• 09.04.2015 14:48

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Toro Rosso unter Druck: Zuschlagen, ehe es die anderen tun

Max Verstappen und Carlos Sainz befürchten, dass der Entwicklungsvorsprung des Teams bald eingedampft wird - Reifenverschleiß als Stärke, Renault als Schwäche

(Motorsport-Total.com) - Viele Beobachter hätten damit gerechnet, dass die Toro-Rosso-Youngster in ihrer Debütsaison 2015 ein Auto nach dem anderen ins Kiesbett setzen. Falsch gedacht: Max Verstappen und Carlos Sainz holten bei drei von vier Gelegenheiten WM-Punkte. Hätte dem Niederländer in Australien nicht die Defekthexe dazwischengefunkt, wäre sogar eine makellose Bilanz möglich gewesen - die große Schwester Red Bull hat das Nachsehen. Doch die Mannschaft aus Faenza bangt um die gute Form.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Max Verstappen hat sic in der Formel 1 schnell zurechtgefunden Zoom

Sainz warnt vor einer Aufholjagd der Konkurrenz, die aktuell noch hinter Toro Rosso gurkt: "Wenn McLaren den Hahn aufdreht, sind sie dabei", befürchtet der Spanier und fordert, in der Frühphase der Saison Zähler zu hamstern: "Wir müssen es machen wie Force India im vergangenen Jahr. Red Bull hatte in Malaysia einige Probleme, sie sollten aber an und für sich vor uns liegen. Das ist genau wie bei McLaren." Befänden sich beide Teams vor Toro Rosso, wären Punkte nur Wunschdenken.

Das Problem: Das A-Team besitzt die gleichen Voraussetzungen, aber die größeren Möglichkeiten, daraus Kapital zu schlagen. "Von außen sieht Red Bull ähnlich zu uns aus, sowohl beim Tempo in den Kurven als auch auf den Geraden. Sie werden mit ihren Updates aber immer mehr und mehr Abtrieb aufbauen", so Sainz, der schlussfolgert: "Wir müssen unsere Chance nutzen, wenn sie patzen." Dass sich diese in Schanghai ergibt, bezweifelt Teamkollege Verstappen jedoch.

Er erklärt, warum Toro Rosso seiner Stärken teilweise beraubt ist: "Die Reifen werden hier auf keine besondere Probe gestellt. Wir haben aber ein Auto, das in dieser Hinsicht herausragend ist. Also verlieren wir den Vorteil verglichen mit Force India, Lotus und Sauber." Das Nesthäkchen des Zirkus lässt sich von dieser Überlegung nicht entmutigen: "Wir wollen trotzdem Punkte holen. Nur darum kann es mit dem Auto gehen, das uns aktuell zur Verfügung steht."


Fotos: Großer Preis von China, Pre-Events


Zuversicht hat Verstappen die Tatsache beschert, dass er bei der Hitzeschlacht von Sepang keine konditionellen Probleme hatte. Als Rookie hat er sich gut an die Formel 1 gewöhnt: "Der Speed ist höher, die Bremsen sind viel besser. Aber am Ende ist es ein Rennwagen", vergleicht er seinen neuen Dienstwagen mit seinem Formel-3-Boliden aus dem Vorjahr. Sainz wünscht sich mehr Pferdestärken: "Es fehlt noch an Power", kreidet der Spanier an. "Dass uns sieben km/h auf den Geraden fehlen, ist kein Geheimnis. Ich bin mit der Fahrbarkeit jedoch absolut zufrieden."

Verstappen erkennt Fortschritte, die der viel gescholtene Antriebspartner in den vergangenen Wochen bewerkstelligt hat und hofft, dass der Toro Rosso vielleicht doch schneller ist als bisher vermutet: "Renault bringt Verbesserungen mit. Die Fahrbarkeit war schon in Malaysia um Welten besser. Bei der Hitze ist es kaum zu sagen, wie es sich mit der Power verhalten hat."