• 27.10.2013 12:08

  • von Stefan Ziegler

Vettel über Vettel: "Das hätten wir uns nicht träumen lassen!"

Der nun viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel über Sebastian Vettel: Wie er wurde, was er ist, und warum er viel lieber tief- statt hochstapelt

(Motorsport-Total.com) - 26 Jahre jung, meist ein verschmitztes Grinsen im Lausbuben-Gesicht, hin und wieder einen Dreitage-Bart. Das ist Sebastian Vettel. Und jetzt ist er auch noch ein viermaliger Formel-1-Weltmeister. Das ist selbst für ihn persönlich nur schwer zu glauben. Denn eigentlich hat alles als Hobby angefangen. Und damals, so sagt Vettel heute, war die Formel 1 noch nicht mal ansatzweise als Ziel auszumachen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Für diese Geste ist er bekannt: Sebastian macht bei einem Sieg den "Vettel-Finger" Zoom

"Als ich damals angefangen habe, hätten wir uns das nicht träumen lassen. Ich bin mit meinem Vater zu den Rennen gefahren. Dann war auch die gesamte Familie dabei. Irgendwann wurde die Sache eine Nummer größer, ernster und auch schneller. Du nimmst es einfach Schritt für Schritt", erklärt Vettel, der dieser Philosophie bis heute treu geblieben ist. Allzu weit nach vorn denkt er nämlich nicht.

Obwohl sein Punktevorsprung in der Fahrerwertung in diesem Jahr schon gewaltig war, hat sich der Deutsche nie besonders weit aus dem Fenster gelehnt und schon gar nicht von einer "klaren Sache" gesprochen. "Da gäbe es sicher viele, die sich darüber aufregen würden", meint er. "Sagt man aber, man hält den Ball flach, regen sich ebenfalls einige Leute darüber auf." Doch Vettel lässt sich nicht verbiegen.

Formel 1 ist Teamsport

In all den Jahren ist er sich, wie er sagt, immer treu geblieben. "Ich sage das, woran ich glaube", so der nun viermalige Formel-1-Weltmeister. Mit dieser Herangehensweise hat er sich erst kürzlich bei der Konkurrenz in die Nesseln gesetzt .Sie erinnern sich an den "Eier"-Spruch? Den hat Vettel danach aber relativiert. Er verweist auf das immense Teamwork, das seinen Erfolg erst möglich gemacht hat.

"Die Formel 1 ist ein Teamsport", betont er. "Das Team gibt wirklich alles. Du hast wiederum das Gefühl, dass du ebenfalls Vollgas geben musst. Ich bin ja ein Teil dieses Teams und muss auch meinen Beitrag leisten. Deshalb geht man schon sehr gewissenhaft vor, um das richtige Setup zu finden. Das Team versucht natürlich, dich bestmöglich zu unterstützen. Und ich liebe, was ich tue."


Fotostrecke: Der Weltmeister ganz persönlich

Alles, um einmal den Erfolg zu genießen, wenn sich dieser dann auch einstellt. Wie in Indien. Und Vettel schwärmt: "Es sind Tage wie diese, an denen du aus dem Auto kommst und das Auto hat sich fantastisch angefühlt. Das ist die größte Belohnung, die du kriegen kannst. Du willst daher immer einhundert Prozent geben", hatte er schon nach dem für ihn hervorragenden Qualifying gesagt.

Alles geben für das große Ziel

Und so wie auf dem Buddh International Circuit läuft es schon seit geraumer Zeit für Vettel: Nur er hat seit der Formel-1-Sommerpause Rennen gewonnen, niemand sonst. Die zweite Saisonphase - sie scheint fest in Vettels Hand. Warum, das kann sich auch der 26-Jährige nicht erklären: "Ich gebe mir ja auch im ersten Abschnitt des Jahres alle Mühe. Ich sehe nicht, warum ich nun besser fahren sollte."

Da ist auch wieder der Teamgedanke, wenn Vettel hinzufügt: "Wir haben als Team sehr hart und bewusst an unserer Fitness gearbeitet. Für alle Teams ist es eine sehr lange Saison. Und wir wollen sicherstellen, dass uns am Ende nicht die Puste ausgeht. Und wenn du einmal nicht einhundert Prozent gibt, bist du enttäuscht, dass du nicht einhundert Prozent gegeben hast", erklärt Vettel.


Fotos: Vettel-Fanklub-Party


Den Gegnern bloß keine Angriffsfläche bieten, auch wenn er in den vergangenen Jahren schon sehr viel gewonnen hat. "Da gibt es aber kein Geheimnis und auch keine geheime Vorbereitung", sagt der Red-Bull-Fahrer. "Ich denke, wir alle haben da eine gewisse Routine. Ich gehe jedenfalls nicht mit dem Gedanken ins Rennen, dass es 'der große Tag' sein könnte. Ich konzentriere mich einfach nur."

Wie im Kartsport, so in der Formel 1

Er sehe die Formel 1 und die entscheidenden Momente in einer Saison sehr gelassen. Vor allem mit der Erfahrung von mittlerweile vier gewonnenen WM-Titeln. "Beim Finale willst du einfach nur dein Bestes geben. Wenn es reicht, gut. Wenn du dein Bestes gibst und es reicht nicht, dann liegt es nicht alleine am letzten Rennen", meint Vettel. Eine Philosophie, die er ebenfalls schon seit Langem hat.

Doch seit den Tagen im Kartsport hat sich vieles verändert für den aus Heppenheim stammenden Rennfahrer - oder nicht? Vettel: "Statt weiter mit Karts zu fahren, sitzen wir heute halt in größeren Autos und fahren auf Strecken, an denen mehr Leute zuschauen. Der Kern der Sache ist also gleich geblieben." Und seine Faszination am Motorsport und an der Formel 1 sei im Gegenteil sogar noch gewachsen.

"Es ist die Leidenschaft, die uns Rennfahrer antreibt. Die Liebe für den Sport, die wir alle in uns tragen. Wir lieben es, uns diesen Herausforderungen zu stellen, diese Autos zu bändigen", sagt Vettel, der lockere Junge von nebenan. Mit einem Grinsen fügt er hinzu: "Zum Glück trage ich beim Fahren einen Helm und ihr sehr mein Gesicht nicht. Das sieht nicht immer ganz entspannt aus..."