Vettel: "Das muss noch nichts heißen..."
Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel spricht über seinen zweiten Startplatz in Bahrain, die Niederlage gegen Mercedes-Pilot Nico Rosberg und seine Rennaussichten
(Motorsport-Total.com) - Zur Pole-Position hat es nicht gereicht, wohl aber zu Startplatz zwei: Sebastian Vettel (Red Bull) geht am Sonntag als erster Verfolger von Nico Rosberg (Mercedes) in den Großen Preis von Bahrain. Im Qualifying fehlten dem aktuellen Weltmeister 0,254 Sekunden auf den Bestwert seines deutschen Landsmanns, der für die zweite Silberpfeil-Pole in Folge sorgte. In seiner Medienrunde spricht Vettel über diese Leistung und auch über seine Aussichten für das vierte Formel-1-Saisonrennen.

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Sebastian Vettel musste die Pole-Position in Bahrain 2013 Nico Rosberg überlassen Zoom
Frage: "Sebastian, wie bewertest du die Qualifikation in Bahrain? War das das wahre Tempo deines Red Bulls oder hättest du besser abschneiden können als Platz zwei? Bist du enttäuscht, nicht auf der Pole-Position zu stehen?"
Sebastian Vettel: "Ich bin sicher nicht enttäuscht. Gratulation an Nico. Er hat eine sehr starke Runde hingelegt. Ich denke, es war einfach seine Nummer heute."
"Als ich über die Ziellinie kam, sah ich, dass ich nicht Erster war. Ich erkannte einen zweiten Platz auf einem der Bildschirme, wusste aber nicht, wie viel mir fehlte. Meine Runde war nämlich okay gewesen. Du findest rückblickend natürlich immer noch etwas hier oder da. Doch als ich von meinem Rückstand auf Nico erfuhr, war klar, dass er selbst mit der perfekten Runde unschlagbar gewesen wäre."
"Ich bin trotzdem sehr zufrieden. Ich denke, es ist uns gelungen, im Qualifying ein paar Reifen aufzusparen. Im Rennen wird sich alles um die Pneus und den Reifenverschleiß drehen. Wieder einmal. Also schauen wir einmal, was passiert. Es ist auf jeden Fall eine gute Sache, aus der ersten Reihe loszufahren."
Welche Strategie? Abwarten!
Frage: "Kannst du erklären, weshalb du alle drei Reifensätze der härteren Mischung aufgespart hast? Glaubst du, dass im Rennen vier Stopps anstehen werden?"
Vettel: "Um ehrlich zu sein: Ich weiß wirklich nicht, wie viele Boxenstopps zu absolvieren sein werden. Da muss man kein Genie sein: Ein Stopp ist unmöglich für alle hier, zwei Stopps dürften für die meisten Fahrer ebenfalls unmöglich sein."
"Und dann entscheidet es sich zwischen drei oder vier Stopps. Wir haben uns zu dieser Taktik entschieden, weil wir es für den besten Weg halten, denke ich. Im Qualifying wussten wir nicht, wie schnell wir sein würden. Wir wollten keine Risiken eingehen, sondern sicherstellen, weit vorn zu stehen. Wir hielten die weicheren Reifen für die schnellere Mischung. Deshalb wählten wir diese Pneus für das Zeittraining."
Frage: "Kannst du etwas mehr zur Reifenstrategie verraten oder geht das Planen jetzt erst los?"
Vettel: "Wir haben schon eine Idee. Es ist ja nicht unüblich, dass man sich schon im Qualifying die Reifen so einteilt, wie man der Meinung ist, dass es das Beste ist für den Sonntag. Über die Qualifikation von vor einer Woche lässt sich streiten. Ich denke, das war keine schlechte Alternative, aber für dieses Wochenende schwimmen wir mehr mit der großen Gruppe mit."
"Wir haben uns ein paar mehr der härteren Reifen aufgespart. Wir sind nämlich der Meinung, dass diese etwas länger halten. Ob das so sein wird? Ich hoffe es, aber es wird sich zeigen. Wer jedenfalls gut mit seinen Reifen haushält, vergrößert seine Podestchancen. Das haben wir uns für den Sonntag vorgenommen. Wir wollen den Sieg."
Frage: "Du wirkst zufriedener. Wie viel besser ist es denn gelaufen als in Schanghai?"
Vettel: "Nun, China ist eigentlich schon abgehakt. Wir schauen nach vorn. Ich glaube: Ich bin besser gelaunt, weil sich das Auto heute besser anfühlt als gestern. Ich denke, wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht."
"Es war wichtig, da rauszukommen. Sonst wären wir etwas weiter hinten gestanden. Das muss auf dem Papier zwar noch nichts heißen, aber trotzdem wird es im Rennen schwieriger. Von vorn tut man sich ein bisschen leichter. Ich hoffe, wir erwischen einen guten Start. Der Rest wird sich dann zeigen."
