• 24.12.2011 09:24

  • von Lennart Schmid

Trulli: "Paydriver" sind keine Lösung

Jarno Trulli findet, dass sich die Anstellung von Bezahlfahrern für die Teams letztlich nicht lohnt - Der Routinier bangt um seinen Platz bei Caterham

(Motorsport-Total.com) - Für einige Formel-1-Teams sind sie ein praktischer Weg, um das eigene Budget zu erhöhen, für manche Grand-Prix-Piloten sind sie eine echte Bedrohung: Die Rede ist von so genannten Bezahlfahrern, die sich ihre Cockpits in der Königsklasse mithilfe von Sponsorengeldern erkaufen. Gerade in den Rennställen, die am hinteren Ende der Boxengasse Quartier beziehen, findet sich oft mindestens einer dieser "Paydriver" in einem der beiden Autos eines Teams.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Überraschend: Jarno Trulli hat zum Thema "Paydriver" eine klare Meinung

Lotus, das in der kommenden Saison unter der neuen Bezeichnung Caterham starten wird, kam in den vergangenen beiden Jahren ohne derartig finanziell potente Fahrer aus und setzte in Jarno Trulli und Heikki Kovalainen bewusst zwei Grand-Prix-Sieger, die das Team Dank ihrer fahrerischen Kraft nach vorne bringen sollten. Doch dies könnte sich in der kommenden Saison ändern. Der bei Renault nicht mehr erwünschte Witali Petrow könnte mit seinen russischen Sponsorenrubeln bei Caterham andocken und den 2011 oft glücklos agierenden Trulli ersetzen.

Kein Wunder also, dass der Italiener von dem Russen nicht allzu viel hält. Man müsse sich nur ansehen, was in der vergangenen Saison bei Renault passiert sei. "So lange sie Kubica hatten, ein toller Fahrer, der das Beste aus dem Auto rausholen konnte, galten sie als Geheimfavoriten. So bald Robert draußen war, waren sie am Ende. Petrow war nicht in der Lage, das Team zu führen, und Senna hat gezeigt, dass er nicht gut genug ist", wird Trulli von 'La Repubblica' zitiert.

Wie überlegen ein erfahrener Fahrer gegenüber einem "Paydriver" sei, zeige sich auch am Vergleich zwischen Nick Heidfeld und Petrow. "Nick, mit seiner Erfahrung, hat fast so viele Punkte wie Petrow geholt, obwohl er nur die halbe Saison gefahren ist", sagt Trulli, der Fahrern, die von zahlungskräftigen Geldgebern gefördert werden, die Fähigkeit abspricht, in entscheidenden Momenten auf die Zähne zu beißen.

"Paydriver" sind weniger leidensfähig

"Es ist keine Regel, aber es ist wahr, dass diejenigen, die bezahlen, weniger daran gewöhnt sind zu leiden. Sie sind weniger entschlossen", erklärt der 37-Jährige. Wenn man sich wie er als junger Fahrer hingegen mühsam nach oben kämpfen müsse, sei man eher daran gewöhnt, in bestimmten Situationen gute Leistungen zu zeigen, da man sonst keine zweite Chance erhalte.

Jarno Trulli, Witali Petrow

Witali Petrow sitzt Jarno Trulli im Kampf um ein Caterham-Cockpit im Nacken Zoom

Heutzutage sind viele Teams auf die zusätzlichen finanziellen Mittel bestimmter Fahrer angewiesen, das weiß auch Trulli. "Das ist eine wirtschaftliche Entscheidung. Meiner Meinung nach ist es das nicht wert", sagt der Italiener. Der Wettstreit am hinteren Ende der Startaufstellung gleiche zwar einem Überlebenskampf, der einen solchen Ansatz rechtfertige. "Doch sobald die Ambitionen etwas steigen, ist man mit diesem Ansatz auf verlorenem Posten", findet Trulli, der damit deutlich macht, wie er sich an Stelle seines Teamchefs Tony Fernandes entscheiden würde.