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Verschwörungstheorie: Wollte Vettel Hamilton verhindern?

Mark Webber sagt nein: Dass es in den letzten Runden keine Attacke mehr gab, lag vielmehr an den abbauenden Reifen und an einem Gentlemen's Agreement

(Motorsport-Total.com) - Nach der dramatischen Schlussphase beim Saisonfinale in Abu Dhabi rätseln immer noch viele Fans: Konnte Sebastian Vettel trotz der um acht Runden frischeren und weicheren Reifen nicht an Nico Rosberg vorbei - oder wollte er nicht? Vettel selbst hat dies bereits dementiert und erklärt, dass es nicht so einfach gewesen wäre, den Silberpfeil zu überholen. Aber nicht zuletzt wegen seiner herzlichen Gratulation an Rosberg im Parc ferme haben viele Fans den Verdacht, dass ihm sein Landsmann ganz einfach der sympathischere Champion ist als Lewis Hamilton.

Vettels ehemaliger Teamkollege Mark Webber glaubt nicht an solche Verschwörungstheorien, kann sich aber sehr gut vorstellen, dass das Duell unter anderen Voraussetzungen härter ausgefochten worden wäre: "Es gibt so etwas wie ein Gentlemen's Agreement, das bei so einem Szenario zwar frei Rennen gefahren wird. Aber mal ehrlich: Ob Sebastian Zweiter oder Dritter wird, ist ihm wohl ziemlich egal", erklärt der Ex-Rennfahrer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Wenn es irgendein Rennen zu Saisonmitte gewesen wäre, dann kann ich mir vorstellen, dass Sebastian ein bisschen aggressiver agiert hätte - ganz unabhängig vom Auto vor ihm, ob das nun Nico ist oder Jenson oder wer auch immer. Haben wir ja zum Beispiel in Mexiko auch gesehen, wo viel härter gekämpft wurde, von allen", sagt Webber.

Eine besonders bösartige Verschwörungstheorie besagt: Vettel hat Rosberg in Abu Dhabi nur nicht überholt, weil er damit womöglich (wenn Rosberg auch noch hinter Max Verstappen zurückgefallen wäre) Hamilton zum viermaligen Weltmeister gemacht hätte. Und gerade Webber beschreibt Vettel in seinem Buch "Aussie Grit: My Formula One Journey" (erschienen 2015 im Londoner Macmillan-Verlag) als einen Egoisten der Rennstrecke, dem viel an seiner eigenen Stellung in der Formel-1-Historie liegt.

Aber dass Vettel diesen Gedanken im Hinterkopf hatte, als er in Abu Dhabi immer näher an Rosberg herankam, kann sich nicht einmal Webber vorstellen: "Ich glaube nicht, dass er Nico geschützt hat, weil er im Hinterkopf hatte, dass Lewis dann genauso viele Titel haben würde wie er. Ich glaube, er wollte dem Fahrer, der sich das ganze Jahr so angestrengt hat, nicht mit einer Dummheit alles versauen. Da hätte er ziemlich dumm ausgesehen."


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"Ich denke, er hätte Nico schneller überholt, wenn er noch Reifen übrig gehabt hätte. Aber so hätte Lewis ja auch einfach reagieren und wieder normales Tempo fahren können", sagt Webber. "Der Sieg war außer Reichweite. Ich glaube, Sebs Reifen neigten sich einfach dem Ende zu. Der Ferrari war auf den Geraden sehr schnell, aber es wäre schwierig geworden, ein sauberes Manöver zu setzen. Ja, er war schneller, aber etwas Dummes zu probieren, entspricht nicht dem Gentlemen's Agreement in so einer Situation."