Vettel: "Wir haben viel gelernt"
Sebastian Vettel hat die WM-Niederlage nur schwer verdaut, doch sein Teamchef Christian Horner traut ihm in den kommenden Jahren noch einiges zu
(Motorsport-Total.com) - Mit dem Großen Preis von Brasilien ging am Sonntag auch der Titeltraum von Sebastian Vettel zu Ende. Bei 16 Punkten Rückstand war der deutsche Red-Bull-Pilot ohnehin mit geringen Chancen ins Rennen gegangen, doch die Enttäuschung über den verlorenen WM-Kampf war beim 22-Jährigen nach der Zieldurchfahrt riesengroß: Zu viele Ausfälle kosteten Vettel letztendlich den Titelgewinn.

© xpb.cc
Sebastian Vettel und Red Bull wollen 2010 noch einmal richtig durchstarten
Aus diesem Grund gibt sich der Youngster auch nicht mit einem möglichen zweiten WM-Rang zufrieden, wie er gegenüber 'Auto Bild motorsport' (Jetzt abonnieren!) erläutert: "Ich bin hier, um zu gewinnen", so Vettel nach dem vorletzten Grand Prix. "Deshalb überwiegt das Gefühl, dass ich die WM verloren habe, gegenüber dem, dass ich in meinem zweiten vollen Formel-1-Jahr sehr erfolgreich gewesen bin."#w1#
Viele verpasste Punkte - kein Titel
Und die Zahlen sprechen tatsächlich für Vettel: Mehr als drei Siege und 74 WM-Punkte holte in dieser Saison nur Weltmeister Jenson Button - der junge Deutsche muss also keineswegs den Kopf in den Sand stecken und darf zurecht zuversichtlich sein: "Ich habe noch eine große Karriere in der Formel 1 vor mir", sagt Vettel. "Aber ich sehe das so: Jede Chance, die du nicht nutzt, ist eine verpasste."
"Ich bin allerdings nicht besonders geduldig", fährt der Red-Bull-Pilot fort. "Einige Leute sagen sogar, ich pushe so viel, weil ich Deutscher bin. Aber es ist kein Geheimnis: Wenn du die WM gewinnen willst, darfst du dir nicht so viele Ausfälle leisten. Wir haben dieses Jahr aber viel gelernt. Immerhin war es sowohl für mich als auch für das Team das erste Mal, dass wir um die WM gekämpft haben."
"Wenn ich zurückblicke, hatten wir bei mehr als nur drei Rennen die Geschwindigkeit, um zu gewinnen, haben es aber nicht getan", erklärt Vettel und fügt an: "Das ist ärgerlich." Seiner Meinung nach hätte es in Barcelona, Sakhir, Singapur, Spa-Francorchamps und São Paolo besser laufen sollen: "Hätte ich da bessere Starts oder bessere Qualifikationen gehabt, hätte ich öfter gewinnen können."
Die Revanche ist fest eingeplant...
Stattdessen griff sich die Konkurrenz die nötigen "Big Points", um schon beim vorletzten Saisonrennen den Sack endgültig zuzumachen. Doch auch wenn Vettel in diesem Jahr nicht der strahlende Sieger ist, so sieht Red-Bull-Teamchef Christian Horner seinen Piloten als Gewinner: "Alle großen Champions haben Fehler gemacht und daraus gelernt. Nur darauf kommt es an", so der Brite.
"Sebastian ist ein sehr junger Kerl, der mit einer riesigen Portion Talent gesegnet ist - und er hat einen Job, der zu den härtesten der Welt gehört, mit enormen Anforderungen, wo er von den Medien und der Öffentlichkeit unheimlich viel Druck bekommt", erläutert der ehemalige Rennfahrer. "In meinen Augen hat er in diesem Jahr einen sensationellen Job gemacht", gibt Horner zu Protokoll.
"Er hat ganz klar die Fähigkeit, Weltmeister zu werden - entweder 2010 oder 2011", ist sich das Oberhaupt des Red-Bull-Teams sicher, schränkt aber ein: "In so einem Titeljahr müssen alle Faktoren passen: Die Leistung des Fahrers, die Zuverlässigkeit des Autos und das nötige Glück. Ich bin allerdings optimistisch, dass es in einem der beiden Jahre klappt", sagt Horner nach Brasilien.¿pbvin|512|2079|insidegp|0|1pb¿
Vettels volles Potenzial noch nicht entfaltet?
Dass es in diesem Jahr nur knapp nicht zum ganz großen Erfolg gereicht hat, nimmt der frühere Formel-3000-Pilot mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis: "Es war eine fantastische Saison für das Team", sagt Horner - andererseits gab es im Saisonverlauf zahlreiche Probleme, die sich fatal auf die WM-Chancen auswirkten: "Das alles hat viele Punkte gekostet."
Dennoch: "Wir können stolz auf uns sein", so Horner. "Das Team hat im Vergleich zu den Vorjahren einen massiven Schritt nach vorne gemacht. Dadurch wächst aber auch die Erwartungshaltung. Die Messlatte für 2010 liegt höher als zu Beginn dieser Saison. Ich sehe aber keinen Grund, warum wir nicht besser werden sollten. Wir sind immer noch ein junges Team", erläutert der Teamchef.
Vielleicht liegt aber genau in diesem Punkt das Problem: Die arrivierten Rennställe um Ferrari und McLaren-Mercedes werden 2010 sicherlich darauf bedacht sein, wieder in die erste Reihe zu fahren. "Das sind klasse Teams, die schon dieses Jahr einige starke Rennen hatten", so Horner über die Rivalen. "Andererseits wird es 2010 kein KERS geben, das wird einen Unterschied machen."
Einen solchen könnte im kommenden Jahr auch ein gewisser Sebastian V. herbeiführen: "Er ist ein sehr schneller Fahrer, dem nur eines fehlt: Erfahrung", hält Horner abschließend fest. "Er hatte eine tolle Saison und er wird immer besser. Ich denke, wir haben erst die Spitze von Sebastians Potenzial gesehen." Nach dem Eisberg-Prinzip schlummert da also noch einiges unter der Oberfläche...

