• 10.07.2011 01:16

  • von Dieter Rencken

Vettel über Ferrari-Performance: "Es wird kein Zuckerschlecken"

Sebastian Vettel erklärt, weshalb es diesmal nicht für die Pole-Position gereicht hat und er selbst die abgeschlagenen McLaren nicht abschreiben will

(Motorsport-Total.com) - Beim Qualifying zum Grand Prix in Silverstone reichte es für Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel zum zweiten Mal in dieser Saison nicht zur Pole-Position. Wie bereits in Barcelona musste er sich seinem Teamkollegen Mark Webber geschlagen geben. Auf der Pressekonferenz sprach Vettel über das knappe Qualifying, die Aussichten fürs Rennen und die Diskussionen über die Regeländerungen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

In Silverstone geht Vettel hinter seinem Teamkollegen ins Rennen

Frage: "Sebastian, dein Teamkollege steht vor dir. An den Regeländerungen kann es nicht gelegen haben?"
Sebastian Vettel: "Nein, ich glaube daran liegt es nicht. Bis zur letzten Kurve war ich mit meiner Runde zufrieden. Dort wollte ich ein bisschen zu viel kam in den Limiter und brauchte etwas zu lange, bis ich den nächsten Gang drin hatte. Da habe ich etwas Zeit verloren, ansonsten hätte es gereicht. Aber hätte, wenn und aber zählt nicht. Trotzdem denke ich, dass es eine gute Position ist. Vor allem nach dem ganzen Gerede war es eine gute Antwort. Wir schauen auf morgen, da haben wir ein langes Rennen, in dem viel passieren kann."

Frage: "War es für dich heute wegen den wechselhaften Bedingungen eine Art Glücksspiel?"
Vettel: "Ich glaube nicht, dass es eine Lotterie war. Es war aber natürlich auch nicht einfach. Als es anfing zu regnen, hätten sich in Q3 alle außer Mark gewünscht, noch einmal angreifen zu können. Alle hatten aber nur eine Chance und er hat das Beste daraus gemacht.

Frage: "In Barcelona hatten wir eine ähnliche Situation. Dort war die Startaufstellung genauso und du hast später gewonnen. Zusätzlich dazu sagt die Statistik, dass hier nur 16 von 44 Polesittern gewonnen haben. Wie beruhigend ist es so etwas zu wissen?"
Vettel: "Die Statistik kann man immer so drehen und wenden, dass es einem passt. Es kann viel passieren und im Qualifying war es bereits sehr eng. Ich denke, dass es auch im Rennen sehr knapp sein wird. Die Reifen werden eine große Rolle spielen."

Frage: "Es sieht so aus, als ob Ferrari am meisten von der Regeländerung profitiert hätte?"
Vettel: "Vom Profitieren kann man noch nicht reden. Dafür ist es noch zu früh. Das morgige Rennen wird uns darüber mehr Aufschluss geben."

Frage: "Wie froh bist du, dass du dich nach dieser unsäglichen Diskussion endlich ins Auto setzen kannst?"
Vettel: "Es ist für uns die schönste Zeit, denn dann wird aufgehört zu reden. Es hat sich doch ein paar Mal gedreht. Wenn wir ins Lenkrad greifen können, haben wir unsere Ruhe und das macht am Ganzen auch am meisten Spaß."

Frage: "Das Interessante ist immer, dass entweder Ferrari oder McLaren ganz stak sind. Dieses Mal sieht es wieder nach Ferrari aus. Die McLaren sind ganz weit weg. Wie nehmt ihr das auf?"
Vettel: "Man muss das immer mit ein wenig Abstand betrachten. Im ersten Moment neigt man dazu, gleich das Fazit zu ziehen. Das Qualifying war in diesem Jahr hier und da sehr aufschlussreich, andererorts nicht so sehr. Ich denke, dass Rennen wird da mehr zeigen, wer wie stark ist. Ich glaube, dass man niemanden unterschätzen darf. Es gab Leute, die von ganz hinten losgefahren sind und im Rennen ganz nach vorne gekommen. Je nachdem, wie man mit den Reifen haushält, kann in dieser Hinsicht viel passiere. Ich bin da eher zurückhaltend und warte den Sonntag ab."

Frage: "Wie viel Respekt muss man vor den Ferrari auf den Plätzen drei und vier vor dem Rennen haben?"
Vettel: "Sehr viel. Man hat in den letzten Rennen gesehen, dass Ferrari im Renntrimm sehr stark war. Im Qualifying war es sehr eng und deshalb wird es auch morgen im Rennen sehr knapp. Es wird kein Zuckerschlecken."

