• 03.11.2012 19:02

Vettel: "Lewis war außer Reichweite"

Sebastian Vettel spricht über sein Problem am Ende des Qualifyings in Abu Dhabi und betont, dass er das Rennen gewinnen will: "Kann nicht nur auf einen Fahrer achten"

(Motorsport-Total.com) - Die Alarmglocken schrillten bei den deutschen Formel-1-Fans auf, als Sebastian Vettel am Ende des heutigen Qualifyings in Abu Dhabi ausrollte, denn sollte sich herausstellen, dass zu wenig Benzin im Tank war oder der Motor gewechselt werden muss, blüht dem WM-Führenden eine Rückversetzung in der Startaufstellung. Lewis Hamilton kann davon ein Liedchen singen. Aber Vettel ist optimistisch, dass ihm dieses Schicksal nicht droht, und geht mit einer kämpferischen Einstellung in den morgigen Grand Prix.

Titel-Bild zur News: Heikki Huovinen und Sebastian Vettel

Sebastian Vettel während der Pressekonferenz nach dem Qualifying Zoom

Frage: "Sebastian, du hattest heute Morgen offensichtlich ein Problem mit den Bremsen und wir haben gerade gesehen, wie du auf der Strecke stehen geblieben bist. Aber du bist Dritter, zumindest das konntest du retten. Wie fühlst du dich jetzt?"
Sebastian Vettel: "Ich weiß nicht, warum ich gebeten wurde, stehen zu bleiben. Ich denke, wahrscheinlich irgendein Problem. Es sollte nichts Dramatisches sein."

"Heute Morgen war offensichtlich nicht ideal, dass wir nicht fahren konnten. Also erhielten wir nicht die Antworten, auf die wir gehofft hatten. Trotzdem fanden wir uns heute Nachmittag ganz gut zurecht und die Pace war da, aber die McLarens, vor allem Lewis, sind sehr schnell. Die waren heute außer Reichweite."

Optimistisch für das Rennen

"Ich bin nicht ganz zufrieden mit meinem Qualifying - der letzte Teil war ziemlich schwierig für mich. Ich denke, ich hätte ein bisschen schneller sein sollen, aber ob es gereicht hätte, um Mark zu schlagen? Offensichtlich steht das auf einem anderen Blatt Papier, aber alles in allem können wir denke ich ganz zufrieden sein. Die Rennpace für morgen sollte gut sein. Wir wissen, dass es hier ein langes Rennen ist und viel passieren kann, daher freue ich mich auf morgen."

Frage: "Wenn zu wenig Sprit drin war oder irgendwas am Motor ist, wäre das nicht gut für die Startaufstellung. Bist du besorgt?"
Vettel: "Nein. Zu wenig Sprit ist glaube ich nicht das Problem. Wir haben genug Runden gefahren, um genug Sprit reinzumachen. Man hat mir auch noch gesagt, dass ich relativ zügig zurückkommen soll, was komplett dagegen spricht, dass wir am Limit waren. Was genau es war, weiß ich jetzt noch nicht, aber wenn du dann mal aufhörst zu fragen, werde ich mich auf den Weg machen, um es rauszufinden."

Frage: "Und der Motor fühlte sich normal an?"
Vettel: "Ja, alles normal, bis dahin kein Problem. Ich bekam dann relativ kurz und knapp den Funkspruch, das Auto anzuhalten."

Sebastian Vettel

Auf der Strecke sicherte sich Sebastian Vettel heute den dritten Startplatz Zoom

Frage: "Ist das jetzt so ein Moment, vor dem du immer gewarnt hast, wenn du gesagt hast: 'Mensch, wir müssen alle ruhig bleiben und müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren!'"
Vettel: "Ich glaube, es gibt zunächst mal keinen Grund, nicht ruhig zu sein. Das Qualifying lief für uns in Anbetracht dessen, dass wir heute Morgen nicht so viel fahren konnten, wie wir wollten, gut, aber so ist das manchmal."

"Trotzdem glaube ich, dass wir uns über das Qualifying gesteigert haben - bis zum Ende wurden wir immer schneller. Die letzte Runde war wahrscheinlich nicht ganz ideal und das ärgert mich wahrscheinlich am meisten, aber für morgen ist alles drin. Das Ziel ist morgen, nach vorne anzugreifen und McLaren zu schlagen, was mit Sicherheit schwer genug wird, weil die das ganze Wochenende schon stark unterwegs sind."

Gelassen in die Nacht

Frage: "Wie ruhig wirst du schlafen?"
Vettel: "Ich denke, so wie immer. Das Rennen ist ja noch ein bisschen weg. Natürlich ist man vor dem Rennen aufgeregt und nervös - ich glaube, das ist normal und das muss auch so sein. Aber das Ziel ist, ein ganz normales Rennen zu fahren und uns auf uns zu konzentrieren. Was die anderen machen, haben wir nicht in der Hand. Deswegen versuchen wir, die Dinge nicht zu verkomplizieren."

