Türkei legt keinen Protest ein, bittet um Gnade
In der Türkei hat man nicht vor, gegen die Strafe der FIA Protest einzulegen, man fragt sich aber, wo die fünf Millionen Dollar herkommen sollen
(Motorsport-Total.com) - Im Politskandal um die Siegerehrung zum Grand Prix der Türkei, wo die Trophäe an Felipe Massa ausgerechnet von Mehmet Ali Talat vorgenommen wurde, dem Präsidenten der nur von der Türkei offiziell anerkannten Republik Nordzypern, geht es in die nächste Runde. Die FIA warf den Veranstaltern in Istanbul ja vor, gegen politische Neutralitätsgrundsätze verstoßen zu haben, und sprach eine Strafe über fünf Millionen Dollar (umgerechnet rund vier Millionen Euro) aus.

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In der Türkei wünscht man sich eine Aufweichung der Geldstrafe der FIA
In der Türkei zeigte man sich zunächst erleichtert, den Grand Prix nicht grundsätzlich verloren zu haben, was ebenfalls hätte passieren können, doch im Nachhinein stellt sich nun die Frage, woher das Geld, das binnen 30 Tagen an die FIA überwiesen werden muss, herkommen soll. Daher will Baran Asena, Direktor der 'MSO', die neben dem türkischen Automobilverband 'TOSFED' als Co-Veranstalter in Istanbul auftritt, nun um Gnade bitten.#w1#
Fünf Millionen Dollar eine Menge Geld...
"Einerseits freuen wir uns, weil wir mit harten Sanktionen gerechnet hatten, andererseits ist es eine sehr harte Strafe", erklärte er gegenüber 'autosport.com'. "Es ist vernichtend, weil es unserem Rennen wirtschaftlich ohnehin nicht so gut geht. Im vergangenen Jahr haben wir fünf Millionen Dollar verloren - und jetzt das! Wir respektieren die Entscheidung der FIA, aber die Strafe ist zu hoch." Ferner betonte er, das Geld ganz einfach nicht zu haben.
Momentan versuchen die beiden betroffenen Verbände, die benötigten Gelder aufzutreiben, wobei man einerseits auf großzügige Spender angewiesen ist, gleichzeitig aber auch auf die Politik - und trotzdem wird es den Türken nicht erspart bleiben, sogar einen Kredit aufzunehmen. Natürlich versucht man gerade, die Situation besonders dramatisch darzustellen, um bei der FIA auf Gnade zu stoßen, doch tatsächlich sind fünf Millionen Dollar wohl kein Pappenstiel.
Asena präzisierte sein Gnadengesuch folgendermaßen: "Wir bitten um mehr Zeit, eine Reduktion der Strafe oder eine Ratenzahlung. Eine Aufweichung der Zahlungsmodalitäten würde uns schon weiterhelfen", sagte er. "So stecken wir in gewaltigen Schwierigkeiten, was den Cashflow angeht. Bis jetzt haben acht FIA-Rennveranstaltungen bei uns stattgefunden, was wir unbedingt beibehalten möchten. Ich glaube daher stark daran, dass uns die FIA helfen wird."
Kein offizieller Protest gegen die FIA-Strafe
Der Türke nahm übrigens klipp und klar Abstand von Medienberichten, wonach gegen die FIA-Strafe Protest eingelegt werden soll, doch er kündigte an, zumindest einen Brief verfassen zu wollen, um seine Situation darzulegen. Die Ironie an der Geschichte: Politische Spenden sollen nun nicht mehr angenommen werden, "weil die Situation ansonsten von einer Institution missbraucht werden könnte", wie Asena andeutete.
Seiner Meinung nach wird der Grand Prix 2007 übrigens trotz aller Diskussionen definitiv in Istanbul stattfinden. Dennoch habe die FIA zu hart gegen die Türkei entschieden: "Es war schwierig, die Verteidigung zu führen, denn ich konnte mein Statement erst in letzter Minute vorbereiten. Wir hatten nicht genug Zeit. Ich bin mir sicher: Wenn sie uns detaillierter angehört hätten, wäre die Strafe milder ausgefallen", gab Asena abschließend zu Protokoll.

