Vettel: "Der dritte Platz war das Maximum"
Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel über das Ergebnis von Hockenheim, die Stallorder bei Ferrari und seine Chancen beim Grand Prix von Ungarn
(Motorsport-Total.com) - Eigentlich hatte sich Sebastian Vettel vorgenommen, seinen zahlreichen Fans im Motodrom von Hockenheim einen Start-Ziel-Sieg zu bescheren, doch den Vorteil der Pole-Position konnte der junge Deutsche beim Grand Prix nicht nutzen. Vettel wurde bereits auf den ersten Metern vom Ferrari-Duo überrumpelt und musste sich in der Folge mit dem dritten Platz zufrieden geben. In seiner Medienrunde spricht der Red-Bull-Pilot über sein Rennen und seine Eindrücke aus Hockenheim.

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Ein Schlückchen in Ehren: Sebastian Vettel fuhr in Hockenheim auf das Podium
Frage: "Sebastian, welcher Eindruck überwiegt bei dir im Augenblick: Dass du den Heimsieg verpasst hast, die Strategiespielchen bei Ferrari oder die Tatsache, dass du vor deinen direkten Konkurrenten ins Ziel gekommen bist?"
Sebastian Vettel: "Momentan überwiegt, dass wir heute auf das Podium gefahren sind. Es war schön, dort oben zu stehen, denn uns haben viele Leute die Daumen gedrückt."#w1#
"Von dort winken zu können und das zu erleben ist etwas, woran man sich immer erinnern wird. Daran kann man sich gewiss noch nach langer Zeit erfreuen, wenn man nach ein paar Jahren zurückschaut. Ich denke, es gibt nur Positives. Der dritte Platz war heute das Maximum. Von daher schauen wir jetzt auf nächste Woche."
Vettel verliert schon früh die Führung
Frage: "Am Start fiel bereits eine Vorentscheidung, denn die Ferrari-Fahrer zogen an dir vorbei. Schildere uns diese Situation aus deiner Sicht..."
Vettel: "Bis zur zweiten Kurve hatte ich schon zwei Positionen verloren. Das war natürlich nicht ideal. In der Aufwärmrunde hatte ich noch einen guten Start und auch der Probestart hatte gut funktioniert - besser als dann im Rennen. Als ich die Kupplung kommen ließ, gingen die Drehzahlen in den Keller. Ich denke, das konnte man sehen."
"Auf den ersten fünf bis zehn Metern war die anfängliche Beschleunigung sehr schlecht. Da haben wir einiges verloren und offensichtlich auch an Schwung eingebüßt. In so einem Fall ist es natürlich schwierig, wieder aufzuholen. Die anderen warten ja schließlich nicht auf dich. Ich sah Fernando rechts neben mir auftauchen und versuchte noch, mich zu wehren."
"Da ging es eng zu. Ich glaube nicht, dass er einen besonders guten Start erwischt hatte. Man konnte ja bei Felipe sehen, wie groß der Vorteil ist, wenn man einen sauberen Start hinlegt. Ich denke, sowohl Fernando als auch ich waren überrascht davon, Felipe in Kurve eins erst neben und dann vor uns zu sehen."
"In dieser Situation haben wir zwei Positionen eingebüßt. Auf die gesamte Distanz waren wir möglicherweise nur ein bis zwei Zehntel zu langsam. Unterm Strich dürfen wir aber stolz auf das sein, was wir erreicht haben. Das war heute unser Maximum, denn Ferrari war schnell. Ich hätte gerne gewonnen, doch das ist nicht passiert."
"Wir konnten den dritten Platz erzielen und genau das ist uns auch gelungen. Das sind gute Punkte. Wir hätten nur zu gerne mehr eingefahren, doch es sollte nicht sein. Ich bin zufrieden. Es war schön, bei meinem Heimrennen auf dem Podium zu stehen und all die Fans zu sehen. Das war sehr emotional und eine tolle Erfahrung."¿pbvin|512|2943|vettel|0|1pb¿
Teamorder oder nicht - das ist hier die Frage...
Frage: "In diesem Jahr scheint es bei jedem Rennen die eine oder andere Kontroverse zu geben. Dieses Mal betrifft es allerdings nicht Red Bull, sonder Ferrari. Wie kommentierst du diese Situation?"
Vettel: "Das ist doch eine schöne Abwechslung. Nun haben die Leute noch ein anderes Thema, über das sie in dieser Woche reden und schreiben können."
