen würde, aber ich habe es gerade noch verhindern können."

Räikkönens Maxime war fortan: Nur so schnell fahren wie es das Auto ohne großen Widerstand zulässt, dabei auf Nummer sichergehen. "Angesichts dessen, was die Red Bulls am Anfang des Rennens veranstaltet haben, war es ja fast sicher, dass da etwas passieren würde", sagt Räikkönen über die vor ihm fahrenden Daniel Ricciardo und Max Verstappen. Er lauerte bis der Crash passierte.

Wie fast alle Piloten schnallte Räikkönen in der letzten Safety-Car-Phase für einen Schlusssprint Ultrasoft-Reifen auf. Er fühlte sich wesentlich wohler und profitierte von Sebastian Vettels misslungenem Ausbremsmanöver und Valtteri Bottas' Reifenschaden - ohne ein Überholmanöver ging es also binnen weniger Runden vom sechsten auf den zweiten Platz. Rennpech sieht anders aus.

Räikkönen empfindet Baku 2018 aber nicht als ausgleichende Gerechtigkeit für Pech in der jüngeren Vergangenheit. "Man darf sich nicht auf sein Glück verlassen. Man bekommt, was man verdient", sagt er und erläutert, dass sein Rennen nicht nur von Fortune, sondern auch von Kalkül geprägt gewesen wäre: "Einiges von dem, was heute vor uns passiert ist, war hausgemacht. Sich in dem Wissen um die Vorfälle des vergangenen Jahres aus Ärger rauszuhalten, hat sich ausgezahlt."

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