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Vasselon: Maggotts/Becketts die Schlüsselstelle
Toyota-Technikchef Pascal Vasselon im Interview über die technischen Herausforderungen in Silverstone und die Konkurrenzfähigkeit des TF109
(Motorsport-Total.com) - Frage: "In Silverstone geht es nur um den Speed?"
Pascal Vasselon: "Ja, das stimmt, wobei es in Silverstone eine Art Paradoxon gibt. Es ist eine Strecke, auf der hohe aerodynamische Effizienz gefragt ist und die Durchschnittsgeschwindigkeit recht groß ist, aber das Wichtigste sind die Kurven - wenn auch sehr schnelle Kurven. Es ist nicht wie in Monza, wo auch Highspeed gefragt ist, aber nur die Geraden zählen. Deshalb bedeutet ein guter Topspeed in Silverstone nicht automatisch schnelle Rundenzeiten."

© xpb.cc
Pascal Vasselon will aus dem TF109 ein siegfähiges Auto machen
Frage: "Welche speziellen Anforderungen stellt der Maggotts/Becketts-Komplex an das Auto und den Fahrer?"
Vasselon: "Dieser Abschnitt ist für die Fahrer technisch sehr schwierig, weil er sehr schnell beginnt, dann etwas enger wird und mehrere sehr schnelle Richtungswechsel hat. Wie auf allen Strecken ist es wichtig, sehr guten Grip zu haben, aber in Silverstone ist auch das Handling des Autos bei Übergängen ein Schlüsselfaktor, und das liegt vor allem an diesem Streckenabschnitt. Es ist wichtig, dass der Fahrer mit dem nötigen Selbstvertrauen in die schnellen Richtungswechsel gehen kann, deshalb konzentrieren wir uns sehr darauf, das Auto in diesem Abschnitt fahrbar zu machen."#w1#
Frage: "Wie wirkt sich dieser Abschnitt auf die Reifen aus?"
Vasselon: "Diese Kurven verlangen der Reifenkonstruktion viel ab, weil sie lang sind und mit hohem Speed durchfahren werden, die Belastung ist also sehr groß. Heutzutage müssen wir uns deshalb keine allzu großen Sorgen machen, wir müssen nur den Reifendruck und den Sturz optimieren, damit die Konstruktion nicht überbelastet wird. Aber als wir noch einen Wettbewerb zwischen zwei Reifenherstellern hatten, hat uns das schon Kopfzerbrechen bereitet, weil man mit den Reifen mehr an ihre Grenzen gegangen ist. Was die Reifen und auch das Chassis angeht, ist Stabilität wie zum Beispiel Steifheit in der Kurve genauso wichtig wie der Grip."
Frage: "Liegt ein schneller Kurs wie Silverstone dem TF109?"
Vasselon: "Wir gehen davon aus, dass wir dort stark sind, denn das Layout sollte unserem Paket entgegenkommen. In dieser Saison waren wir bisher auf Strecken mit hoher aerodynamischer Effizienz extrem konkurrenzfähig. Deshalb sind wir für Silverstone optimistisch. Wir haben uns in der Türkei zurückgemeldet. Auf diese Performance wollen wir aufbauen und an diesem Wochenende ein konkurrenzfähiges Auto hinstellen."
Frage: "Wie ist es dem Team gelungen, zwischen Monaco und der Türkei einen so großen Schritt nach vorn zu machen?"
Vasselon: "Vor allem ist Monaco vom Layout und dem Umfeld her einmalig, deshalb waren wir zuversichtlich, dass sich die dortigen Probleme in der Türkei nicht wiederholen würden. Es gab aber noch Fragezeichen, ob wir wieder das Niveau erreichen konnten, das wir in den ersten Rennen der Saison hatten. Das lag einfach daran, dass unser Rennen in Spanien in der ersten Kurve schon ruiniert war. Danach kam Monaco, deshalb war es schwer zu beurteilen. Wir haben uns in der Fabrik sehr angestrengt, um die grundsätzliche Performance zu verbessern und um Lösungen für unsere Monaco-Probleme zu finden."
"Wie bei den meisten Rennen hatten wir in der Türkei neue Teile dabei, wir haben Schlüsselelemente des Autos modifiziert und das hat zu einem großen Schritt nach vorn geführt. Es war besonders befriedigend, dass wir in den langsamen Abschnitten der Strecke die Besten waren. Wir planen die ganze Saison über Weiterentwicklungen und bisher konnten wir dabei das angepeilte Tempo einhalten."
¿pbvin|512|1624||0pb¿Frage: "Die erste Hälfte der Saison neigt sich ihrem Ende entgegen. Verlief sie aus technischer Sicht bisher wie erwartet?"
Vasselon: "Wir sind mehr oder weniger da, wo wir uns nach den Wintertests gesehen haben: in den Top 3. Wir hatten einen guten Auftakt und kämpfen an der richtigen Seite des Feldes mit, mit drei Podiumsplätzen und Platz drei in der Konstrukteurswertung. Das ist alles sehr viel versprechend und wir sind auf dem richtigen Weg. Aber wir haben uns für dieses Jahr noch mehr vorgenommen, deshalb sind wir noch nicht zufrieden. Auch wenn wir in Sachen Performance zu den Top 3 gehören, fehlt uns noch eine Kleinigkeit, um auch um Siege mitfahren zu können. Das ist unser Ziel und wir arbeiten hart daran, die Lücke zu schließen."
Frage: "Wenn Sie sich den TF109 anschauen, sind sie mit der Richtung, die Toyota mit dem Auto eingeschlagen hat, zufrieden?"
Vasselon: "Unsere Performance bei den Wintertests und beim Saisonauftakt zeigt, dass wir mit dem TF109 gleich zu Beginn der Planungsphase den richtigen Weg eingeschlagen haben. Wir mussten unser Konzept nicht noch einmal überdenken und auch, wenn wir nach Monaco neue Lösungen finden mussten, haben wir keine grundsätzlichen Probleme mit dem Auto. Ich bedauere den Weg, den wir mit dem TF109 gegangen sind, also nicht. Unsere Basis ist sehr konkurrenzfähig und jetzt ist unsere Herausforderung, aus diesem Paket noch mehr Performance herauszuholen, indem wir wie Effizienz verbessern."
Frage: "Das ist der vorerst letzte Grand Prix in Silverstone. Bedauern Sie das?"
Vasselon: "Selbst als Franzose, der Magny-Cours im Herzen trägt, finde ich es schade, dass Silverstone aus dem Formel-1-Kalender fällt. Denn es spielt eine so große Rolle in der Geschichte unseres Sports. Silverstone ist zweifellos ein Teil der Legende der Formel 1 und sein Layout gehört zur selben Liga wie Spa oder Suzuka, die eine wirkliche Herausforderung für die Fahrer sind. Es ist eine legendäre Rennstrecke, also werde ich es vermissen. Ich war zum ersten Mal vor etwa 15 Jahren in Silverstone, damals war ich für einen Reifenhersteller bei einem Tourenwagenrennen. Die Asphalttemperatur betrug 42 Grad Celsius - daran erinnere ich mich noch sehr gut, weil wir keinen Reifen dabei hatten, der diesen Temperaturen gewachsen gewesen wäre!"

