Vertauschte Hinterreifen: Trick bald unwirksam?

Einige Teams haben herausgefunden, dass ein simpler Tausch der beiden Pirelli-Hinterreifen die Performance steigert - Sind sie die Opfer der geplanten Änderungen?

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn Pirelli beteuert, dass die neuen Reifen keine Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis haben werden, will dies im Fahrerlager derzeit nicht jeder glauben. Die Italiener wollen die Reifenschultern mit einem Kevlar-, statt einem Stahlring ausstatten, damit der Reifen nicht so schnell überhitzt und in letzter Konsequenz delaminiert. Auch wenn die Reifen, wie 'Motorsport-Total.com' herausgefunden hat, in Montreal nicht im Rennen, sondern vorerst nur im Freien Training zu Testzwecken und dann in Silverstone ernsthaft eingesetzt werden, könnte sich die Änderung stärker auswirken als angenommen.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Vertauschte Hinterreifen: Mercedes nutzte den Reifentrick in Monaco Zoom

Das liegt daran, dass einige Teams einen Weg gefunden haben, die Pirelli-Pneus besser zum Arbeiten zu bringen. Sie tauschen den rechten und den linken Hinterreifen einfach aus und kommen dadurch in den Genuss einer besseren Performance. Zuletzt nutzte dies auch Mercedes in Monaco - es wird davon ausgegangen, dass das "Silberpfeil"-Team diesen Trick davor beim umstrittenen Reifentest in Barcelona erstmals ausprobiert hat.

Wie wirken sich die Pirelli-Änderungen aus?

Man muss dazu nämlich größere Änderungen am Setup des Autos vornehmen - einige Teams haben laut dem Blog von Formel-1-Reporter Adam Cooper bereits im Freien Training in Brasilien 2012 erkannt, dass ein Tausch der Hinterreifen Sinn ergeben würde, und dürften ihre Boliden nach diesen Kriterien designt haben.

Das Problem: Bei den Reifen mit Kevlar-Ring würde es aufgrund der Charakteristik keinen Unterschied machen, ob der Reifen links oder rechts zum Einsatz kommt. Das könnte sich also auf die Performance der Boliden auswirken, die auf die vertauschten Pneus ausgelegt sind.

Grundsätzlich herrscht im Fahrerlager aber noch Rätselraten, inwiefern sich die Reifenänderungen auswirken werden. Abgesehen von Mercedes, wo die neuen Pneus bereits in Spanien ausprobiert wurden, erhalten die Teams erst in Montreal einen ersten Vorgeschmack. "Ich habe keine Ahnung, was sie bringen werden", meint Kimi Räikkönen. "Es kann ja niemand testen. Wir müssen abwarten."

Massa sieht kein Sicherheitsproblem

Er würde sich wünschen, dass sich gar nichts ändert, schließlich harmoniert der Lotus hervorragend mit den aktuellen Reifen: "Am fairsten wäre, die gleichen Reifen zu behalten. Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied machen wird, was immer da auch kommt. Vielleicht liege ich falsch, aber wir werden uns sicher nicht beschweren, sondern wenn wir Probleme haben, dann werden wir versuchen, sie zu beheben. Wenn sie stärkere Hinterreifen bauen, dann können wir auch schneller fahren." Er rechnet nicht mit großen Verschiebungen im Kräfteverhältnis.

Ferrari-Pilot Felipe Massa findet Änderungen an den Reifen ebenfalls unnötig: "Gäbe es ein Sicherheitsproblem und sie würden die Reifen nur deshalb ändern, würde ich dem zustimmen. Aber wenn wir das Jahr mit diesen Reifen anfangen, sollten wir sie auch bis zum Ende fahren."

Michael und Brawn unterstützen Änderungen

Anders sieht dies McLaren-Sportdirektor Sam Michael, der durchaus ein Sicherheits-Problem ortet: "Wenn sich die Lauffläche vom Reifen ablöst und sie glauben, das in den Griff kriegen zu können, um am Ende einen sichereren Riefen zu haben, dann unterstützen wir diese Maßnahmen voll und ganz. Wir meinen, das hat nichts mit der Leistung zu tun. Es geht um strukturelle Probleme, die sie lösen wollen. Das verstehen wir."

Mercedes-Teamchef Ross Brawn hält es für einen sinnvollen Kompromiss, nur die Hinterreifen zu adaptieren, und kann nachvollziehen, dass einigen Teams die Änderungen sauer aufstoßen: "Sie könnten auf die Reifen von 2012 zurückgehen. Das fänden manche Teams sicher super. Das wäre aber wohl unfair gegenüber den Teams, die einen Weg gefunden haben, die aktuellen Reifen zum Arbeiten zu kriegen. Was jetzt gemacht wird, ist eine sinnvolle Lösung." Änderungen sind laut Brawn aus Sicherheitsgründen aber unbedingt notwendig.