Vettel: "Unglaubliches Gefühl" im Motodrom

Youngster Sebastian Vettel über sein bevorstehendes Heimrennen in Hockenheim, die Hoffnungen für die zweite Saisonhälfte und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Im Jahr zwei nach Michael Schumacher hat Deutschland fünf Formel-1-Fahrer, der jüngste davon ist Sebastian Vettel. Vettel fährt derzeit für das Red-Bull-B-Team Toro Rosso und soll 2009 Teamkollege von Mark Webber bei Red Bull Racing werden. In Stein gemeißelt ist dies zwar noch nicht, aber alles andere wäre eine Überraschung.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel ist der jüngste der fünf deutschen Formel-1-Piloten

Gestern rührte Red Bull in Hockenheim für die Motocross-X-Fighters die Werbetrommel, als einer der X-Fighter-Artisten auf der Start- und Zielgeraden über einen Truck des Teams sprang. Vettel stellte sich auf diesen Truck und zeigte wegweisend zum Himmel, den er in den nächsten Jahren erstürmen will. Und dann packte ihn auch noch sein möglicherweise künftiger Teamkollege Webber auf die Schultern - was nicht geplant war. Anschließend stellte sich Vettel den Medien.#w1#

Angeblich keine Gespräche mit Red Bull

Frage: "Sebastian, wie weit sind denn die Vertragsverhandlungen mit Red Bull fortgeschritten, was nächstes Jahr angeht?"
Sebastian Vettel: "Noch gar nicht."

Frage: "David Coulthard hat gesagt, er möchte dich als perfekten Nachfolger..."
Vettel: "Gut, äußern darf sich ja jeder zu dem Thema. Das nennt man Meinungsfreiheit (schmunzelt; Anm. d. Red.)! Aber im Ernst, ich habe das auch gelesen und es macht mich auch stolz, dass er mich da gelobt hat, aber ich sehe das eigentlich eher nüchtern, denn in meiner nächsten Runde auf der Strecke macht mich das nicht schneller. Von daher muss ich weiter hart arbeiten. Jede Runde zählt - und an etwas anderes denke ich im Moment auch nicht."

Frage: "Wie war die Situation in Silverstone, als David dich rausgedreht hat? Bitter, oder?"
Vettel: "Es war natürlich bitter, denn wir hatten eine gute Ausgangsposition für das ganze Rennen, hatten genug Sprit an Bord. In der Hinsicht hätte alles gut laufen können. Aber manchmal ist es halt so. Es war ein Rennzwischenfall, wie das häufig in einem Rennen so ist. Er kam nachher zu mir und hat sich entschuldigt. Das respektiere ich sehr. Damit war das Thema eigentlich erledigt, denn in dem Moment waren wir beide aus dem Rennen raus. Es gibt also nichts mehr, was wir an der Situation ändern können. Zurückspulen können wir die Zeit nicht."

Sebastian Vettel und David Coulthard

Drama in Silverstone: David Coulthard kickt Nachfolger Sebastian Vettel raus Zoom

Frage: "Wird es dir langsam zu häufig, dass dich andere Fahrer rausdrehen?"
Vettel "Ich würde nicht sagen, dass ich eine Begabung dafür habe, immer der Getroffene zu sein. Ich glaube nicht an Glück oder Pech, sondern so was passiert manchmal - manchmal hat man es am Bein hängen und es lässt einen nicht los. Aber man muss da ganz normal sein Ding durchziehen. Was die anderen machen, liegt nicht in meiner Hand."

Frage: "Was ist dein Ziel für das Heimrennen in Hockenheim?"
Vettel: "Das Ziel ist ganz klar: Wir sind hier, um das Bestmögliche rauszuholen, und ich bin hier, um zu gewinnen. Das wird vielleicht ein bisschen schwierig, weil die anderen doch im Moment ein bisschen zu stark sind. Wir haben aber einen Schritt nach vorne gemacht. Das stimmt mich zuversichtlich. Ich kann das Auto hier testen. Es ist interessant, das erste Mal mit einem Formel-1-Auto auf dieser Strecke zu fahren. Sie kommt einem doch sehr klein vor, wohingegen sie mir früher sehr groß vorkam. Aber es macht Spaß und ich freue mich auf nächste Woche."

