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Toyota-Motor-Projektleiter Luca Marmorini im Interview
Marmorini spricht über die Leistung des TF102 und des Motors, seine Ferrari-Erfahrung und die technische Motor-Entwicklung
(Motorsport-Total.com) - Bei Toyota ist Luca Marmorini als Projektleiter für die Motorentwicklung zuständig. Nach zehn Jahren bei Ferrari konnte der Italiener der Verlockung Toyotas nicht widerstehen und wechselte im September 1999 nach Köln. Bei den Japanern hält er über die Arbeit der Mitarbeiter im Motor-Design, -Berechnung, -Racing, -Entwicklung und -Prüfstandversuchen die Aufsicht.

© Toyota
Luca Marmorini: "20.000 U/Min. in ein bis zwei Jahren möglich
Frage: "Hat sie die Leistung des TF102 in dieser Saison bisher überrascht?"
Luca Marmorini: "Wir müssen mit den Beinen wirklich auf dem Boden bleiben. Wir haben bei ein paar Rennen in diesem Jahr bewiesen, dass wir ein gutes Basispaket haben und erst in den letzten Rennen hatten wir während dem Rennen Probleme. Hoffentlich können wir uns jetzt auf die Zuverlässigkeit konzentrieren und Rennen beenden. Wenn wir das tun können, dann werden wir mehr als zufrieden sein. Wir hatten für diese Saison keine großen Ziele, aber wir sind alle Racer, wir wollen aus diesem Grund immer besser und besser werden."
Motor ist extrem zuverlässig
Frage: "Wie gut ist ihr Motor im Vergleich zu den anderen in der Boxengass?"
Marmorini: "Ich kann auf jeden Fall sagen, dass unser Motor in Ordnung ist und dass wir gut arbeiten. Ich möchte das Schicksal nicht herausfordern, aber bisher war unser RVX-02-Motor extrem zuverlässig, aber ich kann ihnen nicht sagen, wo wir ihm Vergleich zur Konkurrenz stehen."
Frage: "Erzählen sie uns etwas über ihre Arbeitsbeziehung zu Norbert Kreyer (General Manager der Motorabteilung; d. Red.)."
Marmorini: "Norbert ist der General Manager der Motorabteilung, er ist also für alle organisatorischen Elemente verantwortlich. Ich kümmere mich um die technischen Aktivitäten: Design, Berechnung, Entwicklung und Support an der Strecke."
"Müssen lernen, unter Druck zu arbeiten"
Frage: "Hat das Team alles, um um den Titel fahren zu können?"
Marmorini: "Noch nicht, aber ich von unserem Potenzial überzeugt. Unsere Anlagen sind hochmodern und wir haben alle Leute, die wir brauchen. Zu Anfang unseres Projektes stellten wir eine Menge junger Ingenieure an, aber wir müssen nun sehen, dass sie zusammenarbeiten. Was wir noch lernen müssen ist, wie man unter Druck arbeitet. Es ist wichtig, dass man entspannt bleibt. Wir haben gelernt, gut zu Hause zu arbeiten, aber unter Druck kann es anders sein."
Frage: "Wie viele Leute der Motorabteilung von Toyotas Rallye- und Le Mans-Programm habt ihr behalten?"
Marmorini: "Wir haben Leute aus dem Rallye- und Le Mans-Programm und alle diese Leute haben Motorsport in ihrem Blut, es macht also nichts, dass sie in der Formel 1 keine Erfahrung haben. Ich glaube, dass wenn man Rennen fahren kann, man in der Formel 1 auch fahren kann. Klar, die Motoren sind anders, aber die Herangehensweise ist ziemlich ähnlich. Es gibt auch Leute mit Formel-1-Erfahrung im Team, wir haben also eine gemischte Mannschaft."
"Habe mitgenommen, was ich bei Ferrari gelernt habe
Frage: "Wie sehr hilft ihre 10-jährige Ferrari-Erfahrung dem Toyota-Team?"
Marmorini: "Es gibt viele Ähnlichkeiten bei der Herangehensweise des Teams, denn wir machen beide alles unter einem Dach. Aber der Toyota-Motor kann nicht mit jenem von Ferrari verglichen werden. Wir begannen hier mit dem Motorprogramm vor zwei Jahren, die Technologie, die ich von Ferrari kenne, ist also nicht mehr länger relevant. Ich habe mitgenommen, was ich bei Ferrari gelernt habe, in einer neuen und anderen Richtung."
Frage: "Wie viele Entwicklungsstufen des jetzigen Motors können wir für dieses Jahr erwarten?"
Marmorini: "Zumindest eine Hand voll. Der erste Schritt kam in Imola, was meiner Meinung nach ein positiver Schritt war, mit verbesserter Fahrbarkeit. Dann wird es bald einen weiteren geben und einen zum Ende des Jahres hin."
Komplett neuer Motor für 2003
Frage: "Werden sie für 2003 einen komplett neuen Motor bauen?"
Marmorini: "Ja. Wir haben mit dem Design-Prozess schon begonnen und der Motor wird in den kommenden Monaten auf dem Prüfstand stehen."
Frage: "Wie herausfordernd ist das aktuelle Motorreglement?"
Marmorini: "Es ist ziemlich herausfordernd, auch wenn ich es vorziehen würde, in Bezug auf die Architektur des Motors ein wenig mehr Freiheiten zu haben ? besonders in Bezug auf die Zylinder. Wenn es keine Regeln gäbe, dann wären meiner Meinung nach 12 Zylinder ideal. Aber ich mag es, dass es nur wenige Restriktionen gibt, es gibt keinen Drehzahlbegrenzer oder Luftbegrenzer."
20.000 Umdrehungen in der Minute sind möglich
Frage: "Wie kann man am schnellsten Zuverlässigkeit erreichen?"
Marmorini: "In dem man die Drehzahlen reduziert, aber ich glaube nicht, dass die Leute dies tun werden. Das Ziel ist es, die gleiche Leistung zu behalten und die Zuverlässigkeit zu finden. Aus diesem Grund sage ich auch, dass es keine Kostenreduzierung geben wird. Aber das ist nur eine technische Möglichkeit."
Frage: "Kann man mit dem aktuellen Reglement 20.000 Umdrehungen der Minute erreichen?"
Marmorini: "Ja, ich glaube dass wir dies innerhalb der nächsten zwei Jahre erreichen können."

