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  • 20.11.2015 16:33

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Übernahme: Wird aus Lotus nicht Renault, sondern Nissan?

Warum ein Team unter dem Namen des japanischen Autoriesen logisch wäre und was die französische Regierung mit der Sache zu tun hat

(Motorsport-Total.com) - Renaults' Lotus-Übernahmedeal nimmt konkrete Formen an, sieht aber womöglich anders aus als ursprünglich gedacht. Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' soll das Team nach einem möglichen Kauf in den kommenden Wochen sofort umgetauft werden und 2016 unter neuem Namen an den Start gehen, aber nicht zwingend unter der Flagge der französischen Automarke. Vielmehr könnte die Truppe mit Logos der Konzernschwester Nissan auf die Grand-Prix-Strecke gehen.

Titel-Bild zur News: Nissan Logo

Nissan könnte in direkte Konkurrenz zum japanischen Rivalen Honda treten

Für die Sache gibt es mehrere Gründe. Erstens scheut sich Renault nicht, ein sportlich mit düsterer Perspektive ausgestattetes Übergangsjahr in Kauf zu nehmen, wenn sich in Sachen Marketing auch mit einem auf Tradition basierenden Konzept profitieren lässt. Zweitens sprechen Verantwortliche explizit davon, den eigenen Namen als extrem geschichtsträchtig zu betrachten, aber nicht darauf zu bestehen, falls eine der zahlreichen angeschlossenen Automarken in der Formel 1 als Namensgeber auftritt.

Der Gedanke, dass die Nissan-Luxusmarke Infiniti in dieser Funktion auftritt, liegt nahe. Sie ist aktuell Red-Bull-Sponsor, könnte jedoch bei den Österreichern als reiner Geldgeber an Bord bleiben, je nachdem, welche Perspektive für die Fortsetzung des Formel-1-Projekts sich findet. Weiterhin gehört auch Lada zu den Namensgebern, die zusammen mit den weiteren Submarken Dacia, Datsun und bald Alpine infrage kommen. Jedoch ist ein heißerer Kandidat Konzernpartner Nissan.

Hintergrund ist, dass die französische Regierung, die an Renault mit 19,7 Prozent beteiligt ist, an einer endgültigen Verschmelzung der beiden Riesen interessiert ist und auf die Sache drängt. Beide Autobauer sind Minderheitseigner bei der jeweils anderen Partei, bilden jedoch nicht mehr als eine Allianz unter dem gemeinsamen Boss Carlos Ghosn, der die Pläne ablehnt. Er will verhindern, dass der französische Staat es über ein neues Aktiengesetz schafft, mehr Kontrolle über Nissan zu erhalten.

Was Ghosn außerdem stört: Im Zuge dessen würde Renault, das weitaus mehr an Nissan beteiligt als umgekehrt (43,4 Prozent respektive 15 Prozent), mit doppeltem Stimmrecht und rechtmäßigem Status als kontrollierender Teilhaber zum dominanten Partner werden. Die Benennung des Formel-1-Teams wäre für den 61-Jährigen also eine willkommene Gelegenheit, den Status Nissans zu stärken. Außerdem würde das Unternehmen aus Yokohama in der Königsklasse direkt gegen Rivale Honda antreten.