Villeneuve: Ehrlichkeit ist in der Formel 1 kontraproduktiv
Fahrer, die sich an einen Verhaltenskodex halten müssen, Teams, die mit ihren Fahrern umgehen wie mit Marionetten, das mag "JV" nicht
(Motorsport-Total.com) - Jacques Villeneuve ist froh, wieder in der Formel 1 zurück zu sein, vor allem dass er nun für das Sauber-Team fahren darf, freut ihn, da der Schweizer Rennstall dafür bekannt ist, dass der Sport und nicht die Politik im Vordergrund steht. Wie unterschiedlich die Teams sind, zeigte sich in den vergangenen Tagen am Beispiel von David Coulthard. Bei McLaren-Mercedes immer bestens gepflegt, tauchte der Schotte bei Red Bull Racing mit einem Dreitagebart auf.

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Jacques Villeneuve: Im Sauber-Team fühlt sich der Kanadier wohl
"Wollen sie wissen, warum die Formel 1 so langweilig ist?", fragt Jacques Villeneuve unseren Kollegen Donald McRae vom 'Guardian'. "Das ist offensichtlich: Es gibt dieser Tage keine Helden im Rennsport. Das hat nichts mit dem Sport zu tun, dass dieser mit den ständigen Ferrari-Siegen so einseitig ist. Die ganzen Unternehmen wollen nicht, dass die Fahrer ihr Image ruinieren, man darf aus diesem Grund nicht sagen, was man denkt. Man darf grundsätzlich keine Persönlichkeit haben. Wie kann man irgendwelche Helden haben, wenn man das nicht darf?"#w1#
Theoretisch müsste sich Jacques Villeneuve angesichts solcher Aussagen darüber gefreut haben, dass Kimi Räikkönen jüngst in einem Londoner Nachtklub vor Tänzerin seine Männlichkeit entblößt hat. Doch das ist nicht der Fall: "Weil Kimi im Fahrerlager eindimensional aussieht. Das ist schade, denn man sieht nicht, dass Fahrer richtige Menschen sind. Kimis Image ist ganz offensichtlich konstruiert, denn er ist nicht der 'Ice Man'. Das ist auf die Hersteller zurückzuführen. Diese Images werden konstruiert, weil sie dies so wollen."
Selbst bei BAR-Honda - damals war Honda noch nicht beteiligt - gab es politische Spielchen, deren Opfer der Kanadier seiner Meinung nach wurde: "Richards (Teamchef; Anm. d. Red.) war aus irgendwelchen Gründen sauer auf Craig (Pollock, Villeneuves Manager; Anm. d. Red.), die mich nicht betreffen. Er trieb seine Spielchen mit Craig, weil er es auf mich abgesehen hatte, da ich vor ihm Teil des Teams war, was ihm nicht passte. Das tut er mit jedem. Wenn man sich seine Karriere anschaut, dann hat er sogar im Rallye-Sport viel Zeit damit verbracht, die Leute zu zerstören. Ich weiß nicht warum. Vielleicht lässt ihn das gut und mächtig fühlen."
Was den 33-Jährigen nervte: Richards Plan ging auf, weil die Medien mitspielten: "Sie stellten sich hinter Richards und das enttäuschte mich. Wann auch immer du in der Formel 1 deine Meinung sagst, werden es 90 Prozent der Medien gegen dich verwenden, denn sie wollen immer noch zu den Teams gehen und dort ihre Mahlzeiten und Gläser Wein bekommen. Ein paar Jahre später sagen sie dann, dass du das Richtige getan hast. Es hilft nicht, in der Formel 1 ehrlich zu sein, das macht das Leben nur schwer. Aber ich nehme an, dass man gut schläft, weil man zu sich selbst ehrlich ist."
Seinen Wechsel von WilliamsF1 zu BAR hatte Villeneuve trotz der fehlenden Konkurrenzfähigkeit lange Zeit nicht bereut: "Der Wechsel von WilliamsF1 war keine schlechte Sache. Die schlechte Sache war David Richards." Und auch an den angeblichen Problemen mit seinem damaligen Teamkollege Jenson Button war nichts dran: "Das war nur ein Teil von Richards Plan. Es ging nie um mich und Jenson - wir kamen tatsächlich miteinander aus. Das lag immer an Richards."