Was wäre in Silverstone drin gewesen?

Frage: "Hoffst du auf Regen? In Silverstone haben viele gesagt, dass du bei Regen auf das Podium fahren kannst..."
Vettel: "Wie gesagt: Ich war nach einer Runde draußen - von daher kann man nicht viel dazu sagen. Man weiß es nicht, was passiert wäre. Wir waren mit Sicherheit von der Spritladung her gut unterwegs, von der Strategie gut sortiert. Es hat eben nicht hingehauen."

"Wenn man den anderen Experten glauben kann, dann heißt es ja, dass es in Zukunft wegen der globalen Erderwärmung immer mehr Chancen auf Unwetter gibt, was auch Regen mit einschließt. Vielleicht erleben wir also in Zukunft mehr Regenrennen (lacht; Anm. d. Red.). Ich hätte nichts dagegen. Am Wetter können wir nichts ändern - wir müssen es so nehmen, wie es kommt. Von daher ist mir das egal. Ich kenne die Strecke hier in- und auswendig, sowohl im Trockenen wie auch im Regen. Das sollte schon gut passen."

Sebastian Vettel

Flieger, grüß mir die Sonne: Sebastian Vettel bei den Motocross-X-Fighters Zoom

Frage: "Was ist mit dem neuen Auto in der zweiten Saisonhälfte zu erwarten?"
Vettel: "Es ist schwierig, da eine Zahl zu nennen. Ich denke, unser Ziel muss es sein, konstant ins dritte Qualifying zu kommen. Wenn wir das schaffen können, wäre das ein großer Schritt, und ich hoffe, dass wir es im Rennen unterstreichen - sprich: immer in die Top 10 fahren - können. Das ist das Ziel, wenn man eine Zahl angibt: ein paar Punkte zu holen."

Frage: "Bekommt ihr für Hockenheim neue Teile oder ist das Auto auf gleichem Stand wie in Silverstone?"
Vettel: "Mehr oder weniger Stand Silverstone. Es gibt ein paar neue Sachen, aber nichts Revolutionäres. Es gibt ja auch Verschleißteile wie Reifen - neue Reifen werden wir schon haben! Sonst kommt aber im Grunde genommen nichts wirklich Neues."

Frage: "Ihr seid in der Regel zumindest einen Entwicklungsschritt hinter Red Bull Racing - oder habt ihr inzwischen ein komplett baugleiches Chassis wie sie?"
Vettel: "Nein, es gibt schon noch einige Unterschiede."

Spannender Dreikampf um den Titel

Frage: "Es gibt in diesem Jahr viele Wellenbewegungen, auch bei den Fahrern an der Spitze. Liegt das an den schwierigen Bedingungen bei manchen Rennen oder siehst du einen anderen Grund dafür?"
Vettel: "Das ist schwer zu sagen. Ich bin kein Experte und schaue auf mich selbst. Klar beobachtet man den Kampf an der Spitze immer ein bisschen mit, aber was die Ursache war, dass es beim einen oder anderen Fahrer noch nicht geklappt hat, weiß ich jetzt nicht genau. Es ist doch schön: Im Moment haben wir drei Führende mit 48 Punkten, Robert (Kubica; Anm. d. Red.) ist mit 46 Punkten auch dran. Für die Zuschauer könnte es nicht besser sein. Ich würde mir wünschen, ein paar mehr Punkte auf dem Konto zu haben, aber ich habe ja noch die Hälfte des Jahres vor mir."

Frage: "Hockenheim ist dein Heimrennen. Hast du da von den Zuschauern her mehr Druck als sonst oder lässt dich das kalt?"
Vettel: "Das klingt jetzt ein bisschen hart, wenn ich sage, das lässt mich kalt, aber ich denke nicht, dass einem das mehr Druck gibt, sondern eher Vertrauen und ein Sicherheitsgefühl. Die Leute geben hoffentlich richtig Gas und feuern einen an. Dann strengt man sich vielleicht ein bisschen mehr an und ist befreiter. Der Druck, den ich habe, der kommt von innen - da ist es mir egal, was jemand von außen sagt. Ich bin schon sauer auf mich selbst, wenn ich nicht das erreiche, was ich erreichen will."

