• 21.01.2009 10:42

  • von Dieter Rencken

Trulli: "KERS ist eine völlig neue Welt"

Toyota-Pilot Jarno Trulli über seine ersten Testerfahrungen mit dem neuen Reglement, die Bedeutung der Wintertests und die hohen Erwartungen für 2009

(Motorsport-Total.com) - Jarno Trulli ist die ersten Runden mit dem TF109 gefahren - wenn auch weniger, als eigentlich erhofft. Bei den kühlen Temperaturen in Portimão war es ihm fast unmöglich zu fahren, berichtete der Italiener bei der inoffiziellen Toyota-Teampräsentation, die an der Teststrecke für die Medienvertreter organisiert wurde. Außerdem sprach Trulli über den Erfolgsdruck und die hohen Erwartungen vor der Saison 2009, die neue Bedeutung der Wintertests sowie die Änderungen, die das neue Reglement mit sich bringen könnte.

Frage: "Jarno, du hast mit dem Team schon viel erreicht, Pole Position, Podiums - aber noch keinen Sieg. Kannst du in diesem Jahr mit Toyota gewinnen?"
Jarno Trulli: "Wir versuchen, unsere Performance Jahr für Jahr weiter zu steigern. Wir hatten schwierige Jahre, aber jetzt mit Timo ist die ganze Atmosphäre im Team gut, das ist auch sehr wichtig. Nach den guten Ergebnissen der vergangenen Saison erwarten wir, dass wir in diesem Jahr wirklich um Toppositionen kämpfen können. Mein Traum wäre natürlich, den ersten Sieg für Toyota zu holen, genauso wie Timo das möchte. Wir sind alle motiviert und werden darum kämpfen."#w1#

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Große Ziele: Jarno Trulli will 2009 für Toyota den ersten Sieg einfahren

Frage: "John Howett hat vorhin gesagt, dass Toyota eine starke Saison hinlegen muss, sonst könnte die Zukunft in der Formel 1 fraglich sein. Setzt dich das noch mehr unter Druck?"
Trulli: "Der Druck lastet nicht nur auf mir, sondern auf allen anderen auch. Es war immer schon so, dass man stark sein muss, wenn man in der Formel 1 weitermachen will, da nicht für alle Platz ist. Und nun befinden sich Toyota und alle anderen in einer schwierigen Lage. Wir haben eine Phase erreicht, in der das Team genug Erfahrung hat, in der alles passt und in der wir gute Ergebnisse liefern müssen. Für alles, was wir tun, gibt es einen Grund. Und Toyota ist in der Formel 1, um zu gewinnen. Ich will genauso gewinnen, wie Timo das will und es ist jetzt an uns allen, die entsprechenden Ergebnisse zu bringen. Das ist jedem klar und wir ziehen alle mit dem gleichen Engagement an einem Strang. Und ich hoffe, dass wir die Ergebnisse in diesem Jahr bringen können."

Frage: "Du bist zwar noch nicht viel mit dem neuen Auto gefahren. Aber wie würdest du aufgrund deiner Erfahrung das neue Auto mit dem des Vorjahres vergleichen?"
Trulli: "Nun, die Downforce wurde massiv reduziert. Bei den Bedingungen, die wir heute Morgen hatten, war es sehr schwierig, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Das war für alle sehr schwer. Es war heute Morgen fast unmöglich zu fahren. Ich bin nur zwei Runden gefahren. Aber am Auto scheint es keine größeren Probleme zu geben. Es lief auch schon sehr gut, als Kamui Kobayashi damit gefahren ist. Deshalb würde ich sagen, dass wir für dieses Jahr recht zuversichtlich sind. Wir müssen nur zur unserer normalen Testperformance kommen, bei wärmeren Bedingungen."

Jarno Trulli

Jarno Trulli hatte bei der Kälte Probleme, die Reifen auf Temperatur zu bringen Zoom

KERS noch die große Unbekannte

Frage: "Gibt es noch Sicherheitsbedenken in Sachen KERS?"
Trulli: "Wir Fahrer wissen bisher noch nicht viel über KERS, außer dem, was manchen anderen Teams damit passiert ist. Deshalb ist es vielleicht normal, dass es gewisse Bedenken gibt. Es ist für alle etwas Neues. Aber ich habe keine Angst, dass die FIA nicht weiß, was das Gute und was das Schlechte daran ist. Ich hoffe, dass sie auch auf die Sicherheit achten werden. Das gehört auch zu ihrem Job. Sie müssen für die Sicherheit der Teams, der Fahrer und der Teammitglieder sorgen. Nach dem, was bei anderen Teams geschehen ist, waren wir natürlich besorgt. Aber wir bei Toyota haben KERS in den vergangenen Tagen erstmals eingesetzt und bei uns gab es keinerlei Probleme. Wir dürfen deshalb aber nicht zu beruhigt sein, denn es ist ein sehr kompliziertes System."

