• 21.05.2009 17:28

  • von Dieter Rencken

Vettel: "Das Auto hat Potenzial"

Sebastian Vettel spricht über seinen ersten Trainingstag in Monte Carlo und erklärt, warum der Motorschaden im Endeffekt halb so wild war

(Motorsport-Total.com) - Es hätte besser kommen können als gleich im ersten Freien Training einen Motorschaden zu erleiden, aber am Ende des Donnerstags in Monte Carlo lag Sebastian Vettel mit anständigen 0,604 Sekunden Rückstand auf den leichtgewichtigen Williams von Nico Rosberg an sechster Stelle. Am Samstag will Red Bull mit dem neuen Doppeldiffusor noch einmal zulegen und für das Rennen zumindest das Podium ins Visier nehmen.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel erlebte in Monte Carlo keinen perfekten Trainingsauftakt

Frage: "Sebastian, nach dem Motorschaden am Morgen konntest du jetzt doch 33 Runden fahren. Wie lief es heute?"
Sebastian Vettel: "Ich konnte mich gut erholen! Im Ernst: Der Schaden heute Morgen war nicht eingeplant, aber so ist das Leben, das passiert. Am Nachmittag war mein Auto Gott sei Dank wieder fertig. Ich konnte zwar nicht gleich am Anfang loslegen, aber mittendrin dann. Es lief nicht schlecht, das Auto hat Potenzial, aber wir müssen noch ein paar Dinge verändern und ein bisschen feintunen."#w1#

Gebrauchter Motor für den Schrotthaufen

Frage: "War der Motor, der heute Morgen geplatzt ist, schon alt? Was heißt das jetzt in puncto Reglement?"
Vettel: "Kein Problem. Es war ein gebrauchter Motor. Natürlich hat es uns Zeit gekostet, aber es ist nicht allzu tragisch und fällt nicht groß ins Gewicht, was das gesamte Jahr angeht. Wir konnten nicht so viele Runden fahren, wie wir wollten, aber unterm Strich waren wir doch gut bedient, weil wir das Auto schnell wieder fertig hatten - beide Autos, denn auch Mark hatte technische Probleme."

"Wir haben die Autos auf den letzten Drücker zusammengebaut, da kann es dann schon mal passieren, dass das eine oder andere Teil ein bisschen klemmt. Leider war das ein bisschen verwickelt und schwierig zu kriegen, sodass Mark auch Zeit verloren hat. Aber das Auto hat Potenzial, es macht Spaß und wir haben jetzt einen Tag frei, um uns alles anzusehen."

"Die Strecke ist fantastisch, jede Runde ist eine Herausforderung." Sebastian Vettel

Frage: "Wie viel Spaß macht es, hier in Monte Carlo zu fahren?"
Vettel: "Sehr viel Spaß! Die Strecke ist fantastisch, jede Runde ist eine Herausforderung. Es ist unheimlich schwierig, denn es ist sehr trickreich, eine freie Runde zu finden, weil sehr viel Verkehr ist. Jeder versucht, sich freien Platz zu schaffen, um dann ein paar freie Runden am Stück zu haben, aber das ist extrem schwierig. Dann kommt man immer wieder aus dem Rhythmus und braucht immer wieder eine Weile, bis man wieder drin ist. Trotzdem macht es unheimlich viel Spaß."

Frage: "Hast du ein Geheimrezept für das Qualifying, wie man eine freie Runde findet?"
Vettel: "Der größte Geheimtrick ist erst einmal der, keinen aufzuhalten, denn es gibt doch einige, die sich dann rasch beschweren. Hier ist eben wenig Platz, um auszuweichen, und wenn man dann jemandem im Weg steht, kann das eine Strafe nach sich ziehen. Darauf muss man aufpassen und gleichzeitig darauf schauen, dass man selbst eine freie Runde findet. Wenn es dann hoffentlich in Q2 und Q3 weitergeht, wird es ein bisschen einfacher, weil weniger Autos auf der Strecke sind, aber in Q1 wird es extrem schwierig, ein paar freie Runden am Stück zu haben."

