• 19.07.2008 19:42

  • von Dieter Rencken / Britta Weddige / Fabian Hust

Vettel: "Das haben wir uns verdient"

Der Deutsche im Mediengespräch über sein Qualifying, die Probleme seines Teamkollegen mit dem Auto und seine Erinnerungen an Hockenheim

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel konnte im Qualifying zum Großen Preis von Deutschland seine Ankündigung in die Tat umsetzen, es in die Top 10 zu schaffen: "Wir haben alles rausgeholt, was es rauszuholen gab. Es ist für uns sehr gut gelaufen. Es ist etwas unerwartet, als einziger Deutscher im letzten Qualifying-Abschnitt zu sein. Ich denke, wir haben alles richtig gemacht und es verdient. Das ganze Wochenende über war das Auto schnell genug, wir konnten damit insgeheim rechnen. Nun freue ich mich natürlich auf morgen und wir hoffen, unsere Top-10-Platzierung zu behaupten."

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel ist über seinen achten Rang überglücklich

Dabei musste der Deutsche im zweiten Qualifying-Durchgang zittern, es eine Runde weiter zu schaffen: "Die erste Runde hat nicht so ganz gepasst, ich hatte den einen oder anderen Quersteher. Es geht im Mittelfeld natürlich eng zur Sache. Wenn man in einem Top-Auto sitzt, dann kann man sich vielleicht den einen oder anderen Fehler erlauben, und trotzdem schnell fahren. Aber ich musste beim letzten Versuch dann alles richtig machen. Zu diesem Moment konzentriert man sich einfach darauf, in jeder Kurve alles herauszuholen. Am Ende schaut man dann, ob es passt oder nicht. Gott sei Dank hat es dann gereicht."#w1#

"Über die Schwierigkeiten sollte man nicht zu sehr nachdenken." Sebastian Vettel

Und welche Schwierigkeiten erwartet der Toro Rosso-Pilot im Rennen? "Über die Schwierigkeiten sollte man nicht zu sehr nachdenken. Es wird mit Sicherheit ein hartes Rennen. Für die Zuschauer sicherlich sehr schön, denn es sollte nicht regnen. Es werden 67 lange Runden. Wir werden wie gesagt versuchen, unsere Position zu behaupten und nach vorn anzugreifen. Insgeheim hoffen wir natürlich auf ein paar Punkte."

Das Wochenende in Hockenheim war bisher eine positive Überraschung: "Wir dachten eigentlich, dass wir uns auf dieser Strecke etwas schwerer tun als in Silverstone. Aber der Test in der vergangenen Woche war sehr gut. Auch jetzt am Wochenende hat alles gut funktioniert. Ich denke, wir haben im Qualifying alles richtig gemacht. Es war teilweise sehr eng, es hat gereicht. Jetzt müssen wir schauen, wann im Rennen die anderen an die Box kommen. Wir wissen, wann wir reinkommen. Wir sollten nicht allzu schlecht dastehen."

"Der Wind hat immer das kleine Risiko dargestellt, dass man das Auto verliert." Sebastian Vettel

Probleme bereiteten dem 21-Jährigen vor allem der Wind: "Der Wind war ziemlich stark. Wenn er von vorne oder von hinten kommt, dann ist das nicht allzu schlimm. Aber wenn er von der Seite kommt, dann ist es ziemlich schwierig. Das war das ganze Qualifying über der Fall. Die Strecke hat sich stetig verbessert, aber der Wind hat immer das kleine Risiko dargestellt, dass man das Auto verliert."

Zuletzt folgten guten Qualifying-Ergebnissen auch gute Resultate im Rennen: "Anfang der Saison lief es auch nicht allzu schlecht, wir haben es dann im Rennen einfach nicht umsetzen können. Es ist ganz klar, dass mit dem neuen Auto ein großer Schritt nach vorn gekommen ist. Wir kommen immer besser damit zurecht und etablieren uns mehr und mehr im Mittelfeld. Wenn wir uns morgen in den Top 10 halten könnten, dann wäre dies schon fantastisch."

