• 07.09.2008 17:12

Vettel-Interview: Nach Fotofinish Fünfter

Sebastian Vettel fuhr in Spa-Francorchamps auf Trockenreifen eine starke letzte Runde und wurde mit dem fünften Platz belohnt

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Mit einem lachenden und einem weinenden Auge analysierte Sebastian Vettel den Grand Prix von Belgien. Einerseits schnappte er sich im Chaos der letzten Runde auf Trockenreifen noch seinen Teamkollegen Sébastien Bourdais, andererseits verlor er den Kampf um Platz vier gegen Fernando Alonso auf Intermediates nur um ein paar Tausendstelsekunden...

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel fuhr nach den Troubles im Qualifying ein starkes Rennen

Frage: "Sebastian, was für ein kurioses Finish! Bist du zufrieden mit dem fünften Platz?"
Sebastian Vettel: "Ja, absolut, sehr zufrieden. Es war ein sehr gutes Wochenende, auch aus Teamsicht - zum ersten Mal beide Autos in den Punkten!"#w1#

Machtlos gegen Alonsos Traktion

"Es war ein Fotofinish, extrem eng." Sebastian Vettel

"Am Ende war es sehr schwierig, überhaupt auf der Strecke zu bleiben. Ich konnte in der letzten Runde einen Platz gutmachen, habe dann aber auf den letzten 20 Metern wieder einen Platz gegen Alonso verloren. Das fuchst mich noch ein bisschen, aber ich konnte nichts machen, denn er hatte die Intermediates und damit deutlich mehr Traktion. Ich war an der Grenze mit dem Gaspedal und dachte nur: 'Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich!' Es war ein Fotofinish, extrem eng."

Frage: "Nick Heidfeld war da ja auch noch dabei, nicht war?"
Vettel: "Nick war schon weiter weg, der hat mich früher in der Runde überholt. Beide Toro Rossos waren an der Spitze des Mittelfeldpacks. Ich dachte: 'Mensch, das gibt's doch nicht, jetzt holen die auf! Ich gebe schon alles - jetzt muss ich noch mehr geben!' Die sind hinten kreuz und quer gefahren, wie sie wollten. Ich dachte: 'Das kann doch nicht sein!' Es war unheimlich schwer einzuschätzen, wie nass es in der nächsten Kurve ist, wie spät du bremsen kannst und so weiter. In der letzten Kurve war es denkbar knapp. Da wurde mir das mit den Reifen klar."

Frage: "Du hast bei der Zieldurchfahrt ganz schön mit den Armen gefuchtelt..."
Vettel: "Ich war im ersten Moment perplex, weil ich dachte: 'Das gibt's doch nicht, das sind die letzten Meter!' Aber wegen Nick war mir klar, dass sie Intermediates drauf haben müssen."

Frage: "Es war eine mutige Entscheidung von denen, so kurz vor Schluss noch Reifen zu wechseln, oder?"
Vettel: "Absolut. Fernando hätten wir unter normalen Umständen nicht mehr bekommen. Er hat zwei Runden vor Schluss auf die Intermediates gewechselt und zum Schluss haben ein paar Zentimeter gefehlt. Da kann man nicht von richtiger oder falscher Entscheidung sprechen. Wir waren mit beiden Autos in den Punkten, von daher geht man natürlich kein großes Risiko ein und orientiert sich an der Spitze. Wenn man da auf Platz acht, neun oder zehn ist, kann man etwas ausprobieren, wie es bei Nick war, der noch Dritter wurde. Oder aber es geht in die Hose."

Getümmel in der ersten Kurve

"Ich habe unheimlich gekämpft." Sebastian Vettel

Frage: "Was war in der ersten Kurve eigentlich los, da wurde ja auch mächtig gefightet..."
Vettel: "Ich war außen und musste zur Seite, weil Nick innen war und von Kovalainen rausgeschoben wurde. Das war eine Kettenreaktion. Dadurch habe ich viele Plätze verloren. Die Gruppe vorne war dadurch ziemlich schnell weg, denn nach zwei, drei Runden hatte ich auf den Geraden niemanden mehr vor mir. Ich habe unheimlich gekämpft und fand den Anschluss wieder. Da hat uns die Strategie auch ein bisschen geholfen."

Frage: "Gerhard Berger ist sehr zufrieden, weil ihr bei den Konstrukteuren Williams eingeholt habt. Was sagst du dazu?"
Vettel: "Wir sind gleichauf jetzt. Unser Paket ist sehr stark. Es war sehr überraschend, dass wir heute BMW schlagen konnten. Bei Kubica war der Boxenstopp nicht ideal, aber wir hatten beide Autos im letzten Stint vor ihnen. Das ist fantastisch. Wir haben ein gutes Auto. Jetzt liegt es an uns, das auszunutzen und möglichst viele Punkte zu sammeln."

Frage: "Red Bull Racing liegt vor euch. Wollt ihr die überholen, euer A-Team?"
Vettel: "Wir fahren unabhängig voneinander um die Punkte. Wir versuchen, die bestmöglichen Resultate einzufahren. Da überholen wir vielleicht noch den einen oder anderen."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Belgien, Sonntag