• 10.04.2011 17:34

Vettel: "Ich könnte nicht glücklicher sein"

Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel spricht in der Pressekonferenz von Malaysia über seinen jüngsten Sieg, seinen Plan B und die KERS-Situation

(Motorsport-Total.com) - Von der Pole-Position zum Sieg: Sebastian Vettel zeigte auch beim zweiten Grand Prix des Jahres eine starke Vorstellung und raste erneut zum Sieg. Der Red-Bull-Fahrer hatte sofort die Spitze übernommen und gab die Führung bis zur Zieldurchfahrt nicht mehr her. Nun führt Vettel mit 50 Punkten klar in der Fahrerwertung. Über die Titelverteidigung will der 23-Jährige aber noch nicht nachdenken. In der Pressekonferenz erläutert Vettel, warum er sich besser nicht zu früh freut.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Ein Küsschen in Ehren: Sebastian Vettel holte sich in Malaysia den größten Pokal

Frage: "Sebastian, die Rennen in Malaysia sind niemals einfach. Du sagtest deinem Team aber via Funk: 'Ich liebe es, zur Arbeit zu gehen.' Es kommt daher nicht überraschend, dass du wieder einmal gewonnen hast..."
Sebastian Vettel: "Ja, vermutlich. Es war einmal mehr ein großartiger Tag. Der Start war wichtig. Ich dachte, ich wäre gut von der Linie weggekommen, doch dann sah ich Lewis direkt hinter mir auftauchen."

"Auf dem Weg zu Kurve eins wurde ich erneut überrascht, denn ich sah plötzlich etwas Schwarzes in meinen Spiegeln. Mir war klar: Das konnte nur ein Renault sein. Dann bemerkte ich, dass es Nick war. Für den ersten Stint war das eine positive Geschichte, denn so konnte ich Runde für Runde etwas davonziehen. Ich denke, dieser Grand Prix war etwas anders als das Rennen von vor zwei Wochen."

"Besonders, weil dieses Mal die Reifen nachließen. Einerseits will man nicht als Erster zum Reifenwechsel abbiegen, denn je früher man damit anfängt, umso mehr Boxenstopps muss man bis zum Ende hin absolvieren. Andererseits hat man bei einem frühen Reifenwechsel auf neuen Pneus vielleicht einen Vorteil."

"Ich hatte immer ein paar Sekunden in der Hinterhand." Sebastian Vettel

"Das könnte dir wiederum gefährlich werden. Meiner Meinung nach war es ziemlich schwierig und speziell mit Lewis ging es sehr eng zu. Ich hatte aber immer ein paar Sekunden in der Hinterhand, also konnten wir diese Geschichte kontrollieren. Bis zum letzten Stint war es aber keine einfache Sache. Lewis hatte ein Problem."

"Ich weiß aber nicht, was mit ihm passiert ist. Ich stellte jedenfalls fest, dass Jenson hinter mir lag. Ich konnte den Abstand aber komfortabel halten, weil es ja eh nicht mehr viele Runden bis zur Zielflagge waren. Das war recht gut. Ich bin sehr zufrieden. Ich liebe, was ich mache und könnte zu diesem Zeitpunkt nicht glücklicher sein."

Frage: "Es war ein anderes Rennen, ähnelte Australien aber doch in gewisser Weise. In Runde 29 wurde dir per Funk gesagt, dass du KERS nicht nutzen kannst. War dir dieses Problem bewusst? Was für einen Unterschied machte dieser Umstand in diesem Augenblick im Auto und bei deinen Gefühlen?"
Vettel: "Ja, das lief nicht nach Plan. Danach funktionierte es aber wieder. Während des Rennens ging es, dann ging es mal wieder nicht. Es ist etwas, woran wir noch immer arbeiten müssen."

"Ohne KERS hätten wir uns hier in einer vollkommen anderen Position befunden." Sebastian Vettel

"An dieser Stelle darf man aber nicht vergessen, dass wir es vor zwei Wochen noch nicht einmal verwenden konnten. In Sepang war es beim Start von allergrößter Wichtigkeit. Ohne KERS hätten wir uns hier in einer vollkommen anderen Position befunden und das Rennen hätte sich wohl ganz anders gestaltet. Es gab uns genau das, was wir brauchen."

"Wir hatten eine komfortable Situation inne und lagen vorne, als wir Schwierigkeiten damit bekamen. Wir schalteten es aus, doch es ging wieder an. Wir dürfen dennoch sehr stolz auf uns sein und darauf, wie wir innerhalb von nur zehn Tagen darauf reagiert haben. Wir dürfen jetzt aber nicht nachlassen. Wir konnten sehen, dass es hier in Malaysia deutlich enger zuging als in Australien."