Frage: "Du bist jetzt der erfahrenste Pilot in der Formel 1. Denkst du, dass es in den Rennen aufgrund der massiven Regeländerungen zu neuen Situationen kommt?"
Trulli: "Ich habe Erfahrung und ich persönlich sehe Positives und Negatives. Timo und ich machen einen guten Job, aber wir müssen uns heutzutage vor allem auf die Wintertests konzentrieren, da es während der Saison keine weiteren Tests geben wird. Wir müssen bereits jetzt von der Technik her den richtigen Weg einschlagen und viel Zeit im Auto verbringen. Das ist in diesem Jahr ist wichtiger als in allen anderen zuvor, weil es während der Saison keine Tests gibt. Man muss es auf Anhieb richtig hinbekommen."

"Wir müssen bereits jetzt von der Technik her den richtigen Weg einschlagen." Jarno Trulli

Frage: "Wie interessant ist es für euch, mit dem verstellbaren Frontflügel und mit KERS zu fahren - und welche Vorteile kann euch das bringen?"
Trulli: "Es ist schön, wenn man noch mehr Tools hat, mit denen man spielen kann, vor allem, wenn man das Auto für das Rennen abstimmt. Man muss das Setup des Autos ein bisschen anpassen. Der Frontflügel könnte uns helfen. KERS ist im Moment eine völlig neue Welt für uns. Wir wissen noch nicht genau, was passiert, wenn wir es einführen. Wir arbeiten hart daran und haben es in den vergangenen Tagen erfolgreich getestet, aber das bedeutet nicht, dass wir es gleich nutzen werden. Denn wir müssen sichergehen, dass es zuallererst sicher und dann zuverlässig ist. Dann müssen wir prüfen, ob es uns Vorteile bringt oder nicht. KERS ist für die meisten Teams noch ein Fragezeichen."


Fotos: Toyota, Testfahrten in Portimão


Frage: "Die Regeländerungen sollen das Überholen erleichtern. Rechnest du damit, dass die Rennen für die Fahrer und die Fans dadurch aufregender werden?"
Trulli: "Wir gehen schon davon aus, dass es Überholmanöver und spektakuläre Rennen gibt. Doch im Moment ist es noch schwer, das zu beurteilen. Doch es ist das Ziel, dass wir alle bessere Rennen erleben. Bisher war es so, dass es schwer war, nach vorn zu kommen, wenn man einen schlechten Start oder eine schlechte Anfangsphase hatte. Wir möchten, dass alle bessere Chancen haben. Wir Fahrer sollen im Rennen mehr Spaß haben und die Fans sollen mehr Action erleben."

"Wir gehen schon davon aus, dass es Überholmanöver und spektakuläre Rennen gibt." Jarno Trulli

Im Sommer keine Langeweile

Frage: "Das Testen im Sommer wurde verboten. Wie werdet ihr die frei gewordene Zeit verbringen? Werdet ihr euch langweilen?"
Trulli: "In meiner Karriere war es bisher meistens so, dass wir das Rennen gefahren und dann sofort zum Testen gegangen sind. Das war wirklich hart und wurde mit den Jahren immer schlimmer. Jetzt schalten wir da vielleicht einen Gang zurück. Was das Testen angeht, ist es natürlich ein Rückschritt. Aber ich denke auf der anderen Seite, dass es so viel anderes zu tun gibt. Die Zeit, die wir bisher an der Teststrecke verbracht haben, werden wir jetzt in der Fabrik verbringen. Man wird analysieren und sich besprechen, es gibt genug zu tun."

Frage: "Sollten die Fahrer für die zurückgelegten Kilometer bezahlt werden?"
Trulli: "Nein, jeder sollte für die Arbeit bezahlt werden, die er leistet."

Frage: "Könnte das Qualifying ein neues Format bekommen?"
Trulli: "Wenn sie es ändern, müssen wir damit leben. Wir können da nicht viel anderes tun, als uns an das neue Format zu gewöhnen. Aber das ist nicht Sache von uns Fahrern, sondern von der FIA."