Villeneuve hat so viel Spaß wie noch nie
1997 war Jacques Villeneuve Weltmeister, doch so viel Spaß wie in der laufenden Saison hatte der BMW Sauber F1 Team Fahrer in der Formel 1 noch nie
(Motorsport-Total.com) - Es läuft wieder für Jacques Villeneuve: Nach einem völlig verkorksten Comeback mit drei bestenfalls farblosen Rennen im Renault und einer verpatzten ersten Jahreshälfte 2005 im Sauber holte der Weltmeister von 1997 im ersten Saisondrittel 2006 genauso viele Punkte wie sein viel höher eingeschätzter Teamkollege Nick Heidfeld - und hat damit seinen Ruf einigermaßen rehabilitiert.

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Hat dieses Jahr in der Formel 1 mehr Spaß als je zuvor: Jacques Villeneuve
Doch abgesehen vom sportlichen Erfolg fühlt sich Villeneuve auch sonst so wohl wie noch nie, weil er sich für die V8-Formel mehr begeistern kann als alle anderen Piloten: "Das sind die besten Formel-1-Autos, die ich je gefahren bin", schwärmte er gegenüber 'ESPN'. "Okay, wir haben weniger PS, aber die Höchstgeschwindigkeit bedeutet nichts. Man spürt sie schon, aber es macht keinen Unterschied. Dafür sind wir jetzt in den Kurven viel schneller, weil wir spät bremsen. Die Kurvengeschwindigkeiten sind umwerfend. So schnell waren wir noch nie!"#w1#
Draufgänger Villeneuve wieder voll in seinem Element
"Die Autos sind sehr stabil, also kann man aggressiv fahren, zu spät bremsen, ein bisschen seitlich wegdriften - und trotzdem noch schnell sein", so der 35-Jährige. "Wenn man im Vorjahr einen kleinen Fehler gemacht hat, drehte man sich sofort oder man musste zumindest vom Gas gehen. Jetzt kann man sich sagen: 'Jetzt muss ich diese und jene Kurve noch schneller fahren - und wow!' Es ist erstaunlich, es geht immer schneller! Das macht wirklich Spaß."
Dabei ist Villeneuve in der Szene als echter Draufgänger bekannt - unvergessen sein Horrorcrash in Spa-Francorchamps 1999, als er am nächsten Tag mit einem T-Shirt mit der Aufschrift "I survived Eau Rouge!" im Fahrerlager aufkreuzte. Auch mit seinem Überholmanöver außen gegen Michael Schumacher in der Zielkurve von Estoril 1996 stellte er sein Löwenherz unter Beweis - und in Nordamerika war er vor seiner Formel-1-Zeit eben deswegen der absolute Publikumsliebling.
Doch dem Vergleich mit der Formel 1 halten die IndyCars, die teilweise mit mehr als 400 km/h durch die Steilkurven auf den Ovalkursen donnern, anno 2006 nicht mehr stand: "Wir sind schneller als damals mit einem IndyCar auf einem Oval", behauptete Villeneuve. "Da sind einfach mehr Fliehkräfte im Spiel, das Fahren ist aggressiver." So aggressiv, dass immer mehr Testfahrer nach einem langen Tag über heftige Rückenschmerzen klagen...
Villeneuve fühlt sich im BMW Sauber F1 Team wohl
Seine plötzliche Leistungssteigerung führt Villeneuve aber nicht ausschließlich auf die V8-Motoren zurück: "Das passiert eben, wenn man ein Team hinter sich hat", sagte er. "Da kann man sich selbst entfalten und an die Grenzen gehen. Wir haben auch hart am Auto gearbeitet - und das Setup kommt meinem Fahrstil einfach viel mehr entgegen als im Vorjahr. Vor allem im Qualifying ist es mir jetzt möglich, viel näher ans Limit heranzukommen."
"Nick findet es aus irgendeinem Grund nicht so einfach, das Auto für seinen Geschmack hinzubekommen, aber das sind nur ein paar schlechte Rennen", leistete er - aufgrund eigener Erfahrungen - seinem Teamkollegen Schützenhilfe. "Ich hatte im Vorjahr auch ein paar schlechte Rennen. Das kann jedem passieren. Er ist ein sehr schneller und kompetenter Fahrer, der hart arbeitet, daher bin ich sicher, dass er sich schon bald steigern kann."