Was ist der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Auto? "Das Auto ist einfach schneller, es hat mehr Haftung, vor allem in den schnellen Kurven. Das Auto arbeitet vom Abtrieb her wesentlich effizienter. Man kann mit mehr Flügel fahren, verliert zur gleichen Zeit jedoch auf der Geraden nicht zu viel Höchstgeschwindigkeit. Das ist der Hauptvorteil beim neuen Auto. In Bezug auf das Fahrverhalten selbst ist es anders, aber kein riesiger Unterschied."

Teamkollegen Sébastien Bourdais kommt mit dem neuen Modell nicht so gut zurecht wie Vettel: "Die Tendenz ist, dass er mehr mit einem untersteuernden als mit einem übersteuernden Auto zurechtkommt. Er hatte gestern nicht allzu viel Training und sich schon das ganze Wochenende über schwer getan."

"Irgendwie kommt er damit im Moment nicht so gut zurecht." Sebastian Vettel

"Es ist schon so, dass sich das Auto viel bewegt. Aber schlussendlich muss man dies irgendwann akzeptieren und das Beste daraus machen. Er hat einen anderen Fahrstil, aber in Bezug auf das Setup waren wir normalerweise nicht weit auseinander. Das ist auch hier nicht der Fall. Aber irgendwie kommt er damit im Moment nicht so gut zurecht."

Was hat den ein Fahrer am liebsten? "Das kommt darauf an. Ein untersteuerndes Auto ist in jedem Fall einfacher zu fahren, man kann nicht zu viel falsch machen. Wenn das Untersteuern jedoch zu stark wird, dann wird das Auto langsam. Ein übersteuerndes Auto ist meistens etwas schneller, wenn man es am Grenzbereich noch bewegen kann. Auf der anderen Seite verliert man wesentlich mehr Zeit, wenn man es übertreibt, als wenn es nur Untersteuern hat. Für die Konstanz im Rennen ist also ein leicht untersteuerndes Auto besser als ein übersteuerndes. Am liebsten habe ich ein Auto, das neutral ist. Aber das kommt leider nicht so oft vor."

"Letztendlich muss man sich immer auf das konzentrieren, was man macht." Sebastian Vettel

Ist das Heimrennen für Vettel wichtiger als ein anderes Rennen? "Es ist nicht wichtiger als sonst auch. Natürlich ist es etwas Besonderes, vor eigenem Publikum. Es sind auch viele Freunde und meine Familie da. Das verleiht einem etwas zusätzliche Power und Motivation. Aber wenn man im Auto sitzt? Ich kenne die Strecke hier sehr gut, das hilft mir vielleicht auch. Letztendlich muss man sich immer auf das konzentrieren, was man macht. Ich sehe also keinen zusätzlichen Druck, dass ich mich besonders anstrengen muss."

Was sind seine ersten Erinnerungen an den Kurs? "Ich komme ja hier aus der Nähe, also bin ich zum Übernachten nach Hause gefahren. Das erste Mal war glaube ich 1993. Mein Vater war ein riesiger Senna-Fan. Wir kamen nach Hockenheim und es hat sehr stark geregnet. Damals gab es ja noch die alte Strecke. Wir sind zu Fuß zur ersten Schikane gelaufen, im Wald war es total matschig. In diesem Freien Training ist kaum einer gefahren, aber wenn einer kam, dann konnte man die Motoren schon von weitem hören. Das war beeindruckend, daran kann ich mich noch gut erinnern."

"Das zweite Mal saß ich auf der Haupttribüne, als Michael Schumacher seinen Unfall mit Luciano Burti hatte. Da war es unglaublich heiß und wir hatten nichts zu trinken dabei. Da haben sie uns Wasser verkauft. Sie haben immer offene Wasser-Flaschen genommen und sie in der Toilette wieder aufgefüllt und dann für 10 Mark verkauft. Aber wir hatten so Durst und es war so heiß..."