Frage: "Du siehst besorgt aus, oder täuscht der Eindruck?"
Vettel: "Nein. Ich bin ein bisschen verärgert, weil die letzte Runde nicht ganz ideal war, aber besorgt bin ich nicht. Man muss nicht besorgt sein, wenn man auf dem dritten Platz steht."

Frage: "Ein Funkspruch 'Stell sofort das Auto ab, komm dann schnell wie möglich zurück, aber mach aus' kommt selten und hat meistens einen Grund."
Vettel: "Ja, hat einen Grund, mit Sicherheit. Ich bin davon überzeugt, dass es nicht grundlos passiert. Warum es so ist, das weiß ich jetzt noch nicht. Ich bin aus dem Auto raus, in die Pressekonferenz - und jetzt stehe ich hier. Ich hatte noch nicht die Möglichkeit, mit dem Team zu reden. Es ging alles sehr schnell. Ich erhielt den Funkspruch, das Auto abzustellen, was ich tat. Dann habe ich die Kabel abgestöpselt und auf ein Taxi gewartet."

Frage: "In Q1 hast du die Mauer ein bisschen berührt. Hatte das irgendwelche Auswirkungen auf deinen Kopf für den Rest des Qualifyings?"
Vettel: "Es war die erste Runde. Ich war ein bisschen knausrig am Ausgang von Kurve 19 und ich streifte die Mauer ein bisschen, also kein wirklich harter Kontakt. Das war kein Problem für das Auto."

Frage: "Platz drei ist normal eher kein Grund zur Freude, aber wenn Fernando Alonso auf Platz sieben steht, lässt sich damit ganz gut leben, oder?"
Vettel: "Auch sonst ist ein dritter Platz keine schlechte Ausgangsposition. Mit meiner Runde im letzten Qualifying war ich nicht ganz zufrieden, der zweite Schuss hätte ein bisschen schneller sein müssen. Wir haben uns ein bisschen schwer getan, die Reifen auf Temperatur zu bringen."

Zwischen Massa und Button eingeklemmt

"Die Vorbereitung war nicht ideal. Ich war ein bisschen gefangen zwischen einerseits Felipe vor mir und ich glaube Jenson und konnte nicht wirklich so viel Gas geben, wie ich wollte, aber ich glaube, es ist jetzt nicht die Zeit, jemandem die Schuld in die Schuhe zu schieben, sondern ich hätte hier oder da ein bisschen schneller fahren müssen, können. Hatte einen kleinen Fehler drin, ohne den hätte es vielleicht zu Platz zwei gereicht. Aber ich glaube trotzdem, dass morgen alles drin ist. Das Rennen ist sehr lang, das Auto scheint gut zu sein - gerade auch im Renntrimm. Lassen wir uns überraschen."

Frage: "Es muss eine gewisse Erleichterung sein, vier Plätze vor deinem Hauptkonkurrenten in der Weltmeisterschaft zu stehen, oder?"
Vettel: "Wir haben dieses Jahr schon so viele Rennen gesehen, die ein Auf und Ab waren. Unsere Ausgangsposition ist offensichtlich ziemlich gut, nahe an der Spitze, also machen wir von da an weiter. Wie gesagt wird es ein langes Rennen mit vielen Dingen, die man beachten muss."

"Ich denke, von der Strategie her ist es noch nicht hundertprozentig klar, ähnlich wie beim letzten Rennen in Indien. Wir müssen auf uns selbst schauen, versuchen, Lewis ein heißes Rennen zu liefern. Dann sollten wir morgen in einer guten Ausgangsposition sein."

Sebastian Vettel

Die weichen Reifen liegen dem Red Bull offenbar besser als die harten Zoom

Frage: "Wenn du morgen Dritter wirst und Fernando Siebter, ist doch alles prima, oder?"
Vettel: "Ich wäre schon froh, wenn ich ein bisschen weiter vorne ins Ziel kommen könnte, aber es bringt nichts, heute darüber zu reden, wie morgen das Rennen ausgehen sollte. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten. Wir haben viele Runden, die zwischen uns liegen, und das ist ja das Schöne, dass wir das erst morgen herausfinden werden."

Frage: "Ist die Schnelligkeit des McLaren deiner Meinung nach eine Momentaufnahme oder eine Trendwende?"
Vettel: "Ich glaube, dass McLaren auch bei den vergangenen Rennen sehr schnell war, aber vielleicht es hie und da nicht ganz auf den Punkt gebracht hat. Hat uns natürlich nicht gestört, aber ich glaube, wenn man die Rennen seit Spa anschaut, dann war und ist der McLaren mit das beste Auto im Feld."

