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Trotz Überfällen: São Paulo nicht gefährdet

Nicht nur Jenson Button, sondern mehrere Formel-1-Mitglieder wurden in São Paulo überfallen, der Grand Prix von Brasilien ist deshalb aber nicht gefährdet

(Motorsport-Total.com) - Eine ganze Reihe von kriminellen Übergriffen führte vergangene Woche dazu, dass der Grand Prix von Brasilien am Standort São Paulo von zahlreichen Medienvertretern in Frage gestellt wurde. Denn während sich die Formel-1-Stars mit gepanzerten Autos und Bodyguards schützen, bleibt dem "Fußvolk" im Paddock nur die Angst.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone fühlt sich in São Paulo überhaupt nicht gefährdet

Jenson Button war am Samstagabend von sechs Männern, zum Teil mit Maschinengewehren ausgestattet, überfallen worden, aber wie inzwischen durchsickerte, war das bei weitem nicht der einzige Zwischenfall in diesem Jahr. Drei Sauber-Ingenieure wurden möglicherweise von derselben Bande ausgeraubt, einer Gruppe Fotografen wurde Ausrüstung im Wert von 75.000 Euro gestohlen und auch Lucas di Grassi blieb nicht verschont.

Nicht nur Button überfallen

"Ein Kerl kam zu meinem Auto, hielt mir eine Pistole an die Schläfe und ich gab ihm meine Armbanduhr", erinnert sich der brasilianische Virgin-Pilot im 'Sunday Telegraph' an den beängstigenden Überfall, der sich bereits vor einem Monat zugetragen hat. 'Motorsport-Total.com'-Experte Marc Surer hat diese Erfahrung bereits vor Jahren gemacht und meinte am Sonntagabend via Telefon: "Ich bleibe lieber im Hotel, bis mein Flug geht."

Doch der Event ist nicht gefährdet, denn Bernie Ecclestone kann die Aufregung nicht verstehen: "Ich komme jetzt seit 40 Jahren hierher. Ich gehe spazieren, fahre herum, war in der Stadt in Restaurants und habe nie irgendetwas Bedrohliches gesehen oder gehört. Ich bin hier genauso sicher wie an jedem anderen Ort der Welt. Wie viele solche Zwischenfälle werden hier zur Anzeige gebracht? Nicht viele", relativiert der Formel-1-Geschäftsführer gegenüber 'Reuters'.

Und er kann sich einen Seitenhieb gegen Button nicht verkneifen: "Sie suchen sich Opfer, die einen weichen Einschlag haben und nicht allzu hell aussehen. Vielleicht schauen sie an so einem Rennwochenende fern und merken sich, wer sich nicht in den Top 10 qualifiziert hat, denken sich, dass der ein bisschen dumm sein muss, und überfallen ihn dann. Vielleicht haben sie es auf solche abgesehen, ich weiß es nicht."


Fotos: Großer Preis von Brasilien, Sonntag


Davon, künftig nicht mehr nach São Paulo zu kommen, hält er nichts: "Wozu? In der Oxford Street sollten wir mehr Polizei haben. Dort wird ständig jemand überfallen", sagt Ecclestone über die Zustände in seiner Heimatstadt London. Patrick Head nickt zustimmen: "In London gibt es einige Straßen, die man besser meiden sollte." Allerdings nimmt der Williams-Teilhaber die jüngsten Vorfälle etwas ernster als sein Landsmann.

Formel 1 mitten in der Armut

"Leider liegt Interlagos etwas ungünstig, nicht im wohlhabenderen Teil von São Paulo. In solchen Favelas, in die sich nicht einmal mehr die Polizei hineintraut, soweit ich das mitbekomme, muss es unweigerlich zu solchen Problemen kommen", wird Head vom 'Sunday Telegraph' zitiert. Auch di Grassi bezeichnet São Paulo als "gefährlich" und Rubens Barrichello schämt sich sogar für seine Heimatstadt, betont aber: "Ich lebe schon immer hier und hatte nie ein Problem."

Niki Lauda findet es indes "lächerlich", überhaupt daran zu denken, São Paulo vom Kalender zu streichen: "Das hier ist eines der besten Rennen, für mich fast wie Monte Carlo! Solche Dinge können in Südkorea oder London genauso passieren", winkt der Ex-Weltmeister ab. "Jenson ist nichts passiert, er ist davongefahren. Und warum sollte überhaupt jemand einen Formel-1-Fahrer überfallen? Die haben sowieso nie Bargeld dabei..."

Nico Hülkenberg

Das Autódromo José Carlos Pace befindet sich in einem armen Stadtteil Zoom

Button jedenfalls reagierte auf sein Erlebnis und kam am Sonntag nicht mehr mit einem B-Klasse-Mercedes, sondern mit einem unauffälligen Hyundai ins Autódromo José Carlos Pace. Ganz anders Jackie Stewart: "Ich habe hier immer bewaffnete Bodyguards bei mir und Begleitfahrzeuge, eines vorne und eines hinten. Und mein eigener Wagen ist nicht nur kugel-, sondern auch bombensicher", berichtet der 71-Jährige.