Frage: "Sind das auf Sicht die größten Konkurrenten für den Rest der Saison?"
Vettel: "Man kann da noch nicht vom Rest der Saison sprechen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg mit vielen verschiedenen Rennstrecken. Das kann sich immer verändern. Man kann auch die Leute, die etwas weiter hinten stehen, nicht abschreiben"

Frage: "Es war einiges los im Vorfeld des Qualifyings und die Bedingungen waren schwer. War es der größte Druck, der während einer Sitzung in diesem Jahr auf dir lastete?"
Vettel: "Ich würde nicht sagen, dass es der größte Druck war, aber ich denke, dass es eine schwierige Session mit wechselhaften Bedingungen war. Wenn es hier zu regnen beginnt, kann es in der verschiedenen Teilen der Strecke sehr unterschiedlich sein und es ist sehr schwierig zu sehen, ob es nass, feucht oder in Ordnung ist. Du verlässt dich wirklich auf die Outlap oder die vorangegangene Runde und wenn du mit Vollgas ankommst und es immer noch feucht ist, kommst du sehr leicht von der Strecke ab."

"Im Großen und Ganzen war es nicht einfach, aber am Ende war es trocken. Schade, dass wir keinen zweiten Anlauf mehr machen konnten. Ich hätte Mark gerne noch einmal herausgefordert, aber ich glaube, dass er eine gute Runde hatte und es heute ein sehr gutes Resultat für uns war. Vor allem mit den vielen Diskussionen hier, mit denen wir ins Qualifying gingen und ins Rennen gehen, ist es gut, dass wir immer noch vorne stehen und immer noch schnelle Rundenzeiten hinbekommen. Wir sind ziemlich glücklich. Morgen kann alles passieren. Ich denke, dass dieser Kurs hart zu den Reifen ist, also müssen wir abwarten, was morgen für uns herausspringt."

Frage: "Wie sehr nervt es, wenn man eine Viertelstunde vor dem Qualifying noch nicht weiß, welche Motoreinstellung man fahren darf?"
Vettel: "Ich glaube, dass man das ausblenden muss. Denn im Endeffekt hat das mich nicht zu interessieren und ändern kann man es nicht. Was man änder kann, ist wenn man ins Lenkrad greift und versucht alles zu geben, dass man da auch wirklich alles rausholt. Ob der Auspuff dann etwas mehr angeblasen wird oder nicht, ist nicht so entscheidend. Das einzige, was gefällt werden sollte, ist ein Urteil oder Regel, die dann auch wirklich bestand hat. Das würde uns Fahrern und sicherlich auch den Zuschauern gefallen, damit man weiß, woran man ist."


Fotos: Großer Preis von Großbritannien


Frage: "Wie in jedem Rennen in diesem Jahr startest du aus der ersten Reihe. Wenigstens hat das geklappt."
Vettel: "Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Ich denke, dass es wichtig ist, sich vorne zu qualifizieren und es war keine einfache Session. Mit den wechselnden Bedingungen war es einfach von der Ideallinie abzukommen oder ins Kies zu fahren, wie es Fernando passiert ist. Alles in allem war es eng. Da war nicht viel zwischen den Autos. Aber es war ein guter Schritt heute."

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel führt die WM-Wertung souverän an Zoom

"Wir haben kühlen Kopf bewahrt, es gab viele Diskussionen und die gibt es wahrscheinlich immer noch. Wir sind froh, wenn wir ins Auto springen können, weil wir dann arbeiten und uns auf die wirklich wichtigen Dinge besinnen können. Morgen liegt ein langer Weg und ein langes Rennen vor uns. Ich denke, dass die Reifen unglaublich wichtig sein werden. Man wird auf sie aufpassen müssen und dies ist eine harte Strecke für. Zusätzlich konnten wir am Freitag keine Erfahrungen sammeln, da es nass war. So wird es morgen vom Start weg bisschen eine Fahrt ins Ungewisse."

Frage: "Wie gut ist das Team vorbereitet?"
Vettel: "Genauso vorbereitet, wie wenn man am Freitagmorgen angekommen wäre, würde ich sagen. Nun wissen wir ein bisschen mehr, aber niemand konnte wirklich einen echten Run machen. Du kannst die Zeit, die du an einem ganzen Freitag verlierst, mit dem bisschen Fahren am heutigen Morgen und im Qualifying aufholen. Im Qualifying ist es eine komplett andere Herangehensweise. Es ist eine gezeitete Runde, die zählt und keine ganze Distanz. Also müssen wir abwarten und werden während dem Rennen dazulernen."

