• 04.06.2009 13:40

Vettel gegen Langeweile und Seriensieger

Die Erwartungen der Teams vor dem Grand Prix der Türkei: Sebastian Vettels Rückkehr nach Istanbul und Ferraris fortgesetztes Comeback

(Motorsport-Total.com/SID) - Auf der Strecke, die ihm vor drei Jahren sein erstes sportliches Highlight bescherte, will Sebastian Vettel sich im Titelrennen zurückmelden und die Langeweile in der Formel-1-WM bekämpfen. Dabei muss der deutsche Shootingstar gegen zwei Seriensieger antreten. Der Brite Jenson Button (Brawn) gewann die letzten drei Rennen in Folge und ist Red-Bull-Pilot Vettel an der Spitze der WM-Wertung enteilt. Vizeweltmeister Felipe Massa (Ferrari) siegte dreimal hintereinander in Istanbul und will mit einem weiteren Erfolg in der Türkei den Angriff auf den Deutschen starten.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

In Monte Carlo schrieb Vettel seine dritte Nullnummer im sechsten Rennen

Vettel ist wieder etwas vorsichtiger geworden, nachdem er zuletzt in Monaco den Titelkampf ausgerufen hatte und anschließend nach einem Fahrfehler ausschied: "Ich bin kein Prophet. In der Türkei sollte es aber besser laufen als zuletzt", sagte der 21-Jährige. "Die Vorzeichen sind gut, aber wir stehen mit beiden Füßen auf dem Boden."#w1#

2006: Vettels türkische Sternstunde

Allerdings verbindet Vettel mit dem vom Aachener Architekten Hermann Tilke entworfenen Kurs im asiatischen Teil Istanbuls "ganz besondere Erinnerungen". 2006 durfte er erstmals im Freien Training für BMW auf die Strecke und legte gleich eine sensationelle Bestzeit hin. Im Vorjahr kam er im damals fünften Saisonrennen erstmals ins Ziel, wurde dabei aber Letzter. "Das war die Wende zum Guten", sagt er dennoch.

Aktuell beträgt der Rückstand des WM-Dritten auf den mit neuem Frontflügel fahrenden Button stolze 28 Punkte - mehr als Vettel in dieser Saison bislang eingefahren hat (23). Selbst wenn der Hesse alle elf ausstehenden Rennen gewinnen sollte, würde es Button reichen, in jedem Lauf Zweiter zu werden. Dass der 29-jährige Brite stets davon spricht, "dass noch viel passieren kann", ist derzeit reines Understatement.

Inzwischen macht sich sogar der katastrophal gestartete Massa wieder Hoffnung, den Himmelsstürmer aus Heppenheim noch einzuholen: "Brawn ist einfach zu souverän, aber Red Bull ist mal sehr stark und dann wieder nicht. Also muss Platz zwei in der Teamwertung unser neues Ziel sein", sagte der Brasilianer.

Der Istanbul Park ist außerdem seine Lieblingsstrecke. In den vergangenen drei Jahren holte Massa, der auf einen weiterentwickelten Doppeldiffusor zurückgreifen kann, jeweils das Double aus Pole-Position und Sieg. Als einziger außer ihm gewann bisher sein Teamkollege Kimi Räikkönen bei der Premiere 2005, damals noch in einem McLaren-Mercedes.

Silberpfeile bleiben zurückhaltend

Sebastian Vettel

2006 feierte Sebastian Vettel in Istanbul ein sensationelles Formel-1-Debüt Zoom

Aktuell fahren die Silberpfeile hinterher. Mercedes-Sportchef Norbert Haug bezeichnete sein Team um Weltmeister Lewis Hamilton als derzeit "nicht konkurrenzfähig". Auch bei BMW muss bei der Premiere des Doppeldiffusors endlich wieder etwas Zählbares herausspringen. Nico Rosberg (Williams) gilt bei beiden Teams schon als potenzieller Neuzugang. Auf Wiedergutmachung ist derweil Toyota-Pilot Timo Glock aus. Nach zwei dritten Plätzen in den ersten beiden Rennen wurde er in den letzten beiden Läufen jeweils überrundet und blieb ohne Punkt.

Neben den Fahrern steht am Wochenende auch die Strecke in Istanbul auf dem Prüfstand. Gerüchten zufolge soll der bis 2011 laufende Vertrag wegen mangelnden Interesses bei Fans und Sponsoren nicht verlängert werden. Die türkischen Medien interessieren sich in diesem Jahr jedenfalls mehr für den wahrscheinlichen Wechsel des Kölner Fußballtrainers Christoph Daum zu Fenerbahçe.

"Istanbul war der schlechteste Deal, den ich jemals gemacht habe", sagte Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, der das Betreiberkonsortium übernommen hat. Und Streckenchef Can Güclü befürchtet, "dass wir 2011 zum letzten Mal Gastgeber für die Formel 1 sein könnten".