Training oder Technik? Das Geheimnis der Red-Bull-Stopps

Fünf Boxenstopps in unter 2,5 Sekunden lassen die Konkurrenz staunen und über die Gründe rätseln - Mehr Druck in den Schlagschraubern oder revolutionäres System?

(Motorsport-Total.com) - Der Weltrekord-Boxenstopp von Jenson Buttons Crew mit einer Zeit von 2,31 Sekunden ist seit dem Malaysia-Grand-Prix Geschichte. Red Bull will in Sepang gleich fünfmal die Zeit von McLaren unterboten haben. Laut eigenen Angaben fertigte man Mark Webber in 2,05 Sekunden an, was eine neue Bestmarke aufstellt. Doch im Fahrerlager weiß man: Konstanz ist viel wichtiger, als ein schneller Stopp.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Das ging ratzfatz: Kaum war Mark Webber in der Box, war er wieder draußen Zoom

Umso mehr dürfte die Konkurrenz zittern, dass die roten Bullen ihre schnellen Stopps in Serie ablieferten. "Einen oder zwei solcher Superstopps kannst du schon mal hinkriegen. Aber gleich fünf in dieser Konstanz, das ist echt beeindruckend", zieht McLaren-Sportdirektor Sam Michael gegenüber 'auto motor und sport' den Hut. Das man seinem McLaren-Team den Rekord abgeluchst habe, komme nicht von ungefähr. Der Brite vermutet einen technischen Trick hinter den Boxenstopps bei Red Bull. An den Mechanikern selbst könne es nicht liegen, ist er überzeugt.

"Das schafft du nicht mit besserem Training", so Michael. "Unsere Jungs sind sicher um nichts schlechter als die von Red Bull. Und die Trainingsmethoden wurden bei allen optimiert. Einen solchen Sprung schaffst du meistens nur mit Neuentwicklung bei der Ausrüstung." Einen Verdacht gibt es nach den Wintertestfahrten auch: Damals experimentierte das Team mit neuartigen Schlagschraubern, die gleich nach ihrem Einsatz wieder eingepackt wurden.

Gerüchteweise sollen diese Schrauber mit einem höheren Druck arbeiten. Ein von Lotus eingebrachter Vorschlag, den Druck auf 20 bar zu begrenzen, soll abgeschmettert worden sein. Bei Red Bull soll man mit bis zu 40 bar arbeiten. An ganz so hohe Werte glaubt Michael jedoch nicht: "Ich bezweifle, dass jemand über 30 bar geht. Vielleicht haben sie den Umschaltmechanismus der Drehrichtung vereinfacht. Er könnte jetzt elektrisch statt mechanisch sein. So etwas kann Zeit sparen."

Auch bei anderen Teams ist man schon auf die Technik bei Red Bull aufmerksam geworden: "Man kann hören, dass sie die Radmutter mit mehr Druck draufhämmern als andere", will Williams-Teammanager Dickie Stanford beobachtet haben. Natürlich hätten sich die Teams bereits die Videos der Red-Bull-Stopps besorgt und diese eingehend analysiert. Bei Williams soll aufgefallen sein, dass der Rennstall um Sebastian Vettel den größten Zeitgewinn beim Draufstecken des Rades auf die Achse generiert.

Schlagschrauber

Sind die Schlagschrauber das Geheimnis von Red Bull? Zoom

"Bei uns wird das neue Rad kerzengerade auf die Radnabe geschoben. So kann es nicht schräg stehen, und der Mann am Schlagschrauber hat einfachere Arbeit", erklärt der Brite. Doch dazu benötige es absolut präzise Arbeit. Anders bei Red Bull: "Bei Red Bull werfen die Jungs das Rad von der Seite mit Schwung auf die Achse und schauen gar nicht, ob es richtig sitzt. Das scheint wie von selbst zu gehen", so Stanford. Gerüchten zufolge habe Red Bull also Räder, Radmuttern und Radnaben so konzipiert, dass sich das Rad automatisch zentriert - egal, wie das Rad aufgesteckt wird.