"So schnell können sich die Dinge verändern. Es gilt nun, einen kühlen Kopf zu bewahren, weiterzuarbeiten und weiterhin Druck zu machen. Ich mache mir aber keine Sorgen, um ehrlich zu sein. Die Jungs wissen, dass dies die einzige Marschroute ist. Den heutigen Tag genießen wir erst einmal und dürfen stolz auf unser Ergebnis sein."¿pbvin|512|3566|inside|0|1pb¿

KERS musste zwischenzeitlich abgeschaltet werden

Frage: "Etwa zur Rennhälfte bat dich dein Ingenieur, KERS nicht mehr zu verwenden. Was war das Problem dabei? Anschließend hatte es den Anschein, dass du eine halbe Sekunde pro Runde schneller warst..."
Vettel: "Zu diesem Zeitpunkt funktionierte es nicht. Ja, es stimmt: An einem gewissen Zeitpunkt sagte er mir, dass ich KERS nicht verwenden solle. Danach aktivierten wir es wieder. Ich weiß nicht, was das Problem war. Offensichtlich gab es einen Fehler, denn KERS stellt einen Vorteil dar."

"Man tut sich schwer damit, die wahre Geschwindigkeit herauszulesen." Sebastian Vettel

"Man tut sich schwer damit, die wahre Geschwindigkeit herauszulesen. Im dritten Stint, meinem letzten Abschnitt auf weichen Reifen, fuhr ich zwei bis drei Runden lang schneller als Lewis. Da hatte ich KERS nicht im Einsatz. Ich denke, das ist die Phase, auf die du anspielst. Ich kann euch aber versichern: KERS nicht zu verwenden ist ein Nachteil für uns."

"Wir arbeiteten und arbeiten sehr hart daran. Wir brachten es zum Funktionieren, doch im Rennen passierte etwas. Was es war, weiß ich noch nicht. Wir hatten es aber über weite Strecken im Einsatz. Ich denke, das Tempo hatte nichts damit zu tun. Es abzuschalten und dann schneller zu fahren hat sicher nichts damit zu tun."

Frage: "Du verlorst nur einmal etwas Zeit auf Lewis. Das war im zweiten Stint. Gab es da ein Problem mit den Reifen?"
Vettel: "Nicht wirklich. Wie ich schon sagte: Unser Vorsprung war recht ordentlich. Lewis bog früher ab als Nick und ich. Wenn ich richtig informiert bin, holte er sich bei seinem ersten Stopp einen weiteren Satz weicher Reifen ab."

"Schon eine Runde kann drei oder vier Sekunden Unterschied ausmachen." Sebastian Vettel

"Dadurch gewinnt man einiges an Leistung. Meiner Meinung nach kamen wir im ersten Stint aber genau zum richtigen Zeitpunkt herein. Wir fuhren aufgrund des drohenden Regens vielleicht ein bisschen mehr, wohingegen Lewis abbog. Schon eine Runde kann drei oder vier Sekunden Unterschied ausmachen."

"Natürlich schloss er deswegen ein bisschen auf. Ich versuchte einfach, meine Reifen zu schonen und die Lücke zu kontrollieren. Er holte zu diesem Zeitpunkt um drei Zehntel pro Runde auf. Wir dehnten diesen Stint aber so weit wie möglich aus. Ich machte mir keine Sorgen, dass er mich in dieser Zeit einholen könnte."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Malaysia


Frage: "Es gab zahlreiche Funksprüche im Rennen: Plan A, Plan B und dergleichen. Was hatte all dies zu bedeuten?"
Vettel: "Ich weiß nicht genau, was die Zuschauer alles mitbekommen haben. Plan B war es jedenfalls am Ende und das ging auch gut auf."

Vettel stapelt tief: Noch stehen viele Rennen aus

Frage: "Das Jahr deiner Titelverteidigung beginnt überaus positiv: zwei Rennen, zwei Siege. Ich könnte mir denken, du reist überaus zuversichtlich nach China - oder ist McLaren ab sofort eine Bedrohung?"
Vettel: "Nun ja, zunächst einmal dürfen wir für heute zufrieden sein und uns freuen. Diesen Schwung wollen wir in den nächsten Grand Prix mit hinüber nehmen."

"Zwei Siege in zwei Rennen ist die perfekte Bilanz." Sebastian Vettel

"Zwei Siege in zwei Rennen ist die perfekte Bilanz, wie du schon sagtest. Es könnte nicht besser sein, doch noch liegt ein weiter Weg vor uns. Der Titel ist noch weit weg. Es gibt noch viele Punkte zu holen, also sollten wir mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Im Augenblick sehen die Dinge aber ganz gut aus."

