Vasselon: Schumacher fehlt das Vertrauen ins Auto
Der Technische Direktor von Toyota spricht im Team-Interview über das verpatzte Rennwochenende in Monte Carlo und blickt auf das Rennen in Montreal voraus
(Motorsport-Total.com) - Frage: "In Monaco war Jarno am Donnerstag Vierter und dann lief es schief. Was war passiert?"
Pascal Vasselon: "Wir haben eine ziemlich einfache Erklärung. Die zweite Qualifying-Einheit war entscheidend. Auf seinem ersten Versuch wurde er durch Verkehr behindert, als Kimi Räikkönen seinen Unfall hatte. Dieser Versuch hätte ausgereicht, um es in die Top 10 zu schaffen."
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Pascal Vasselon fiebert dem Rennen in Montreal entgegen
"Als er in der 'Rascasse' ankam, da traf er auf die langsam fahrenden Lewis Hamilton und Heikki Kovalainen. Jarno wurde zudem an der Waage zweimal angehalten, was normalerweise nicht passiert. In Monaco hat dies aufgrund der Temperatur der Bremsen üble Konsequenzen."#w1#
Trulli wurde von überhitzten Bremsen ausgebremst
Frage: "Was ist dieses besondere Problem?"
Vasselon: "Dass es keine wirkliche Gerade gibt, auf der die Bremsen abkühlen können. Als Jarno das erste Mal anhielt, konnten wir anhand der Daten der Bremsen-Temperatur klar sehen, dass diese gut unter Kontrolle waren - 130 bis 135 Grad -, aber nach dem zweiten Stopp waren seine Bremszangen über 200 Grad heiß."
"Er meldete sofort über Funk, dass er ein Bremsproblem hatte, dass das Pedal zu lang war. Seine letzte Ausfahrt war wegen des Bremspedals seiner Aussage zu Folge eine Ansammlung an Fehlern. Er war sehr frustriert, denn er fühlte sich schnell. Den einzigen Maßstab, den wir hatten, war sein Speed im Messpunkt von Sektor zwei zwischen den beiden Schikanen. Da war er Vierter."
Vasselon rätselt über Gründe für Schumachers Probleme
Frage: "Ralf hatte in Monaco eine schwere Zeit. Was war das Problem?"
Vasselon: "Von Anfang an hatten wir Probleme, Ralf ein Auto zu geben, mit dem er sich über die Unebenheiten und die Randsteine wohl fühlt und das beeinflusste seine Zuversicht. Zudem verspürte er nur sehr wenig Haftung."
Frage: "Kann man dies an einer bestimmten Sache festmachen?"
Vasselon: "Wir können einen langen Weg vieler Parameter beschreiten. Wir haben in Bezug auf die Gewichtsverteilung, die Härte der Stoßdämpfer und die Aufhängung ein sehr breites Fenster, wir sind da nicht wirklich limitiert. Es hatte etwas mit der generellen Haftung und dem Vertrauen zu tun, aber es gab keine offensichtliche Limitierung eines dieser Parameter."
Frage: "Monaco ist Monaco, wenn man sich schlecht qualifiziert, dann kommt man auch weit hinten ins Ziel. Angesichts Jarnos Situation - kann man sagen, dass die Plätze 15 und 16 ein falsches Bild wiedergeben?"
Vasselon: "Ja. Ich denke, dass sich Jarno viel weiter vorn hätte qualifizieren können. Von dort, wo wir in der Startaufstellung standen, konnte man lediglich so viel Benzin wie möglich für den ersten Stint mitnehmen und hoffen!"
Vasselon hofft, dass Monaco eine Ausnahme war
Frage: "Ralf scheint mit dem TF107 Setup-Probleme zu haben. Haben die Testfahrten dafür Anhaltspunkte gegeben?"
Vasselon: "In Monaco hatten wir Probleme. Nach dem Training in Barcelona machte Ralf in Bezug auf das Vertrauen einen Schritt nach vorn, aber aus verschiedenen Gründen gab es im ersten Qualifying-Teil Probleme. Im Barcelona-Rennen war er in der Lage, konkurrenzfähig zu fahren, aber er wurde in der ersten Runde getroffen, nachdem er schon ein paar Plätze gutgemacht hatte."
"Sein Tempo war gut, wenn er freie Fahrt hatte und das war eine Bestätigung, dass wir einen Schritt nach vorn gemacht haben. Monaco schauen wir uns an, aber die Strecke ist eine Ausnahme, wohingegen sich es normalerweise auf andere Strecken übertragen lässt, wenn man in Barcelona einen Schritt nach vorn macht."
Auch in Montreal sind die Bremsen ein Thema
Frage: "Schauen wir auf Montreal - werden die Bremsen auch dort ein Thema sein?"
Vasselon: "Ja, aber aus völlig anderen Gründen. In Monaco kämpft man nicht mit dem eigentlichen Bremsen sondern mit der mangelnden Kühlung. Die Scheiben werden heiß, aber sie nutzen sich nicht allzu sehr ab. In Kanada sind die Bremsen problematisch, denn man hat sehr hohe Geschwindigkeit und harte Bremsmanöver, es steckt also viel Energie dahinter und man hat eine hohe Abnutzung. Wenn die Temperaturen der Bremsen sehr hoch werden, dann können sie sich sehr schnell abnutzen."
"Es ist besser, innerhalb eines Sicherheitsfensters zu bleiben, denn wenn man über das Limit des Materials geht, dann kann man in Probleme kommen. Man nutzt die Scheiben mehr ab, erhöht die Temperatur erneut und kommt dadurch in einen Teufelskreislauf. In der Vergangenheit nutzten die Teams für Montreal und Monza einen anderen Bremsscheibenlieferanten. Aber es ist ziemlich schwierig, damit umzugehen, denn die Scheiben sind für das Gefühl eines Fahrers wirklich wichtig - die Art, wie sich der Druck-Koeffizient mit der Temperatur verändert."
"Der Fahrer braucht Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Wenn der Fahrer eine bestimmte Karbon-Charakteristik gewohnt ist, dann ist es sehr schwierig, das von einem Rennen auf das andere Rennen zu verändern. Man muss einen sehr guten Grund haben, um dies zu tun. Ein Unternehmen kam mit der Abnutzung für gewöhnlich etwas besser zurecht und manche Teams waren gezwungen, für das Kanada-Rennen zu wechseln. Aber unsere Bremsen-Firma, Hitco, hat ein Produkt, das in der Lage ist, die Arbeit perfekt zu erledigen."
Die Schlüsselfaktoren von Montreal
Frage: "Was sind die weiteren Schlüsselfaktoren in Kanada?"
Vasselon: "Montreal ist das erste Mal, dass wir mit einem Aerodynamik-Paket für mittleren bis niedrigen Abtrieb fahren. Bisher wurden alle Rennen mit der Ausnahme von Monaco mit unserem Paket gefahren, das wir als Basis-Aerodynamik nennen."
"Um uns darauf vorzubereiten, haben wir in Paul Ricard getestet, wo man eine ordentliche Simulation durchführen kann. Zudem gibt es generell wenig Haftung von den Reifen. Die Strecke wurde neu asphaltiert, aber in der Vergangenheit war es ein Asphalt, der wirklich wenig Haftung geboten hat."
Frage: "Genießen Sie das Rennen in Montreal?"
Vasselon: "Für mich ist es sicherlich das Zweitbeste nach Monaco. Es herrscht eine großartige Atmosphäre, es ist mehr oder weniger ein Straßenkurs, man befindet sich mitten in der Stadt, die Kanadier sind sehr gastfreundlich und man ist immer willkommen."