Vatanen: "Nur die Spitze des Eisbergs"

FIA-Präsidentschaftskandidat Ari Vatanen ärgert sich über die Skandale der vergangenen Jahre und über die Immunität für Nelson Piquet jun.

(Motorsport-Total.com) - Wenn der FIA-Motorsport-Weltrat diese Woche in Paris über Sanktionen in der "Crashgate"-Affäre um Renaults Manipulation in Singapur 2008 berät, dann können die drei mutmaßlichen Verschwörer gar nicht bestraft werden: Flavio Briatore und Pat Symonds waren nie Inhaber einer FIA-Lizenz, Nelson Piquet jun. wurde für seine eidesstattliche Aussage Immunität gewährt.

Titel-Bild zur News: Ari Vatanen

Ari Vatanen hofft im Fall Renault auf eine unabhängige Justiz durch die FIA

Für Ari Vatanen, der sich um das Amt des FIA-Präsidenten bewirbt und Nachfolger von Max Mosley werden möchte, ist das eine untragbare Situation. Der ehemalige Rallye-Weltmeister fordert a) ein völlig unabhängiges Gremium anstelle des Weltrats und b) ein Verbot der Immunitätsregelung. Das klingt plausibel, denn man stelle sich nur vor: Ein Bankräuber verrät seinen Fluchtfahrer und muss dafür nicht ins Gefängnis. In der "echten Welt" wäre das unmöglich.#w1#

"Dass Immunitätssystem ist sehr gefährlich", findet Vatanen. "Ich denke, jeder sollte die Verantwortung für seine Taten tragen. Die Entscheidung lag letztendlich bei Piquet selbst, es zu tun oder auch nicht. Dieser Verantwortung sollte er sich nicht entziehen können." Radovan Novák meint zu dieser Frage nur achselzuckend: "Es ist halt ein amerikanisches System", so das Mitglied des Weltrats im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Ich kann nicht sagen", meint Vatanen in der 'BBC' zu möglichen Konsequenzen für Piquet, "was man mit ihm tun sollte, aber wir müssen uns vor Augen halten, dass er erst ausgepackt hat, als er gefeuert wurde. Dahinter steckt also mehr als das, was offensichtlich ist. In den vergangenen zehn Jahren gab es viele solcher Fälle, in denen Fahrer absichtlich etwas getan haben, ihre Strafen dann aber überhaupt nicht angemessen waren."

"Es gab viele persönliche Machtspiele und Privatfehden sowie sehr selektive Justiz. Da kann keine Atmosphäre des Vertrauens entstehen. Der Renault-Zwischenfall ist eine weitere traurige Geschichte der Selbstzerstörung - wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Es geht von einem Skandal zum nächsten - von 'Spygate' zu 'Crashgate' und so weiter. Das Image der FIA und des Sports hat dadurch Schaden genommen", so Vatanen.

¿pbvin|512|1969|inside|0|1pb¿"Mit diesem Führungsstil können wir nicht weitermachen", meint der Finne, der bekanntlich für einen Kurswechsel innerhalb der FIA eintritt und sich dezidiert gegen den Mosley-Kurs stellt. "Wir haben Millionen von Fans auf der ganzen Welt und globale Player in der Formel 1. Wenn wir diese Player in der Formel 1 halten wollen, dann brauchen wir eine Atmosphäre des Vertrauens. Das ist heute nicht mehr der Fall."

Renault habe wegen "Crashgate" unabhängig von der Strafe schon einen hohen Imageschaden erlitten, doch das ist für Vatanen nicht das Entscheidende. Vielmehr geht es ihm um etwas anderes: "Wenn Renault rausgeschmissen wird, spricht das für eine unabhängige Justiz. Das müssen wir hinbekommen: eine unabhängige Justiz. Denn sonst fragen sich die Leute immer, was in Wahrheit dahinter steckt..."