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Verstappen und Hamilton: Das steckt hinter der Stinkefinger-Szene

Max Verstappen und Lewis Hamilton betrieben bereits im Training in Austin erste Psychospielchen - Red Bull zeigte sich unterdessen mit den Fortschritten zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Nach einem ernüchternden ersten Freien Training der Formel 1 in Austin konnte Red Bull nach der zweiten Session schon wieder deutlich aufatmen. Nicht nur die Bestzeit von Sergio Perez stimmte fröhlich, auch die spürbaren Verbesserungen im Vergleich zum Vormittag. Für den Aufreger schlechthin sorgte allerdings Max Verstappen.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Max Verstappen erlebte einen durchwachsenen Auftakt in Austin Zoom

Der Niederländer und sein WM-Rivale Lewis Hamilton wähnten sich offenbar bereits im Rennen und fuhren nach einem kleinen Scharmützel Seite an Seite den Berg hinauf Richtung Kurve 1, ehe der Mercedes-Pilot Verstappen außen verhungern ließ.

Verstappen tobte am Funk und beschimpfte Hamilton als "blöden Idioten", zusätzlich schickte er noch einen Stinkefinger in Richtung des Briten. Sein Renningenieur Gianpiero Lambiase versuchte, seinen aufgebrachten Schützling zu beruhigen. "Ignoriere es, zerbrich dir nicht den Kopf darüber", funkte Lambiase.

Verstappen: Verstehe nicht, was da passiert ist

Verstappen verstand nach dem Training die Welt nicht mehr. "Wir haben uns alle aufgereiht, um unsere Runde zu fahren. Ich habe nicht wirklich verstanden, was da passiert ist", sagt er. Allerdings zeigen die Onboard-Aufnahmen aus Verstappens Cockpit, dass er selbst Hamilton einige Kurven zuvor wenig zimperlich überholt hatte.

Verstappen fuhr anschließend hinter Pierre Gasly und hielt Abstand, das nutzte der Brite vor der letzten Kurve, um innen vorbeizugehen. Dabei schickte er Verstappen neben die Strecke, ehe sie gemeinsam Richtung Kurve 1 fuhren. Sollte es Hamiltons Absicht gewesen sein, Verstappen etwas aus der Reserve zu locken, so ist es ihm auf alle Fälle gelungen.

"Das haben wir in der Saison öfter gehabt. Dass die zwei nicht öfter zusammen zum Abendessen gehen werden, das wissen wir eh. Aber ich finde das nicht notwendig", sagt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko bei 'Sky' über die betreffende Szene.

Verstappen ungewohnt angefressen

Teamchef Christian Horner verwies auf ein "ungeschriebenes Gesetz", dass sich die Fahrer bei der Aufreihung in solchen Sessions abwechseln. Verstappen habe deutlich gemacht, dass er der erste Fahrer in der Schlange gewesen sei.

Ohnehin erlebte Verstappen nicht die beste Session seiner Karriere. In der Ergebnisliste belegte der 24 Jahre alte WM-Spitzenreiter nur den achten Platz, was vor allem daran lag, dass er wegen des Verkehrs keine freie Runde zusammenbekam.


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Erneut reagierte er am Funk äußerst ungehalten, brach die Runde ziemlich angefressen ab und konzentrierte sich anschließend auf die Longruns. "Er ist routiniert genug, dass er da nicht noch die Reifen verschleißt für einen dritten oder vierten Platz", sagt Marko.

Freude über Fortschritte bei Red Bull

Verstappen selbst zeigte sich nach der Session jedoch wieder gefasster. "Ich konnte auf dem Soft-Reifen keine Runde fahren, es ist nicht einfach, die Strecke ist ziemlich wellig und es war nicht einfach, den richtigen Kompromiss zu finden. Aber es gibt einige positive Dinge, auf die man blicken kann. Und daran werden wir über Nacht auch arbeiten", sagt er.

Die schlimmsten Befürchtungen nach dem ersten Training erfüllten sich aus Red-Bull-Sicht glücklicherweise nicht. "Mercedes ist sehr schnell, keine Frage. Aber wir sind vom ersten Training bis zum zweiten deutlich einen Schritt nach vorne gegangen", sagt Marko. Der Rückstand sei zwischen den Trainings "deutlich geschrumpft".

Ein Lob hatte der 78-Jährige auch für Perez übrig, der im zweiten Training die schnellste Zeit setzte, damit aber nicht die Tagesbestzeit fuhr. Das zweite Training war von den Zeiten her etwas langsamer als das erste. Dennoch zeigt sich Marko zufrieden, dass Perez "immer besser in Schwung" komme.

Perez sieht noch Luft nach oben

Der Gelobte selbst erkannte einen "guten Tag", erwartet jedoch einen "sehr engen" Kampf. "Am Samstag, geht es darum, alles zusammenzukriegen und die paar Zehntel zu finden, die uns in den Kampf um die Poleposition bringen könnten. Es war ein vielversprechendes zweites Training, aber es gibt noch viel zu tun, um das Auto zu verbessern", sagt er.


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Mercedes sah er am Freitag allerdings "sehr stark", berichtet der 31-Jährige. Zudem sei er mit seinem Reifenverschleiß "nicht sehr glücklich" gewesen. "Ich denke, es gibt noch Raum für Verbesserungen", meint Perez.

Zwischen den Wochenenden in Istanbul und Austin hatte es ein Meeting mit Technikchef Adrian Newey gegeben, um die Probleme bei Red Bull zu analysieren. Laut Marko habe dieses Meeting einige Erkenntnisse gebracht.

"Die unterschiedlichen Ergebnisse von Simulator und was sich auf der Strecke abgespielt hat, auch unterschiedliche Aussagen über das Verhalten von mehr oder minder dem gleichen Chassis bei Perez und Verstappen, da haben wir sicher einen Schritt vorwärts gemacht. Und wir sehen ja jetzt, dass die Änderungen, die wir machen, die zeigen Wirkung", sagt Marko.