"Bis Ungarn sollten wir also eine recht ruhige Woche haben. Das ist gut, denn so können wir die Konzentration wahren und weiterhin Druck machen. Wir wollen in einer Woche wieder zurückschlagen. Wie wir an diesem Wochenende unter Beweis gestellt haben, verfügen wir über ein sehr starkes Auto."
"Ferrari ist aber ein Fortschritt gelungen. Vielleicht kommt diese Strecke ihrem Fahrzeug entgegen. Wir konnten mit ihnen kämpfen, waren möglicherweise aber nicht stark genug. Trotzdem waren wir besser als alle anderen. Es war eine gute Leistung."
Frage: "Ist es deiner Meinung nach schlecht für den Sport, wenn so etwas geschieht?"
Vettel: "Um ehrlich zu sein: Ich habe den Zwischenfall nicht gesehen. Wie mir gesagt wurde, ist es nach Kurve sechs passiert. Ich war wohl gerade in der Bremszone, als das vonstatten ging. Ich kann das also nicht wirklich beurteilen. Über den Zaun kann ich nun einmal nicht hinweg schielen, denn dafür sitzen wir doch ein bisschen zu tief im Auto."
"Vom Rennen habe ich darüber hinaus noch nicht wirklich viel gesehen. Ich kann das nur schwer einschätzen. Ich muss erst einmal sehen, was überhaupt vorgefallen ist. Für uns war wichtig, auf Rang drei einzulaufen. Das hat geklappt. Ich wäre gerne noch etwas schneller gewesen - nächste Woche dann. Der dritte Platz ist aber keine Schande. Damit muss man sich nicht verstecken."
Frage: "Fernando konnte durch dieses Manöver deutlich mehr Punkte einstreichen, was den Ausgang der WM beeinflussen könnte. Du bist in den Titelkampf verstrickt, wie stehst du dazu?"
Vettel: "Am Ende dieser Meisterschaft werden wir wissen, wie viel jeder einzelne Punkt wert war. Warten wir einmal ab. Für uns war wichtig, heute vor den beiden McLaren-Autos anzukommen."
"Leider haben die beiden erneut mehr Teampunkte geholt als wir. Ich schaue jetzt auf das nächste Rennen und kümmere mich nicht wirklich darum, was bei den anderen Teams vor sich geht. Wir konzentrieren uns auf uns selbst. Wir hatten in diesem Jahr schon einige Probleme - aus unterschiedlichen Gründen. Es ist schön, dieses Mal nicht im Rampenlicht zu stehen."
Auch in Budapest soll ein Podium her
Frage: "Ist es deiner Meinung nach aus der Sicht des Teams okay, wenn man sich auf einen Fahrer konzentriert?"
Vettel: "Ich denke, als Team versucht man immer, beide Autos möglichst weit nach vorne zu bringen. Es gibt ja schließlich einerseits den Fahrertitel, andererseits den Titel für den Konstrukteur. Beide Meisterschaften sind gleich wichtig."
"Deswegen versucht man zu jeder Zeit, beide Autos möglichst weit vorne zu platzieren. Über die Saison gesehen hat der eine vielleicht etwas mehr Glück, der andere etwas mehr Pech. Das kann schon so sein. Unterm Strich fährt man für das Team und versucht vorrangig, die Punkte für das Team mitzunehmen."
Frage: "Jenson Button hat sich beklagt, du hättest ihn beim Start abgedrängt. Wie siehst du das?"
Vettel: "Wo war der denn? Ich habe ihn gar nicht gesehen. Meiner Meinung nach hatte ich einen Ferrari neben mir, aber einen McLaren habe ich nicht gesehen."
"Man muss ja auch die Größe unserer Spiegel bedenken. Er war nicht direkt neben mir, also konnte ich ihn gar nicht sehen. Ich muss mir die Szene noch einmal vor Augen führen. Mit Sicherheit steckte da aber keine Absicht dahinter."
Frage: "Was ist drin für dich in Budapest?"
Vettel: "Wieder alles. Es wird natürlich erneut ein harter Kampf, doch ich glaube, unser Auto funktioniert überall. Da mache ich mir keine Sorgen. Ich denke, wir können in einer Woche wieder auf das Podium fahren. Wir gehen mit guter Stimmung und ohne irgendwelche Fragezeichen ins nächste Rennen."

