• 30.07.2008 13:42

Vasselon: "Wir nehmen den Kampf an"

Toyota-Technikchef Pascal Vasselon spricht im Teaminterview über die Entwicklung des Fahrzeugs und die Aussichten in Ungarn

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Pascal, in Hockenheim schien Timo eines seiner bisher stärksten Rennen zu fahren. War er auf dem Weg in die Punkte?"
Pascal Vasselon: "Timo hatte definitiv gute Aussichten auf Punkte und man kann sagen, dass der sechste Platz in Reichweite war. Sein Resultat im Qualifying war nicht das, was wir erhofft hatten, aber es bedeutete auch, dass wir die bestmögliche Strategie wählen konnten, um auf dem ersten Stint Anschluss an die Autos vor ihm zu halten und sich dann bei den Boxenstopps nach vorn zu schieben, weil er mehr Benzin im Tank hatte. Es lief auch alles wie geplant und Timo ist wirklich gut gefahren. Er war guter Verfassung und es war durchaus realistisch, den sechsten Platz ins Visier zu nehmen. Er hat eine sehr gute Leistung gezeigt und wir sind mit seiner Lernkurve sehr zufrieden."

Titel-Bild zur News: Pascal Vasselon

Pascal Vasselon rechnet mit einem harten Wettbewerb im Mittelfeld

Frage: "Was sind die wesentlichen Überlegungen im Hinblick auf den Hungaroring?"
Vasselon: "In Silverstone und Hockenheim haben wir mit dem so genannten 'Baseline-Car' gearbeitet, das ein mittelhohes Abtriebsniveau bietet. In Budapest ist aber eine aerodynamische Effizienz gefragt, die viel näher an der von Monaco liegt. Wegen der Streckenauslegung und dichten Kurvenfolge fahren alle Teams mit hohem Abtrieb. Die Strecke kann auch eine Reihe von Kühlproblemen aufwerfen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist niedriger und es muss viel gebremst werden, weswegen wir bei der Kühlung der Bremsen und des Triebwerks immer auf der Hut sein müssen. Wir müssen das im Auge behalten, die eigentliche Herausforderung in Budapest stellt sich aber bei den Reifen."#w1#

Reifennutzung als Faktor in Ungarn

"Der Kurs rangiert ziemlich hoch bei der Querbeanspruchung, gleichzeitig ist aber der Grip auf dem Asphalt ziemlich niedrig. Es kann leicht passieren, dass man mit einem weichen Reifen zwar Grip hat, dieser aber nach einer halben Runde zerstört ist, oder einen harten Reifen nimmt, der die Strecke dann einfach nicht in den Griff bekommt. Solche extremen Situationen können durchaus auftreten, weshalb man normalerweise die weichen Reifen nimmt und dann versucht, diese im Rennen möglichst lange am Leben zu halten. Wir werden mit den beiden weichsten Reifenmischungen antreten, um ein brauchbares Grip-Niveau zu haben, uns ist aber klar, dass wir dann bei den Super-Softs mit Graining zu kämpfen haben. Es geht also das ganze Wochenende darum, das Graining unter Kontrolle zu halten."

"Die eigentliche Herausforderung in Budapest stellt sich bei den Reifen." Pascal Vasselon

Frage: "Haben Sie die Reifen für Ungarn schon in Jerez getestet?"
Vasselon: "Nein. Beim Test in Jerez waren die weichen Reifen für die heißen Streckenbedingungen nicht geeignet, weshalb Bridgestone eine mittelharte Mischung gestellt hat. Wir besitzen aber einen umfangreichen Datenbestand zu den weichen Reifen und wissen, was zu erwarten ist, also sind wir gut vorbereitet."

Frage: "Wie wichtig ist in Budapest die Streckentemperatur?"
Vasselon: "Die Streckentemperatur ist in Ungarn sehr wichtig, eben weil sie das Arbeitsfenster der Reifen beeinflusst. Wir erwarten dort immer hohe Temperaturen, 2006 war es aber kalt. Die meisten Teams hatten auf trockener Fahrbahn große Probleme, wurden beim Rennen aber vom Regen gerettet. Der Regen bewirkte einen progressiven Übergang vom nassen in den trockenen Zustand, wodurch die weichen Reifen überlebt haben. Wenn wir 2006 ein durchgehend trockenes Rennen gehabt hätten, wäre es durch die unerwartet kalten Temperaturen sicher sehr interessant geworden, aber man kann das Wetter ja nicht vorbestellen!"

Harter Kampf im Formel-1-Mittelfeld

"Zwischen jetzt und dem Jahresende steht uns noch ein schwieriger Kampf bevor." Pascal Vasselon

Frage: "Was glauben Sie, wie sich der TF108 in der High-Downforce-Packung schlagen wird?"
Vasselon: "Wir haben das High-Downforce-Paket seit Monaco weiterentwickelt und sind mit den Resultaten recht zufrieden, weshalb ich mich auf Budapest schon freue. Im letzten Jahr waren wir hier in der Top-Six, also sind wir optimistisch."

Frage: "Im Mittelfeld scheint es jetzt noch enger zuzugehen, falls das überhaupt möglich ist?"
Vasselon: "Absolut. Es ist ein wirklich enger Kampf und eine Menge Teams liegen hier dicht zusammen. McLaren und Ferrari stehen noch ganz oben, dann folgt aber schon eine Gruppe mit BMW, Toyota, Red Bull, Renault und jetzt auch Toro Rosso. Williams ist etwas zurückgefallen, es geht aber immer knapp zu und wenn sie ein gutes Wochenende haben, können Sie in diesem Feld durchaus mithalten. Zwischen jetzt und dem Jahresende steht uns noch ein schwieriger Kampf bevor. Es geht hart auf hart mit Red Bull und nach dem Resultat von Deutschland liegt auch Renault nahe dran, unser Ziel ist aber, den vierten Rang in der Konstrukteursmeisterschaft zu halten. Wir sind bereit, die Herausforderungen anzunehmen."