Ist Nico Rosberg wirklich eine Überraschung?
Frage: "Wie überrascht bist du, dass Nico Rosberg vor dir steht?"
Vettel: "Naja, das hatte sich ja schon etwas angedeutet. Vielleicht nicht direkt am Vormittag, aber durch das Qualifying hindurch war durchaus ein silberner Faden zu erkennen."
"Wie gesagt: Ich freue mich für ihn. Natürlich wäre ich lieber ganz vorn gestanden, aber ich denke, diese Zeit war für uns heute nicht in Reichweite. Morgen gibt es sicher genug Runden und Chancen, das Rennen in der Hinsicht geradezubiegen. Mit dem zweiten Platz bin ich absolut zufrieden."
Frage: "Bist du überrascht von den Rundenzeiten der beiden Lotus-Autos?"
Vettel: "Sind sie in Q3 gefahren oder nicht? (Ja. Kimi Räikkönen fuhr auf Platz neun. Romain Grosjean war als Elfter in Q2 ausgeschieden; Anm. d. Red.) Nun, es ist schon eine große Überraschung."
"Ich weiß es nicht, deshalb habe ich gefragt. Keine Ahnung, was sie am Sonntag vorhaben. Am Vormittag waren sie jedenfalls noch sehr schnell gewesen. So viel steht fest. Es spielte keine Rolle, auf welcher Mischung sie unterwegs waren. Sie fuhren an diesem Wochenende bisher immer ziemlich schnell. Irgendetwas muss also schiefgelaufen sein."
Frage: "Zwei Deutsche in Reihe eins. Spielt das für euch Fahrer überhaupt eine Rolle?"
Vettel: "Ich freue mich auf jeden Fall für ihn (Nico Rosberg; Anm. d. Red.) - nach dem 'bescheidenen' Saisonauftakt den er hatte. Bei der Abreise in China haben wir uns etwas am Flughafen unterhalten. Ich glaube, er war bis jetzt nicht gerade mit Glück gesegnet."
"Deswegen freut es mich für ihn. Am Sonntag wird es sicher für uns alle ziemlich schwierig. Für ihn und für mich. Die Reifen, gerade die Hinterreifen, stellen das größte Problem dar. Wie weit wir damit kommen und wie oft wir an die Box müssen, wird sich zeigen."
Viele Gegner für Sebastian Vettel
Frage: "Nico Rosberg sorgt sich um seine Hinterreifen. Ist vielleicht Fernando Alonso dein großer Rivale in diesem Rennen?"
Vettel: "Nun, in diesem Jahr ist es schwierig, dergleichen an einem Samstag zu sagen. Man liegt, historisch betrachtet, nicht falsch, wenn man Ferrari nennt. Sie waren schließlich meist sehr stark dabei, die Reifen zu schonen."
"Wir hatten bisher drei Rennen. In Australien und China waren sie sehr gut darin. Hier ist es etwas heißer. Vielleicht kommt uns das, wie schon in Malaysia, etwas entgegen. Das werden wir am Sonntag herausfinden. Deshalb sind wir hier. Wir werden alles geben bis zur Ziellinie. Und dann schauen wir mal, wo wir damit ankommen."
Frage: "Sind dann die Force-India-Autos ernstzunehmende Gegner?"
Vettel: "Es kommt darauf an. Hier und da hatten sie manchmal eine etwas unorthodoxe Strategie. Beispiel: Australien. Damit kamen sie eigentlich ganz gut zurecht."
"Ob das auch am Sonntag der Fall sein wird, wird sich zeigen. Im Renntrimm sollten wir ein bisschen schneller sein. Egal, ob wir einmal oder zweimal, was ich nicht hoffe, mehr an die Box müssen. Ich schaue nach vorn und freue mich, in der Spitzengruppe loszufahren und von dort ein sauberes Rennen zu haben."
Frage: "Auch am Freitag gab es in Bahrain wieder Demonstrationen und Unruhen. Klingt das für dich wie ein normaler Grand Prix, der hier stattfindet?"
Vettel: "Nun, ich sage mal: Für die Leute von außen ist es schwierig, das genau zu beurteilen."
"Alles, was uns hier betrifft: Der Kurs, das ganze Land in diesem Sinne, schaut, dass es uns gut geht und dass wir uns auf den Sport konzentrieren sollten. Das liegt, glaube ich, auch in unserem Interesse. Was darum herum ist, ist natürlich nicht schön. Das kriegt man natürlich mit, aber wir sind hier, um schnell Auto zu fahren und, wie gesagt, um uns auf den Sport zu konzentrieren."

