Vettel: "Man kann mit dem Simulator tatsächlich trainieren"

Der Simulator ist ein wichtiges Hilfsmittel in der Formel 1 geworden - Weltmeister Sebastian Vettel beschreibt die Vorteile aus Fahrersicht

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 wurden in den vergangenen Jahren die Testfahrten immer weiter zurückgeschraubt. Vor der Saison 2011 gab es genau 15 offizielle Testtage, an denen sich die Fahrer und Teams vorbereiten konnten. Das ist nicht viel, wenn man die technische Komplexität der Boliden betrachtet. Aber auch für die Fahrer ist die Zeit im Auto sehr knapp. Speziell Neulinge kommen im Vergleich zur Vergangenheit kaum zum Fahren und brauchen einfach länger, um sich an die Königsklasse anzupassen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Trotz Simulator fährt Sebastian Vettel viel lieber auf der Rennstrecke

Daher entwickelten die Teams die Simulatoren, bei der die Fahrer die Abläufe im Cockpit verinnerlichen, aber auch neue Strecken lernen können. Außerdem wird im Simulator auch an der Abstimmung gefeilt. Einige Teams haben noch keine ausgeklügelten Simulatoren. Bei McLaren und Red Bull funktioniert dieses technische Hilfsmittel hingegen sehr gut.

Sebastian Vettel saß über den Winter auch viel Zeit im Simulator. Da es mit KERS und dem verstellbaren Heckflügel zwei neue Bedienelemente im Cockpit gibt, konnte der Deutsche die Abläufe bereits vorab verinnerlichen. "Gerade vor Saisonbeginn nutzt man die Zeit, weil die echten Tests ja so beschränkt sind."

"Es ist für uns die einzige Möglichkeit, schon in den Rhythmus zu kommen, was die Bewegungsabläufe angeht, wir haben jetzt wieder ein paar Knöpfe mehr auf dem Lenkrad" wird der Weltmeister vom 'Red Bulletin' zitiert. "Anderseits kann man damit auch tatsächlich trainieren."

"Der Ablauf kommt dem auf der Strecke schon sehr nah. Gerade um neue Strecken kennenzulernen, ist der Simulator heute unersetzbar. Man kommt dann auf die echte Strecke und weiß genau, was zu tun ist. Man braucht dann bloß noch zwei oder drei Runden, um die Feinheiten auszumachen."

¿pbvin|512|2566|vettel simulator melbourne|0|1pb¿Die Arbeit an der Abstimmung des Boliden ist ebenfalls wichtig. Da die Reifensätze am Rennwochenende begrenzt sind, ist es gut, wenn das Team bereits eine Basisabstimmung hat und sich nur noch auf Feinheiten und die spezifische Situation einstellen muss. Die Autos werden selten an einem Rennwochenende noch radikal umgebaut.

"Das ist eben die Frage, wie gut dann der Simulator wirklich ist", so Vettel. "Es hängt von so vielen Faktoren ab, allein wie man die Strecke in den Simulator packt, ob jede Bodenwelle stimmt, das Gefälle und so weiter, ob das Auto dann ebenso reagiert wie in echt. Wenn man dann wirklich sagt: Stabi rauf und Stabi runter, ein bisschen härter, ein bisschen weicher, oder die Flügeleinstellung ein bisschen verändert ...das trifft dann meistens schon den Punkt. Man kann vom Set-up her manche Dinge von vornherein aussortieren."


Fotos: Red Bull, Testfahrten in Barcelona


Der dreifache Weltmeister Niki Lauda hatte zu seiner aktiven Zeit nicht diese Möglichkeiten. Damals analysierte der Österreicher das Auto und die Strecke mit seinem Gefühl und stimmte danach sein Auto ab. Deshalb fragt sich der 62-Jährige: "Aber der beste Simulator kann nicht die Kräfte darstellen, die dann tatsächlich auf dich einwirken werden. Und Fitnesstrainer ist er natürlich auch keiner ..."

"Das Fehlen der Kräfte ist ein wesentlicher Unterschied zum richtigen Leben", hält Vettel fest. "Na ja, vielleicht ist es gut so, sonst könnten wir gleich auf Simulatoren gegeneinander fahren."