"Ich denke, über den Winter haben wir sehr hart gearbeitet und wenn das die Belohnung dafür ist, dann ist es kein Problem, in Zukunft noch härter zu arbeiten. Ich bin sehr glücklich. Am Montag beginnt die Vorbereitung auf China und dann schauen wir einmal, wie wir dort klarkommen."

Frage: "Im vergangenen Jahr hattest du in den beiden Auftaktrennen mit technischen Problemen zu kämpfen, was dich zwei mögliche Siege kostete. 2011 läuft es wesentlich besser. Gehst du die Rennen nun anders an?"
Vettel: "Da gibt es keinen Unterschied. Was in Australien und hier in Malaysia passiert, war natürlich klasse. Das sind aber nur zwei von 19 Rennen."

"Wir haben noch einen langen, langen Weg vor uns. Ich brauche euch nicht von meiner eigenen Erfahrung zu berichten. Fragt Jenson im Hinblick auf die Saison 2009, wie wichtig ein guter Saisonstart ist. Fragt Michael. Ich denke, er hatte auch diverse gute Auftakte in seine Rennjahre."

"Je mehr Punkte du beisammen hast, umso besser." Sebastian Vettel

"Jeder Punkt, den man mitnehmen kann, ist wichtig. Wie wichtig, dokumentieren die vergangenen Jahre, in denen die Meisterschaft durch wenige Zähler entschieden wurde. Je mehr Punkte du beisammen hast, umso besser. Wir dürfen stolz darauf sein, was wir in Australien und Malaysia erreicht haben. Wir arbeiteten hart und haben ein sehr starkes Paket - nichts weiter."

"Ab Montag konzentrieren wir uns schon wieder auf das nächste Rennen. Ich bin mir sicher: Die Jungs freuen sich sehr, doch sie packen bereits zusammen und bereiten alles vor für den nächsten Grand Prix. Es geht Schritt für Schritt, denn unsere Rennreise ist lang. Vieles kann sich dabei verändern. Wir haben ja selbst gesehen, wie sich das Tempo innerhalb von nur zehn Tagen verändern kann."

"Nehmt das vergangene Jahr als Beispiel. Fernando ist ein gutes Beispiel. Man schrieb ihn ab, aber er kam zurück. Man schrieb ihn erneut ab und er kam erneut zurück. Vor dem letzten Rennen war er der Favorit auf den Titelgewinn. In diesem Jahr wird es ähnlich sein, denke ich. Es geht darum, konstant zu sein und sein Ding durchzuziehen. Man muss alles nutzen, was man hat."¿pbvin|512|3569||0|1pb¿

Der Nieselregen verschärft die Situation

Frage: "In Malaysia durftest du bereits deinen zwölften Rennsieg in der Formel 1 feiern. Und wenn wir an die vergangene Saison anknüpfen, war dies bereits dein vierter Triumph in Folge..."
Vettel: "Ich weiß nicht, denn ich zähle nicht mit. Ich halte es für besser, es nicht zu tun. Es stimmt aber: Es ist ein tolles Ergebnis."

"Ich war schon mit dem Resultat vom Samstag zufrieden, denn uns war klar, dass es in der Qualifikation recht eng werden würde. Wir erwarteten, dass es im Rennen ähnlich ablaufen würde. Der Start war daher sehr wichtig. Ich möchte mich bei meinen Jungs bedanken. Vor zwei Jahren machten wir einige schlechte Erfahrungen und das brauchen wir nicht noch einmal."

"Ich hatte mich auf Lewis hinter mir konzentriert, als auf einmal Nick ebenfalls da war." Sebastian Vettel

"Es zeigt einfach, wie wichtig KERS ist. Heute rettete es uns beim Start das Leben. Ich hatte mich auf Lewis hinter mir konzentriert, als auf einmal Nick ebenfalls da war. Das war schon witzig. Ich musste mich in Kurve zwei etwas verteidigen, war aber auf einen guten Kurvenausgang bedacht und dann lag ich in Führung."

"Ich nutzte den ersten Stint, um einen Abstand aufzubauen. Wir waren wohl etwas schneller als der Renault hinter uns. Ich probierte im Anschluss daran einfach, diese Lücke von einem Stint in den nächsten mitzunehmen. Wir befanden uns in einer guten Position, denn wir konnten es uns erlauben, darauf zu warten, dass die anderen zuerst an die Box gingen."

"Natürlich machten sie in dieser Phase etwas an Boden gut. Neue Reifen sind einfach kraftvoll. Nach dem Reifenwechsel ist man sofort deutlich schneller als die Jungs mit gebrauchten Pneus. Wir hatten aber ein paar Sekunden als Reserve und daher gab es keinen Grund, um Panik zu schieben."

