• 11.11.2008 13:14

  • von Pete Fink

Toro-Rosso-Bilanz: Monza-Sieg als Höhepunkt

Der Monza-Sieg von Sebastian Vettel war für Toro Rosso der klare Saisonhöhepunkt - weiterhin Fragezeichen um Bourdais, volle Kraft auf 2009

(Motorsport-Total.com) - Rückblickend auf die Formel-1-Saison 2008 fällt es der Scuderia Toro Rosso nicht besonders schwer, einen echten Saisonhöhepunkt zu definieren: Es war natürlich die Pole Position und der Sieg von Sebastian Vettel Anfang September im königlichen Park von Monza.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Debütsieg: Sebastian Vettel durfte in Monza Champagner versprühen

Shooting-Star Vettel ("Das Highlight des Jahres? - Muss man das wirklich fragen?") wird dieses Wochenende nie mehr vergessen: "Der Sieg in Monza war in jeder Beziehung einfach phantastisch", erklärte der Heppenheimer. "Abgesehen vom offensichtlich packenden Erlebnis, meinen ersten Formel 1-Sieg heimzufahren, war es insgesamt ein großartiges Wochenende."#w1#

"Von Beginn an war ich vorne mit dabei und sicherte mir einen Tag vor dem Sieg zunächst einmal meine erste Pole Position. In Monza auf dem Siegerpodest zu stehen - als Fahrer eines italienischen Teams, vor den jubelnden Jungs unten in der Boxengasse und neben Gerhard Berger - das war umwerfend."

Für Teamchef Franz Tost war das Monza-Wochenende der Höhepunkt einer logischen Entwicklung: "Die Scuderia Toro Rosso erlebte im Verlauf der Saison 2008 einen grundsätzlich positiven Trend", analysierte Tost. "Wir gingen mit einem jungen und unerfahrenen Piloten, Sebastian Vettel, und einem völligen F1-Neuling, Sébastien Bourdais, in die Saison."

Die Wende durch den STR3

Sebastian Vettel

Mit dem STR3 holte Sebastian Vettel für Toro Rosso stolze 35 WM-Punkte Zoom

"Außerdem entschieden wir uns dafür, zunächst mit einer verbesserten Version des Vorjahresautos anzutreten. Wenn man von den paar Punkten absieht, die Bourdais beim ersten Rennen holte, erwies sich der erste Abschnitt der Saison als schwierig und enttäuschend."

Die Wende kam dann in Monaco, als das Team den neuen STR3 erstmals einsetzte: "Vettel brachte dieses Auto auf dem fünften Platz ins Ziel, womit er sich seine ersten WM-Punkte des Jahres sicherte." Ab diesem Zeitpunkt ging es im Anschluss stetig bergauf.

"Vom Europa GP an lagen wir in einem Trend kontinuierlicher Steigerungen", gab der Teamchef zu Protokoll. "Beiden Fahrern gelang jeweils am Samstag bis zum Saisonende der Sprung in Q3 - wenn man von der Ausnahme absieht, die Bourdais in Singapur machte."

Das Resultat kann sich sehen lassen: "Mit 39 Punkten - nie zuvor holten wir derart viele Zähler - wurden wir in der Konstrukteurswertung Sechster. Über die Resultate, die wir erzielt haben, können wir uns ebenso freuen, wie über die grundsätzlichen Fortschritte, die das Team gemacht hat."

Problemfall Bourdais

Sébastien Bourdais und Gerhard Berger

Sébastien Bourdais und Gerhard Berger - gibt es eine gemeinsame Zukunft? Zoom

Die sensationellen Leistungen Vettels hatten jedoch auch eine negative Komponente, denn dadurch geriet sein Teamkollege Bourdais zusehends unter Druck. Analog zu seiner ersten USA-Saison 2003 hatte der Franzose nicht nur einmal großes Pech, was gleich zum Saisonauftakt in Melbourne begann.

"Wenn nur ich daran denke, dass ich bei meinem ersten Rennen in Melbourne den vierten Platz vor Augen hatte, bis ich wegen eines Problems am Auto nach hinten durchgereicht wurde", sinnierte Bourdais. Den zwei Punkten aus Australien ließ er später noch einmal zwei Zähler im belgischen Spa folgen.

Doch am Ende unterlag er im Teamduell gegen Vettel mit 4:35 Punkten deutlich. Sein Trost: "Während der letzten sechs WM-Läufe erreichte ich im Qualifying fünfmal Q3, woran ich mich gern erinnere." Seine Hoffnung lautet vor allem: "Während des letzten Saisondrittels hatte ich den Eindruck, das Auto mehr und mehr im Griff zu haben."

Bei den ChampCars verlief seine erste Saison unter ganz ähnlichen Vorzeichen, doch im Anschluss rappelte sich Bourdais auf und holte sich vier Titel am Stück. Ähnliches würde er gerne in der Formel 1 unter Beweis stellen - wenn er seitens des Teams die Chance dazu bekäme.

Schon der Blick auf die Saison 2009

Justin Wilson Newman Haas

Justin Wilson und Newman/Haas - wäre die USA der letzte Anker für Bourdais? Zoom

Ein in diesem Zusammenhang interessantes Indiz zur aktuellen Bourdais-Situation ist übrigens die Tatsache, dass sein ehemaliges Newman/Haas-Team für die IndyCar-Saison 2009 nach wie vor keine Piloten bestätigt hat. Dort fuhren 2008 Justin Wilson und Graham Rahal, doch während US-Boy Rahal als gesetzt angenommen werden kann, drängt sich die Vermutung auf, dass Newman/Haas dem Franzosen für den Fall aller Fälle vielleicht ein Cockpit frei halten könnte.

Im Gegensatz zu Bourdais ist die Zukunft von Sebastian Vettel klar: Er wird 2009 an der Seite von Mark Webber bei Red Bull fahren. "Ich hoffe, noch viele weitere Rennen gewinnen zu können, aber meine Erinnerungen an das Monza-Rennen werden niemals verblassen", erklärte Vettel. "Außerdem war es gut, dass ich mich in Brasilien als Vierter mit einer sehr guten Leistung von Toro Rosso verabschieden konnte."

Teamchef Tost hingegen arbeitet bereits mit voller Kraft für das kommende Jahr: "Jetzt aber zählt nur eines, und das ist die Saison 2009, für uns hat sie bereits begonnen. Wegen neuer technischer Regeln und dem anstehenden Wechsel unserer Fahrerpaarung stehen wir vor einem arbeitsreichen Winter. Wir sind entschlossen, den Schwung beizubehalten, den wir gegen Ende dieses Jahres aufgenommen haben."