Vettel: "Ich bin zuversichtlich"
Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel über seine Aussichten in Silverstone, die Fortschritte der Rivalen und die Fahrleistung von Michael Schumacher
(Motorsport-Total.com) - Nach seinem souveränen Sieg in den Straßen von Valencia rechnet sich Sebastian Vettel auch beim Gastspiel in Silverstone wieder gute Chancen aus, um letztendlich als Erster über die Ziellinie zu fahren. Wie der deutsche Red-Bull-Fahrer in seiner Medienrunde betont, müsse man allerdings erst einmal abwarten, wie sich das neue Layout der Strecke sowie die verschiedenen Neuerungen der Teams auf das Kräfteverhältnis auswirken. Erst dann könne man, so Vettel, eine Prognose abgeben.

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Sebastian Vettel will erst einmal die beiden Freien Trainings am Freitag abwarten
Frage: "Sebastian, in Silverstone reden alle nur über Jenson und Lewis und nicht über dich, wo du doch im vergangenen Jahr hier gewonnen hast. Überrascht dich das?"
Sebastian Vettel: "Es kommt ja nun nicht wirklich überraschend, dass sich die Leute beim Grand Prix von Großbritannien eher auf die Einheimischen konzentrieren. Lewis und Jenson reisen auf den WM-Positionen eins und zwei an diese Strecke. Das beschäftigt die Menschen natürlich."#w1#
"Es wäre ja auch sehr bedenklich, wenn es sich nicht so verhalten würde. Das ist vollkommen normal. Ähnlich wird es hoffentlich auf deutscher Seite sein, wenn wir nach Hockenheim kommen. Ich habe jedenfalls vor, den beiden einen Strich durch die Rechnung zu machen und ein gutes Wochenende zu haben. Eine Wiederholung des Resultats aus dem Vorjahr wäre klasse."
Frage: "Die Strecke wurde etwas umgebaut. Was rechnest du dir auf diesem Kurs aus?"
Vettel: "Ich denke, diese Rennbahn kommt unserem Auto ziemlich entgegen. Das liegt an den Kurven, die man hier antrifft. Noch ist aber niemand wirklich mit dem neuen Streckenteil vertraut. Das ist gewissermaßen noch eine große Unbekannte. Wir werden sehen. Diese Passage sieht aber auf alle Fälle sehr interessant und schnell aus."
"Gleichzeitig ist es eng und es scheint so, als würde man den üblichen Rhythmus von Silverstone nicht mehr haben. Nur vom Spaziergang an der Strecke und vom Betrachten der Pläne kann man aber kein detailliertes Urteil fällen. Da hilft nur die Perspektive aus dem Cockpit. Interessant sieht diese Geschichte aber aus und ich freue mich darüber, dass man den schnellen ersten Sektor nicht verändert hat."
Frage: "Würdest du diesen Abschnitt als deinen Lieblingssektor bezeichnen?"
Vettel: "Ja. Ich weiß nicht, wer diese Passage entworfen hat, aber dieser jemand muss ein absolutes Genie gewesen sein. Dort zu fahren ist angesichts unserer Autos und des Abtriebs, der durch die Aerodynamik generiert wird, einfach unglaublich."
"Du bekommst ein richtiges Gefühl dafür, was es heißt, in der Formel 1 zu fahren. Dieser Sektor ist spitze. Als 2009 der Wechsel nach Donington im Raum stand, sagte ich schon, dass es ein herber Verlust für die Formel 1 darstellen würde. Glücklicherweise sind wir nun wieder da."¿pbvin|512|2893|inside|0|1pb¿
Ein Sieg in Silverstone ist wieder drin
Frage: Du hast hier im vergangenen Jahr gewonnen und hast auch 2010 wieder ein Siegerauto. Siehst du dich selbst als Favoriten auf den Grand-Prix-Erfolg?"
Vettel: "Da müssen wir abwarten. Einige Abschnitte der Strecke sind neu, doch unsere Fahrzeuge haben hier in Silverstone schon immer sehr gut funktioniert - vor allem 2009. Darüber hinaus bringen wir wieder einige kleinere Neuerungen an den Start."
"Gerüchten zufolge werden andere Teams Updates dabei haben, die ihnen einige Zehntel bescheren sollen. Schauen wir also einfach einmal, wo wir uns da einordnen können. Am Freitagabend sollten wir diesbezüglich schon viel klarer sehen. Unser Ziel ist jedenfalls, dieses Rennen und letztendlich auch die Meisterschaft zu gewinnen. Aus diesem Grund müssen wir uns natürlich in einer Position befinden, in der wir um Rennsiege und reichlich Punkte kämpfen können."
Frage: "Wie entscheidend wird dieses Wochenende im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf? McLaren wird hier ein sehr umfangreiches Update am Start haben..."
Vettel: "McLaren ist wohl ziemlich zuversichtlich, einen großen Schritt machen zu können. Wir brennen natürlich darauf zu wissen, wir groß diese Verbesserungen sein werden."
"Erst dann können wir wohl absehen, wie sich die weitere Saison oder die kommenden fünf Rennen gestalten werden. Silverstone ist ein wichtiges Rennen, keine Frage. Auch, weil sich die Veränderungen am Auto hier recht stark bemerkbar machen. Es gibt hier einige Kurven, die deutlich aufzeigen, wer einen Fortschritt erzielen konnte. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Rennen gewinnen können. Wichtig ist dieser Grand Prix aber allemal."
