• 19.07.2012 14:41

  • von Dieter Rencken

Vergne: "Kam schon immer gut mit Druck zurecht"

Toro-Rosso-Pilot Jean-Eric Vergne spricht über den bisherigen Saisonverlauf, eine Sommerparty in Faenza, die kommenden Rennen und seinen Umgang mit Druck

(Motorsport-Total.com) - Jean-Eric Vergne bestreitet in diesem Jahr seine Debütsaison in der Formel 1. Bislang läuft es bei seinem Team Toro-Rosso allerdings eher durchwachsen: Nachdem man bei den ersten beiden Saisonrennen in die Punkte fahren konnte, blieben positive Resultate größtenteils aus. Nun gilt es sogar, das von hinten drückende Caterham-Team in Schach zu halten. Anhand intensiven Trainings im Fahrsimulator des Mutter-Teams Red Bull und Neuerungen am Auto soll nun ein Aufwärtstrend folgen, beginnend beim anstehenden Rennen in Hockenheim, wo Vergne in der Vergangenheit bereits erfolgreich war.

Titel-Bild zur News: Jean-Eric Vergne

Jean-Eric Vergne würde künftig zu gerne wieder vor heimischer Kulisse fahren

Frage: "Du hast in Vorbereitung auf das Rennen in Deutschland sehr intensiv im Simulator trainiert. Zuvor warst du aber in der Fabrik in Faenza auf einer Sommerparty. Wie war das?"
Jean-Eric Vergne: "Das war schön. Die ganzen Mechaniker, das ganze Team war mit seinen Familien da. Wir haben gegrillt und ein bisschen gefeiert. Das war wirklich sehr schön. Letztes Jahr war ich schon als Ersatzfahrer da und wollte nun definitiv wiederkommen. Es ist immer wieder schön, sich mit den Leuten vom Team außerhalb der Arbeit zu treffen und einfach mit ihnen rumzuhängen und Spaß zu haben. Und den hatten wir definitiv!"

Frage: "Wie fühlst du dich, wenn du die ganzen Teammitglieder und ihre Familien siehst, wenn du siehst, dass sie alle arbeiten, nur damit du und Daniel (Ricciardo, Anm. d. Red.) Rennen fahren können?"
Vergne: "Bei solchen Anlässen wird dir das erst klar und es spornt dich zusätzlich an. Du willst sie für ihre harte Arbeit belohnen. Natürlich ist dir bewusst, dass da eine ganze Menge Leute und ihre Familien involviert sind. Jeder von ihnen erwartet gute Ergebnisse und möchte glücklich sein. Ich weiß, dass sich viele von ihnen auf die Sommerpause nach dem Ungarn Grand Prix freuen. Jeder hat seit den Tests im Februar unermüdlich gearbeitet. Für die Fahrer ist die Pause allerdings ein nötiges Übel. Wenn es nach uns ginge, würden wir ohne Pause weitermachen."

Frage: "Wie zufrieden bist du mit dem bisherigen Saisonverlauf?"
Vergne: "Ich denke, dass ich recht gut war. Wir waren insgesamt als Team gut. Wir verfügen noch nicht über unser Wunschauto, was aber nicht bedeutet, dass wir nicht hart gearbeitet hätten, um da hinzukommen, wo wir gerne sein möchten. Ich habe seit dem Saisonstart viel gelernt und das beste Ergebnis steht definitiv noch aus. In dem Moment wo man aufhört zu lernen, sollte man mit dem was man tut aufhören."


Fotos: Jean-Eric Vergne, Großer Preis von Großbritannien


Frage: "Wie kommst du mit dem Druck zurecht?"
Vergne: "Es wird oft davon gesprochen, dass auf mir und Daniel ein Druck lastet: Druck, Leistung zu zeigen, sich gegenseitig zu schlagen, um beweisen zu können, dass man aufsteigen möchte. Das ist ganz normal. Wenn ein Fahrer nicht Druck aus seinen eigenen Reihen spürt, dann hat er nicht ausreichende Ambitionen und ist entweder viel besser ist als alle anderen Fahrer oder ein totaler Flop. Daniel und ich müssen immer angriffslustig sein, weil in uns sehr viel investiert wird und jeder bei Toro Rosso von uns erwartet, dass wir immer unsere optimale Leistung abrufen."