Frage: "Viele Leute haben gesagt, dass es morgen ein ziemlich lebhaftes Rennen wird. Es wird einige Positionsveränderungen geben. Siehst du das genauso?"
Vettel: "Das werden wir sehen. Ich denke, dass überholen hier nicht einfach ist. Das war es hier nie. Es gibt eine DRS-Zone. Wir werden sehen, ob das funktionieren wird oder nicht. Ich denke, dass es ziemlich schwierig wird. Es ist keine einfache Aufgabe, das zu schaffen. Auf der einen Strecke ist es zu einfach und auf der anderen hilft es überhaupt nicht. Ich denke, wir werden es wissen, wenn wir hier gefahren sind und nehmen diese Erfahrung dann ins nächste Jahr mit, wo es uns helfen wird. In diesem Jahr ist es auf jeder Strecke unterschiedlich. Die Kurven vor der DRS-Zone sind sehr entscheidend, also müssen wir abwarten. Ich denke, dass wir einige Überholmanöver sehen werden, definitiv mehr als im vergangenen Jahr und den Jahren davor."


Frage: "Du hast gestern erwähnt, dass die Boxeneinfahrt ein Thema bei der Fahrerbesprechung sein wird. Was ist dabei herausgekommen?"
Vettel: "Einige Fahrer hielten es nicht für nötig, dort 100 km/h zu fahren. Wir hatten nun die Gelegenheit und ich betrachte es als möglich, aber angenehm ist es nicht, besonders wenn es nass ist, war es beängstigend. Die Mehrheit sagte aber nichts, also blieben wir bei 100 km/h."

Sebastian Vettel, Mark Webber, Fernando Alonso

Trotz der Regeländerungen reichte es für Red Bull für die Plätze eins und zwei Zoom

Frage: "Bislang waren wir es gewohnt, dass ihr durch Copse fahrt und danach ein wilder Ansturm auf Stowe folgt. Nun sind wir in einem ganz anderen Streckenabschnitt. Ihr habt nun eine andere Streckenskizze vor euch. Wie unterscheidet sich die Startprozedur für euch?"
Vettel: "In einer gewissen Hinsicht ist es ein ganz anderer Kurs. Normalerweise begannen wir eine Runde, wo wir eine lange Gerade bis Copse hatten, worauf der erste Sektor folgte. Danach musstest du deinen Kopf wieder gerade bekommen. Nun ist es anders. Erst gibt es eine schnelle Kurve zu Beginn und danach folgt ein langsamer Rundenanfang und es fühlt sich falsch an, wenn du bei Copse ankommst und du erst die halbe Runde absolviert hast."

¿pbvin|512|3850||0|1pb¿"Dann kommst du auf die Hangar Straight und nach dem schnellen Abschnitt ist deine Runde beinahe zu Ende. Am Ende gewöhnst du dich daran, aber es herrschte viel Tradition auf dem alten Verlauf. Ich mochte ihn wirklich. Ich mag ihn immer noch, weil ich denke, dass der Charakter immer noch da ist, aber natürlich musst du auf einige Teile verzichten, um neue zu bekommen."

Frage: "Ihr seid auf einem Kurs, der euren Team liegen sollte, im Qualifying 117 Tausendstel schneller gewesen. Glaubst du, dass es ein Indikator für den Rest der Saison sein könnte, da das Qualifying euer größter Vorteil im Vergleich zu eurer Konkurrenz war?"
Vettel: "Wir dürfen nicht nachlassen und müssen weiter Gas geben. Das ist auch das, was die anderen Teams machen, um aufzuholen. Das müssen wir auch tun, um unsere Position zu behaupten, sonst werden wir sie verlieren. Natürlich unterscheidet es sich von Strecke zu Strecke, aber wir müssen weiterhin hart arbeiten."

Frage: "Es wurde einiges über Lewis Hamiltons Fahrstil gesagt. Wie würdest du reagieren, wenn man dich in dieser Art und Weise kritisieren würde?"
Vettel: "Es kommt ganz darauf an, wie du damit umgehst. Wenn dich Leute kritisieren, liegen sie manchmal falsch und manchmal haben sie recht. Es kommt darauf an, wofür sie dich kritisieren. Schlussendlich musst du lernen, damit umzugehen. Ich bin sicher, dass sich Lewis dessen bewusst ist und in der Vergangenheit mit einigen Situationen gut umgegangen ist. Er war schon immer schnell unterwegs und das ist das Wichtige, was für uns von Bedeutung ist."