Frage: "Manche Leute stempeln dich im Titelkampf eher als Außenseite ab, weil du im Gegensatz zu Fernando, Jenson und Lewis noch keine Erfahrung damit hast und noch sehr jung bist. Ist das okay für dich?"
Vettel: "Ich denke, jedem steht seine eigene Meinung zu. Gegen junge Leute ist aber doch nichts zu sagen, denn das konnten wir zum Beispiel bei der Fußball-WM wieder sehen. Deutschland hatte ein sehr junges Team und wir haben recht gut abgeschnitten. Auf das Alter kommt es in meinen Augen aber nicht zu sehr an. Wenn du schnell genug bist, dann bist du auch alt genug."
"Und solange du noch schnell genug bist, bist du auch nicht zu alt. In diesem Jahr geht es sehr eng zu. Mehrere Fahrer und Teams kämpfen um die Titel. Das Punktesystem sorgt dabei vermutlich etwas für Verwirrung. Das Kräfteverhältnis verändert sich sehr schnell. Ein Team muss nur ein paar Zehntel finden und einige Punkte einfahren - und schon hat sich die Reihenfolge auf den Kopf gestellt."
"Jenson hat 2010 zwei Rennen gewonnen und lag an der Tabellenspitze. Mark hatte anfangs einen Rückstand, gewann seinerseits zwei Rennen und führte dadurch auch in der WM. Bei Lewis war es ähnlich: Auch er schien schon weit abgeschlagen zu sein, doch nach zwei Rennen war er an der Spitze. Wichtig ist jedenfalls, immer gut abzuschneiden. Einen Ausfall sollte man vermeiden."
Vettel: "Schumi" ist noch immer ein ganz Großer
Frage: "Bist du etwas enttäuscht darüber, dass Michael nicht so weit vorne mitmischen kann? Er ist zurückgekommen, doch große Duelle blieben bislang aus..."
Vettel: "Das ist eine schwierige Frage, denn Michael hat schon viel Kritik einstecken müssen. Ich denke, er macht einen sehr guten Job."
"Es ist wohl nicht gerade einfach, drei Jahre lang abseits zu stehen und dann wieder zurückzukehren. Wenn es aber jemandem gelingt, dann ihm. Sein Auto zählt im Augenblick aber nicht zu den konkurrenzfähigsten Exemplaren im Starterfeld. Von außen kannst du aber ohnehin kein genaues Urteil abgeben, was da passiert und ob das Auto so ist, wie er es haben will."
"Es war schwierig zu wissen, was man erwarten konnte. Ich gehe nach wie vor davon aus, dass er in dieser Saison eine wichtige Rolle in der Meisterschaft spielen kann. Mercedes wird zurückschlagen. Sie werden in diesem Jahr noch starke Rennen haben und werden möglicherweise sogar siegen. Noch haben wir nicht einmal die Halbzeit der Saison erreicht. Vor uns liegt also noch ein langer Weg."
Frage: "Würde es dir nicht Spaß machen, mehr Rad-an-Rad-Duelle mit ihm auszufechten?"
Vettel: "Das hatten wir in diesem Jahr schon bei mehreren Gelegenheiten. Aus der Fahrersicht ist diese Sache schon ungeheuer interessant, denn du kannst förmlich spüren, dass da nicht nur irgendjemand gegen dich antritt."
"Michael weiß einfach, wie er sich verteidigen muss und wie er dich zur Verzweiflung treiben kann. An seinen Manövern im Freien Training sieht man auch, dass er etwas Besonderes darstellt. Noch hatte er zwar keine glorreichen Ergebnisse, doch das wird sich gewiss noch verändern."
Frage: "Du hältst Michael Schumacher also noch immer für etwas Besonderes?"
Vettel: "Ja. Er hat sieben Weltmeisterschaften gewonnen, demnach muss er etwas Besonderes sein. Zu seiner Ferrari-Zeit war er bekanntlich richtig gut unterwegs. Von außen betrachtet ist es immer einfach zu behaupten, es liegt am Auto oder an diesem oder an jenem Faktor."
"Wenn du aber die Innensicht der Dinge hast und weißt, wie es um den Aufwand bestellt sein kann, dann weißt du auch, dass manche Leute mehr als andere arbeiten. Man kann im Augenblick halt nur schwer einschätzen, was bei Mercedes los ist, wo ihre Schwächen liegen und weshalb das Auto vielleicht nicht so konkurrenzfähig ist wie andere Fahrzeuge. Aber wie ich schon sagte: Ich denke, sie werden zurückschlagen."
Frage: "Denkst du, du kannst ihm in der Gunst der Fans den Rang ablaufen?"
Vettel: "Nein. In Deutschland ist er noch immer der meistbekannte Rennfahrer. Durch ihn ist die Formel 1 in Deutschland zu einem Massensport geworden. Das werden die Leute so schnell sicher nicht vergessen. Durch gute Ergebnisse können Fahrer wie Nico und ich unseren Bekanntheitsgrad zwar steigern, doch Michael ist uns in dieser Sache dennoch noch meilenweit voraus."
Frage: "Dein Teamkollege Mark Webber erhält an diesem Wochenende dein ehemaliges Chassis, das tu auf den Namen 'Luscious Liz' getauft hattest..."
Vettel: "Das Chassis war vollkommen in Ordnung. Als wir es ausgemustert hatten, war es beschädigt, doch seither wurde es repariert. Dieses Chassis ist also vollkommen einsatztauglich."