"Bislang geben wir unser Bestes. Es ist immer schwierig, zu beurteilen, wann das Auto gut ist und wann nicht. Doch wenn jemand einen Beweis dafür haben möchte, dass wir gut sind, dann ist es die Tatsache, dass wir uns an jedem Rennwochenende einen harten Konkurrenzkampf liefern. Daniel ist ein sehr guter Fahrer und der Konkurrenzkampf zwischen uns ist intensiv. Wenn er pusht, dann pushe ich noch mehr und das ist eine gute Art und Weise, das Team nach vorne zu bringen."

Jean-Eric Vergne, Daniel Ricciardo

Vergne und Ricciardo liefern sich bei jedem Grand Prix ein Duell Zoom

"Ich kam mit Druck schon immer gut zurecht. Ich reagiere sehr gut darauf und er war nie ein Problem für mich. Meine Einstellung ist, dass wenn du ihn dir zu sehr zu Herzen nimmst, du eigentlich schon verloren hast. Man muss die Herausforderung annehmen."

Frage: "Du kannst vom Rennfahren offenbar nicht genug bekommen, denn selbst wenn du nicht selber fährst, fährst du wie am vergangenen Wochenende nach Magny-Cours um dir andere Rennserie anzuschauen. Was war da genau los?"
Vergne: "Dort fuhr die französische GT-Meisterschaft. Ich bin dort hingereist um mir Renault anzuschauen, die auch da mitfahren. Sie unterstützen Red Bull bei jedem Rennen, also wollte ich sie jetzt auch mal unterstützen."

Frage: "War es schön, mal wieder an einer französischen Strecke zu sein?"
Vergne: "Natürlich gibt es nicht solche Zuschauermassen wie bei der Formel 1. Doch es hat mich gefreut, die französischen Fans zu sehen. In solchen Situationen wünsche ich mir wirklich einen Heim-Grand-Prix, egal ob in Magny-Cours oder irgendeiner anderen Rennstrecke. Es war auf jeden Fall ein schönes Wochenende."

Frage: "Erzähl uns ein bisschen über Hockenheim. Ich weiß, dass du dort in der Vergangenheit ein paar gute Rennen hattest."
Vergne: "Hockenheim ist eine Strecke, die ich wirklich mag. Ich bin dort 2010 in der britischen Formel 3 gefahren und habe dort ein Rennen erlebt, bei dem alles zusammenpasste. Bei beiden Rennen fuhr ich auf die Pole und gewann anschließend mit über 20 Sekunden Vorsprung. Das war ein tolles Gefühl. Ich hoffe also auf ein positives Wochenende. Ich freue mich auf die nächsten beiden Rennen. Hockenheim und Budapest sind beides Strecken, die ich sehr mag."

Frage: "Warst du nur im Simulator um dich auf Hockenheim vorzubereiten oder auch auf den Rest der Saison?"
Vergne: "Am Morgen fuhr ich etwas die Strecke in Budapest und später in Hockenheim. Ich bereitete mich also auf die kommenden beiden Rennen vor."

Frage: "Man kann schon sagen, dass ihr bei den letzten Rennen etwas Probleme hattet. Gibt es nun einen Grund, für den Deutschland Grand Prix optimistisch zu sein?"
Vergne: "Ich kann kaum glauben, dass das kommende Rennen in Hockenheim schon das zehnte Rennen sein wird. Für Hockenheim haben wir das Auto etwas verbessert und auch für Budapest haben wir einige Neuerungen. Es sind zwei Strecken, die ich ziemlich gut kenne. Ich war dort in der Vergangenheit gut unterwegs, hoffentlich wird das in der Formel 1 auch der Fall sein. Es gibt also Gründe, optimistisch zu sein. Hoffentlich können wir ein paar Punkte einfahren."

"Uns sind in dieser Saison ein paar gute Dinge gelungen, doch wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns. Diese müssen wir in Hockenheim in Angriff nehmen. Es mag sich schon wie ein Klischee anhören, weil ich das schon von Strecken wie Montreal und Silverstone gesagt habe, aber ich sage auch über Hockenheim, dass ich die Strecke mag."