McLaren noch in Reichweite

"Die Strecke hier kommt ihnen vielleicht ein bisschen mehr entgegen als die letzten, und deshalb sind sie schon das ganze Wochenende stark. Aber sie sind nicht über alle Berge, sondern noch in Reichweite, und wir müssen schauen, dass wir das Beste aus unseren Fähigkeiten machen, um möglichst nah ranzukommen oder vorbeizukommen."

Frage: "Ist dein Problem mit den Bremsen aus der Welt und bist du zuversichtlich, dass es nicht wieder auftreten wird?"
Vettel: "Ja, ich denke schon. Offensichtlich hatten wir das nicht erwartet, es war nicht der Plan, denn der Plan ist, im Freien Training zu fahren. Aber wir haben das Problem behoben und ich hatte im Qualifying fantastische Bremsen. Ich denke, wir hatten das Problem letztendlich im Griff. Ich bin wenig gefahren, nur zwei Runden im Training heute Nachmittag. Es sollte okay sein."

Frage: "Du konntest am Morgen kaum fahren. Glaubst du, dass du etwas für das Qualifying hättest finden können, wenn du mehr gefahren wärst?"
Vettel: "Ich denke schon. Der Samstagmorgen - oder Samstagnachmittag in diesem Fall - ist die letzte Chance vor dem Qualifying und auch die erste Chance nach dem Training am Freitag, das Auto zu lesen, und ich denke, wir hätten ein paar Dinge ausprobiert."

"Natürlich hätte ich gern eine ordentliche Antwort erhalten, daher finde ich, dass unser Qualifying ziemlich gut und konkurrenzfähig war. Aber einige Kreuze können wir nicht machen, daher bleiben einige Antworten aus, die wir uns gewünscht hätten. Ich bin trotzdem zuversichtlich, dass wir einen guten Kompromiss gefunden haben."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Abu Dhabi, Samstag


Frage: "Ist die Zuverlässigkeit in deinen Augen ein Fragezeichen für morgen?"
Vettel: "Ich glaube nicht - nicht anders als bei anderen Rennen. Heute Morgen hatten wir das Problem mit den Bremsen, was schade war, weil wir Zeit verloren haben, aber wir haben das Problem behoben und das Bremspedal war im Qualifying sehr gut. Und was jetzt passiert ist, weiß ich nicht. Das muss ich erst herausfinden."

Überholen schwierig, aber nicht unmöglich

Frage: "Überholen war hier in der Vergangenheit schwierig. Du warst dazu zugegeben auch nur selten gezwungen, aber es war schwierig. Es gibt hier eine doppelte DRS-Zone. Wie wichtig ist die Pole-Position oder eine gute Startposition?"
Vettel: "Ich schätze, Lewis ist ziemlich glücklich darüber, wo er morgen starten wird. Offensichtlich sind wir nicht auf Pole, aber naja, der dritte Platz ist nicht weit weg und es sollte ein gutes Rennen werden."

"Das Überholen ist hier schwierig, wie du sagst, selbst wenn du die langen Geraden hast. Wir haben die doppelte DRS-Zone - mal sehen, ob das hilft. Ich bin mir sicher, dass es nicht unmöglich ist. Es ist definitiv möglich, Leute zu überholen, auch wenn es nicht einfach wird, aber die Rennpace sollte gut sein. Wir sollten in einer guten Position sein."

Frage: "Ist es eine Erleichterung, dass Fernando nur Siebter ist und man hier so schwer überholen kann? Ändert das etwas an deiner Strategie für das Rennen oder wirst du trotzdem attackieren und versuchen zu gewinnen?"
Vettel: "Ich denke, wir müssen versuchen, das Rennen zu gewinnen. Ich denke nicht, dass man rumfahren und nur auf einen Fahrer achten kann."

Heikki Huovinen und Sebastian Vettel

Sebastian Vettel im Gespräch mit seinem Physiotherapeuten Heikki Huovinen Zoom

"Man muss nicht Einstein sein, um herauszufinden, dass es gut ist, wenn man vorne steht, und schlecht, wenn man hinten ist, aber heute gibt es keine Punkte und das lange Rennen ist erst morgen. Einige der Jungs waren im Qualifying sehr schnell, könnten aber im Rennen langsamer sein. Das werden wir morgen herausfinden."

"Wenn du schneller bist, kannst du meiner Meinung nach auch überholen. Natürlich könnte das schwierig sein, wie wir in den vergangenen Jahren gesehen haben, aber es ist nicht unmöglich. Was unsere Strategie angeht, so konzentrieren wir uns auf das schnellstmögliche Rennen. Im Moment steht Lewis vor uns. Wir werden versuchen, ihn zu jagen."