Villeneuve ist heiß - Comeback 2005 möglich

Nach einem Jahr Auszeit brennt Jacques Villeneuve auf sein Formel-1-Comeback - Kontakte zu mindestens zwei Teams

(Motorsport-Total.com) - Niki Lauda hat es gemacht, Alain Prost ebenso - schafft es nun auch Jacques Villeneuve, nach einer Auszeit von der Formel 1 zurückzukehren und noch einmal Weltmeister zu werden? Zunächst einmal muss der Kanadier aber die erste Hürde auf diesem Weg nehmen und ein Cockpit für die kommende Saison finden.

Titel-Bild zur News: Jacques Villeneuve

Jacques Villeneuve wirkt in Interviews motiviert wie zu seinen besten Zeiten

Lange Zeit durfte er sich Chancen auf einen Platz bei BMW-Williams ausrechnen, doch der Rennstall, mit dem er 1997 die WM-Krone nach Quebec holte, griff zu, als in der Sommerpause plötzlich Jenson Button verfügbar wurde. Villeneuve hatte sich im April mit Frank Williams, Patrick Head und Sam Michael getroffen, anschließend gab es aber nur noch losen Kontakt: "Ich ahnte, dass da etwas im Busch war", teilte er 'Motorsport aktuell' mit.#w1#

Verhältnis Villeneuve/Richards scheint gekittet zu sein

Als der Button/BMW-Williams-Deal in - zumindest vorerst - trockenen Tüchern war, witterte "JV", wie er von der Presse genannt wird, seine nächste Chance: "Ich habe sofort alle Brücken aufgebaut", bestätigte er Gespräche mit BAR-Honda. "Ich habe David Richards, Geoff Willis, Honda und BAT angerufen und ihnen gesagt, 'Jungs, ich bin parat'. Die Reaktion von Honda war extrem positiv. Und auch David Richards hat sich gefreut."

In den Telefonaten des 33-Jährigen mit seinem Ex-Team mussten zuerst einmal diverse Leichen begraben werden - schließlich war man im Oktober 2003 im Unfrieden auseinander gegangen. Dass dies grundsätzlich alle Türen schließen würde, will Villeneuve aber nicht glauben: "Die Vergangenheit ist dazu da, Erfahrenes und Erlerntes abzurufen. Ich zähle zu den Menschen, die am Ende eines Buches den Deckel schließen und vorwärts schauen."

Villeneuve: "Gegen Stolz gibt es keine Argumente"

"Ein paar Leute - und damit meine ich nicht David Richards - müssten von ihrem Standpunkt abweichen", nannte er eine Voraussetzung für ein neuerliches BAR-Honda-Engagement. "Das fällt schwer, weil dabei der Stolz verletzt werden kann. Also sind meine Chancen auf ein Cockpit von Stolz und Politik abhängig. Ist der Stolz einmal vom Tisch, dann bin ich guten Mutes. Andernfalls wird es schwierig, weil es gegen Stolz keine Argumente gibt."

Villeneuve selbst ist felsenfest davon überzeugt, dass er der richtige Mann als Nachfolger von Button ist - nach einem Jahr intensivem Training fit wie nie zuvor, er kennt das Team in- und auswendig, ist nach Jahren des Frustes wieder motiviert wie zu besten Zeiten und an seinem fahrerischen Können hat es ja ohnehin nie Zweifel gegeben. Selbst im finanziellen Bereich würde er Abstriche machen und ein rein erfolgsorientiertes Gehaltsschema akzeptieren.

Nur das äußerst angespannte Verhältnis zwischen seinem Manager und dem früheren BAR-Boss, Craig Pollock, und David Richards könnte zu einem Problem werden. Auch da hat der Kanadier aber Kompromissbereitschaft signalisiert: "Craig kann problemlos von seinem Schreibtisch aus arbeiten. Er wird kein Problem darstellen. Wenn er einen Schritt zurück machen muss, dann hat er den schon im letzten Jahr vollzogen."

Auch Sauber ist eine mehr als ernsthafte Variante

Neben BAR-Honda ist übrigens auch das Sauber-Team für ihn ein Thema - vergangene Woche wurde er im Anzug und mit Aktenkoffer sogar in Hinwil vorstellig, wo man ihn mit offenen Armen empfangen würde. Sauber wäre zwar "riskant", gibt der Ex-Weltmeister zu, "aber sie haben einen guten Motor. Auch das Auto hinterlässt einen soliden Eindruck." Und: "Peter Sauber ist eine Person, die ich sehr respektiere. Er kümmert sich nicht um Spielchen und Politik."

Für die Schweizer wäre Villeneuve natürlich ein gefundenes Fressen, zumal es mit einem absoluten Superstar an Bord wesentlich leichter fällt, Sponsoren davon zu überzeugen, dass es nutzbringend ist, Millionen in ein Formel-1-Team zu stecken. Ob Sauber fahrerisch hundertprozentig vom ehemaligen Champion überzeugt ist, sei dahingestellt, andererseits gibt es aber auf dem Markt ohnehin keine wirklich überzeugenden Alternativen.

Sollten am Ende des Tages alle Stricke reißen und Villeneuve wieder keinen Vertrag bekommen, würde das wohl das endgültige Aus seiner Formel-1-Karriere bedeuten: "Wenn alles den Bach runtergeht, könnte ich mir vorstellen, NASCAR zu fahren. Denn irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man sagt, vergiss es, such dir etwas Neues." Und: "Wenn man mich nicht braucht, dann sollte man mir auch nicht Honig um den Mund schmieren."