Sebastian Vettel

Hockenheim-Test: Sebastian Vettel erstmals im Formel 1 auf der Heimstrecke Zoom

Frage: "Ist das Heimpublikum etwas, woran du nach dem Rennen mehr denkst als wärend des Rennens?"
Vettel: "Im Rennen bekommt man von den Zuschauern ehrlich gesagt nicht viel mit. Da ist man so konzentriert. Die Rennen sind heutzutage so schnell, dass man jede Runde pusht. Es hängt davon ab, wie viele Stints man fährt, aber jede Runde zählt, also muss man immer sein Bestes geben. Es ist dann aber ein schönes Gefühl, wenn man ein gutes Rennen mit Punkten hatte und dann das Publikum wahrnimmt, natürlich noch mehr beim Heimpublikum."

Frage: "Ist dir eine der beiden deutschen Strecken - Hockenheim und Nürburgring - lieber als die andere?"
Vettel: "Von der Strecke her sind beide sehr gut, sehr herausfordernd. Auf dem Nürburgring geht es mehr auf und ab, während der Hockenheim ein paar schwierigere Kurven hat. Hier in Hockenheim ist das Motodrom sehr schön - das ist mit einem Formel-1-Auto ein unglaubliches Gefühl. Ich freue mich auf beide, habe keinen echten Favoriten. Hockenheim liegt näher bei meiner Heimat. Vielleicht ist das ein kleiner Vorteil. Außerdem ist das Wetter in Hockenheim meistens besser, denn in der Eifel ist Regen sehr wahrscheinlich. Andererseits stört mich Regen ja nicht wirklich."

Schönes Wetter für die Fans

Frage: "Du bist der jüngste von fünf deutschen Fahrern. Spürst du eine spezielle Verbindung zu den Fans?"
Vettel: "Das Ziel ist, der Schnellste der Deutschen zu sein. Ich hoffe auf ein gutes Rennen, das auch den Zuschauern gefällt. Für mich selbst wünsche ich mir ein gutes Resultat und ich hoffe auf gutes Wetter, denn Regen wäre nicht so schön. Es wird bestimmt ein toller Event, denn wir haben einen sehr knappen Kampf an der Spitze und hinten geben wir immer unser Bestes. Wie es mir emotional gesehen ergehen wird, das kann ich erst nach dem Rennen sagen."

Frage: "Du hoffst auf ein trockenes Rennen, ehrlich?"
Vettel: "Zumindest öffentlich, ja (grinst; Anm. d. Red.)!"

Frage: "Sébastien Bourdais ist nicht der größte Fan eures neuen Aeropakets. Kam es deinem Fahrstil von Anfang an entgegen?"
Vettel: "Hat er die Flagge gehisst und draufgeschrieben 'Ich bin kein Fan'? Das neue Aeropaket ist ein großer Schritt nach vorne. Soweit ich mich entsinnen kann, hat er das damals auch so bestätigt."

"Das Ziel ist, der Schnellste der Deutschen zu sein." Sebastian Vettel

Frage: "Du hattest also keine Probleme? Kein Untersteuern, kein fehlender Grip?"
Vettel: "Man ist nie hundertprozentig zufrieden mit dem Auto. Irgendwann kommt man aber an einen Punkt, wo man es so nehmen muss, wie es ist. Wir haben hier genug Zeit, das Ganze auszutesten. Das sollte schon passen. Wo wir dann am Rennwochenende stehen, das werden wir dann sehen."

Frage: "Auf welche der noch verbleibenden Rennstrecken freust du dich am meisten?"
Vettel: "Erstmal auf Hockenheim, aber ich mag eigentlich alle Rennstrecken - ich habe auf jeder Rennstrecke etwas, was mir sehr gut gefällt. Monza ist eine Rennstrecke mit einer alten Seele, mit einem alten Charakter. Das merkt man und das macht sehr viel Spaß, auch wenn man sagen könnte, dass es nur Geraden sind. Trotzdem hat es was. Spa ist eine fantastische Rennstrecke, keine Frage. Ansonsten ist der Hungaroring ein bisschen eine Micky-Maus-Strecke, aber dort ist die Herausforderung, dass es keine lange Gerade gibt, um ein bisschen zu verschnaufen. Zwei Stadtkurse kommen noch, Valencia und Singapur, davon ein Nachtrennen. Ich freue mich auf jedes einzelne Rennen."