Frage: "Was sind denn die größten Herausforderungen hier?"
Vettel: "Am Casino brauchst du richtig Eier. Es ist eine fliegende Kurve zwischen drittem und viertem Gang, 160 bis 170 km/h. Dann die Tabakkurve, die geht im vierten Gang, ebenfalls blind und sehr schwierig. Und dann noch das Schwimmbad und Rascasse. Auch das sind sehr schnelle Kurven, in denen das Auto sehr nervös ist und in denen man kaum Traktion hat."

Rot und Silber auf der Rechnung

Frage: "Du hast die Zeitenliste schon studiert. Bisher war es ein Duell Brawn gegen Red Bull, aber muss man hier auch mit Ferrari und McLaren-Mercedes rechnen?"
Vettel: "Auf der einen Seite ist es eine Fahrerstrecke, also liegt es enger zusammen. Natürlich braucht man auch hier ein gutes Auto, aber es hat nicht so viele schnelle Kurven und man braucht nicht so viel Abtrieb. Ob das Auto jetzt effizient ist oder nicht, ist eigentlich egal. Wenn man am Ende der Geraden ein paar km/h einbüßt, weil das Auto nicht ganz perfekt designt ist, ist das hier ziemlich egal. Das macht es noch mal um vieles enger, also haben die anderen diesmal auch ein gewaltiges Wort mitzureden, denke ich."


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Monaco, Donnerstag


Frage: "Wie bewertest du die beiden unterschiedlichen Reifenmischungen?"
Vettel: "Die härtere Variante ist ziemlich stabil und solide - die hält über mehrere Runden und gibt kein Problem. Bei der weicheren Mischung muss die Strecke ein bisschen mehr Gummi bekommen, dann wird das auch kein Problem sein. Ich denke, wir waren auf anderen Strecken schon schlimmeren Bedingungen ausgesetzt, als die Reifen mehr dran glauben haben müssen, aber trotzdem gehalten haben. Ich denke, es sollte okay sein."

Frage: "Und wie gefällt dir dein neuer Diffusor?"
Vettel: "Sieht schön aus - sehr versteckt, vielleicht von außen nicht ganz so gut zu erkennen (grinst; Anm. d. Red.)! Ich denke, das sind Sachen, wo man nicht sagen kann, dass sie so und so viele Zehntel pro Runde bringen, speziell hier in Monaco. Deswegen schauen wir uns die Sache mal an. Wir müssen ein bisschen Daten sammeln und dann analysieren, ob sich diese Daten analog zu denen entwickeln, die wir aus dem Windkanal und aus den Simulationen haben. Von der Balance her ist alles noch so, wie es war, und das ist ein gutes Zeichen."

Frage: "Wie sehr freust du dich jetzt auf den freien Tag?"
Vettel: "Mir wäre es lieber, wenn ich morgen noch ein bisschen fahren könnte, denn ich hatte heute weniger Zeit auf der Strecke als die meisten anderen Fahrer. Von daher wäre es gut, wenn wir bei der GP2 ein bisschen mitrollen könnten, aber das läuft nicht, also müssen wir aus den Daten, wie wir haben, das Maximum machen. Ich denke, wir können uns da noch ein ganzes Stück verbessern. Ich habe am Freitag leider nicht frei, sondern es stehen einige Termine an. Ich werde an die Strecke kommen, um mit den Ingenieuren noch einmal zu plaudern."

Frage: "Hier in Monte Carlo tummeln sich immer sehr viele Prominente. Mit welchem Promi würdest du gerne mal plaudern?"
Vettel: "Ich habe noch keinen gesehen. Das Wichtigste ist sowieso, dass das Auto rund läuft. Da haben wir noch allerhand zu tun. Da ist es mir egal, wer da rumturnt oder auch nicht."