"Im ersten Stint tröpfelte es dann auch noch ziemlich, was mich überraschte. Das hatte aber keine größeren Auswirkungen auf das Handling des Fahrzeugs und auf das Gripniveau. Dennoch konnte man die Tropfen auf dem Visier erkennen und man konnte den Regen sogar riechen. Es war recht viel."

"Insgesamt war es wohl ein schwieriges Rennen." Sebastian Vettel

"Plötzlich wurden die Niederschläge wieder geringer und dann war es kein Problem mehr. Wenn du zu deinem ersten Boxenstopp hereinkommst und du weißt, dass es in den Kurven fünf, sechs, sieben und acht regnet, dann betest du einfach dafür, dass der Regen aufhört. Sonst könnten die anderen noch ein, zwei Runden draußen bleiben und sich einen Stopp sparen, falls es weiter regnen sollte."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Malaysia


"Es war eine enge Nummer. Insgesamt war es wohl ein schwieriges Rennen. Man weiß nie, wie viel Druck man machen und wie sehr man auf seine Reifen achtgeben soll. Alle saßen diesbezüglich im selben Boot. Wir konnten heute einiges lernen. All dies nehmen wir mit hinein in das nächste Rennen. Für heute sind wir sehr, sehr zufrieden."

Vettel: Erst ausspannen, dann trainieren

Frage: "Die Formel 1 ist etwas schwierig zu verstehen. In der Qualifikation sind manche Teams eine Sekunde langsamer als im Rennen und im Rennen liegen alle dicht beieinander. Was sagst du dazu?"
Vettel: "Der Rennsport hat sich verändert. Das große Geheimnis ist wohl, zu jeder Zeit die Reifen im Griff zu haben. Wenn man uns in Runde elf oder neun gesagt hätte, möglichst schnell zu fahren, hätte das Ganze vermutlich ein bisschen anders ausgesehen."

"Man probiert zu erahnen, was passieren wird." Sebastian Vettel

"Natürlich versucht man immer, so schnell wie möglich zu fahren, muss aber gleichzeitig seine Reifen schonen. Man probiert zu erahnen, was passieren wird. Den Strategieplan kennst du natürlich und du weiß auch, wie viele Runden du brauchst, um den Plan zu erfüllen."

"Es ist nun halt sehr taktisch geprägt. Manchmal nimmt man sich etwas zurück, zu anderen Zeitpunkten gibt man Vollgas. Die Abstände zwischen den Autos, das Tempo der einzelnen Fahrzeuge und die Bestzeiten verändern sich nun halt schneller, als wir das gewohnt sind. Das ist aus meiner Sicht einer der Hauptgründe."

Frage: "Hat der hohe Reifenverschleiß dazu beigetragen, die Show zu verbessern? Das Rennen schien ziemlich verwirrend für die Zuschauer zu sein..."
Vettel: "Was das Hoch und Runter anbelangt. Jenson sagte, dass er im ersten Stint so seine liebe Not hatte, im letzten Stint aber sehr zufrieden war."

"Innerhalb eines Rennens kann man das Auto mit einem anderen Reifensatz feintunen. Das kann möglicherweise einen großen Unterschied ausmachen. Wenn man sich in einem Stint im Auto wohl fühlt und in einem anderen Stint nicht, kann das ebenfalls Auswirkungen haben."

"Was die Show betrifft: Das können wir nur schwer einschätzen, denn wir fahren unser eigenes Rennen und schonen die Reifen. Ich denke aber, dass jetzt mehr Duelle vonstatten gehen. Das ist doch etwas, was die Leute sehen wollen. Für uns bedeutet dies eine Menge zu lernen, denn es passiert so vieles."

"Es ist halt ein Geben und ein Nehmen." Sebastian Vettel

"Wir haben mehr als einen Boxenstopp, also hat sich das Rennfahren verändert. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind wir im Rennen zudem etwas langsamer. In der Qualifikation ist dieser Unterschied nicht so groß, doch im Rennen ist er gewaltig. Hier büßt man etwas ein, dort gewinnt man etwas hinzu. Es ist halt ein Geben und ein Nehmen."

Frage: "Was machst du bis zum Rennen in China am nächsten Wochenende?"
Vettel: "Heute Abend gehe ich früh schlafen und am Montag habe ich ein bisschen frei. Am Dienstag und am Mittwoch möchte ich etwas trainieren, am Donnerstag sind wir ja schon wieder in Schanghai."

"Sehr viel Zeit bleibt nicht, aber für heute dürfen wir sehr zufrieden sein. Wir werden wohl noch anstoßen und ein Bier trinken. Am Montag ist das Ganze abgehakt und dann schauen wir nach vorne - nach China."