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  • 24.08.2018 19:09

  • von Sven Haidinger & Jonathan Noble

Verstappen bremst träumende Fans: "Platz fünf das Maximum"

Max Verstappen bremst die Hoffnungen von 80.000 niederländischen Fans: Wieso das Spritupdate verpufft und man trotz der Ungarn-Pleite wieder auf Regen hofft

(Motorsport-Total.com) - Bittere Erkenntnis für Red Bull nach dem ersten Trainingstag: Trotz eines Miniheckflügels und des Sprit-Updates ist man im Kampf gegen Ferrari und Mercedes in Spa-Francorchamps (Formel 1 2018 live im Ticker) unterlegen. Doch darauf waren Max Verstappen (4./+0,691) und Daniel Ricciardo (6./+0,895), der am Vormittag ein Motorproblem verzeichnete, mental bereits vorbereitet.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Trotz Miniheckflügel: Red Bull kann nicht gegen Ferrari und Mercedes bestehen Zoom

"Es läuft sogar ein bisschen besser als erwartet, aber diese Strecke ist nicht gut für uns", sagt der Niederländer, der die Hoffnungen der erwarteten 80.000 Fans aus seiner Heimat bremst: "Wir müssen realistisch sein: Mehr als die Plätze fünf und sechs sind hier nicht drin für uns."

Das sieht Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko anders. "Einen Vorteil haben wir schon: Bottas startet von hinten. Das war die einfachste Möglichkeit zu überholen", sagt der Österreicher gegenüber dem 'ORF'. Doch auch seine Hoffnungen halten sich in Grenzen: "Wir verlieren trotz eines ganz kleinen Heckflügels einfach zu viel auf den Geraden."

Marko bestätigt: Regenschwäche gelöst

Nur bei Regen gäbe es eine realistische Chance auf ein Spitzenergebnis. Eine interessante Aussage, denn in Ungarn war Red Bull im verregneten Qualifying zur Überraschung aller eine der großen Enttäuschungen. "Wir wissen, was in Ungarn im Regen schiefgelaufen ist", wirft Marko ein. "Das wird jetzt nicht mehr passieren." Ob man das auch beweisen wird können, ist allerdings ebenfalls fraglich: "Momentan ist es nur kalt. Nach Regen schaut es nicht aus."

Nicht gerade die Bedingungen, die sich Red Bull wünscht, schließlich gilt der RB14 als Auto, das die Reifen bei Hitze mehr schont als die Konkurrenz. Viel härter wird die Truppe aber von den in Spa gezündeten dritten Motorenausbaustufen von Ferrari und Mercedes getroffen, wie Teamchef Christian Horner bestätigt.

Max Verstappen

Verstappen kann seinen angereisten Fans keine Wunderdinge versprechen Zoom

"Obwohl das Wetter hier immer schlecht sein kann, werden dieses Wochenende und das nächste in Monza für uns wegen dieser Updates schwierig", sagt der Brite. "Sie haben da klar die Oberhand, ehe wir es ihnen hoffentlich in Singapur und Mexiko schwerer machen können."

Verstappen: Nachteil größer als 40 PS

Im Fahrerlager spricht man von einem PS-Nachteil von bis zu 40 PS, die dem Renault-Motor auf Ferrari und Mercedes fehlen. "Es sind viel mehr", lässt der Niederländer gegenüber 'RTL' aufhorchen. Dabei darf sich Red Bull endlich über das heißersehnte Benzin-Update von Partner Mobil 1 freuen. "Auf einer schnellen und langen Strecke sollte es 0,15 Sekunden pro Runde ausmachen, was sich auch mit den Simulationen des Teams deckt", erklärt ExxonMobil-Manager David Tsurusaki gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Daniel Ricciardo

Nach der Eau-Rouge-Senke spüren die Piloten den PS-Nachteil Zoom

Interessant ist, dass das Renault-Werksteam sein Sprit-Update bereits bei der Einführung der zweiten Motorenausbaustufe in Kanada erhalten hatte. Das liegt daran, dass sich die Motorenabteilung in Viry-Chatillon voll auf das Werksteam und dessen Spritpartner konzentrierte. "Wir waren immer bereit, wenn also auch Renault bereit gewesen wäre, dann hätten wir die Entwicklungen früher bringen können", beklagt sich Tsurusaki über die Verzögerung bei den Renault-Prüfstandtests für den scheidenden Partner Red Bull.

Doch nicht nur das sorgt für schlechte Stimmung, sondern auch ein akutes Antriebsproblem, das ausgerechnet dem zum Renault-Werksteam wechselnden Ricciardo das erste Freie Training kostete.

Renault-Problem: Ricciardo verpasst erstes Training

"Ich war bereit, aber sie wollten meine Sommerpause wohl ein bisschen verlängern", scherzt der "Aussie" über das Problem mit der Einspritzung im ersten Freien Training, das ihm nur vier Runden ermöglichte.

Auffallend: Jetzt, wo Ricciardos Wechsel zu Renault offiziell ist, äußert sich der Noch-Red-Bull-Pilot nicht mehr so kritisch zum französischen Motor. Auf die Frage, ob die Lücke wegen der Motoren-Updates der Konkurrenz so groß sei, antwortet er bloß: "Ich weiß es nicht, das müssen sie beantworten. Wir waren einfach nicht schnell genug, sowohl in den Long- als auch in den Shortruns. Wir müssen noch Tempo finden."

Mit der Balance des Autos sei er noch nicht zufrieden: "Wir haben Änderungen gemacht und Dinge verbessert, aber jedes Mal haben wir dadurch ein anderes Balanceproblem verursacht. Wir werden daran arbeiten." Eine Ursache für das Balanceproblem ist der kleine Heckflügel, der für eine instabile Hinterachse sorgt.

Red Bulls Abstimmungsdilemma

"Uns fehlt einfach so viel Leistung", legt Verstappen hingegen den Finger in die Wunde. "Wir müssen daher eine Abstimmung mit sehr wenig Abtrieb finden und versuchen, die daraus entstehenden Probleme zu umgehen. Eines davon ist natürlich, dass man rutscht." Dennoch ist für Verstappen noch nicht aller Tage Abend: "Wir können beim Auto schon noch etwas finden, um die Sache mit dem Heckflügel zu verbessern. Wir werden nicht die Pole holen, aber in den Longruns hat es gar nicht so schlecht ausgesehen."

Dass Verstappen in den Longruns besser klarkam als Ricciardo, zeigen auch die Rundenzeiten: Auf der Supersoft-Mischung kam Verstappen auf einen Schnitt von 1:49.211, während sein Teamkollege bei 1:49.840 landete. Zum Vergleich: Spitzenreiter Valtteri Bottas kam auf 1:48.273, aber auch die verbleibenden Piloten der Topteams bewegten sich im Schnitt klar unter den 1:49er-Marke.

Auf den Soft-Reifen war Verstappen währenddessen mit einem Schnitt von 1:48.727 sogar der einzige Spitzenpilot unter 1:49, die Abstände waren aber deutlich kleiner. Ricciardo kam hinter Bottas und Kimi Räikkönen auf 1:49.127.

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