Tombazis: "Gebe uns nur sechs von zehn Punkten"

Ferrari-Chefdesigner Nikolas Tombazis ist mit dem Saisonstart unzufrieden, findet aber, dass die Umstrukturierung Wirkung zeigt und verspricht weitere Fortschritte

(Motorsport-Total.com) - Im Vorjahr verblüffte Ferrari nach den harzigen Wintertests alle, als Fernando Alonso wie durch ein Wunder den zweiten Grand Prix des Jahres in Malaysia gewann und der Spanier sogar kurz die WM anführte. Die "Scuderia" hatte damals das Maximum aus den begrenzten Möglichkeiten herausgeholt. Dieses Jahr ist die Situation konträr: Der F138 zählt zu den besten Autos im Feld, doch Ferrari konnte das Potenzial bislang nur bedingt nutzen - Alonso fehlen auf WM-Leader Sebastian Vettel bereits 30 WM-Punkte, in der Konstrukteurs-WM liegen die Roten auf dem dritten Rang.

Titel-Bild zur News: Nikolas Tombazis

Nikolas Tombazis ist mit der bisherigen Ferrari-Performance nicht glücklich Zoom

Ferraris Chefdesigner Nikolas Tombazis fordert daher eine bessere Chancenauswertung von seinem Team. "Ganz allgemein zeigen die ersten Ergebnisse, dass wir vorsichtig optimistisch in die verbleibende Saison gehen können, und einiges deutet darauf hin, dass wir um Siege und um den WM-Titel kämpfen können", analysiert der Grieche. "Dennoch würde ich uns bei der Bewertung unserer allgemeinen Performance nur sechs von zehn Punkten geben."

Das hat laut Tombazis zwei Gründe: "Erstens sind wir noch nicht dort, wo wir sein wollen. In den ersten vier Grands Prix konnten wir nicht um die Pole-Position kämpfen, und das ist derzeit eines unserer größten Ziele. Zweitens fällt beim Anblick der Ergebnisse auf, dass wir trotz eines Sieges, über den wir uns freuen dürfen, zwei sehr schlechte Ergebnisse hatten, wo wir nur sehr wenige Punkte geholt haben. Insgesamt dürfen wir aber optimistisch in die Zukunft blicken."

Team-Umbau erst "zur Hälfte" abgeschlossen

Das führt Tombazis vor allem auf die Umstrukturierungen bei Ferrari in der Winterpause durch. Er selbst wird seit dieser Saison von Stellvertretern entlastet und hat daher mehr Spielraum, sich kreativ mit den Problemlösungen auseinanderzusetzen - eine Änderung, von der er und das Team profitieren. Dazu kommt, dass man dieses Jahr den TMG-Windkanal in Köln-Marsdorf benutzt, während die Anlage in Maranello generalüberholt wird - zu oft wurde man von den nicht repräsentativen Daten in den vergangenen Jahren in die Irre geführt.

Tombazis rechnet mit weiteren Verbesserungen in Zukunft: "Wenn man alles miteinbezieht, dann hat uns das erlaubt, besser in die Saison zu starten als in den vergangenen Jahren, aber der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, und wir haben das Gefühl, dass wir bei diesen fundamentalen Änderungen erst bei der Hälfte sind. Wir versuchen weiterhin all diese Parameter zu verbessern, was im Fall der Einrichtungen bedeutet, dass wir am Windkanal arbeiten müssen."

Die bisherigen Änderungen haben es Ferrari aber laut dem Chefdesigner ermöglicht, "kreativer zu arbeiten". Das sei auch das Ziel von Technikchef Pat Fry gewesen, damit die Ferrari-Mitarbeiter "mehr Zeit zum Nachdenken haben". Man habe bei der vorangegangenen Analyse "Bereiche gefunden, wo wir in den vergangenen Jahren etwas zu wenig Personal hatten, was bedeutet, dass die Leute unter Druck waren und nicht darüber nachdenken konnten, was das Auto schneller machen würde." Die neue Struktur funktioniert laut Tombazis gut, aber man habe "noch Spielraum für Verbesserungen, obwohl dieser Aspekt definitiv zur verbesserten Performance in diesem Jahr geführt hat."

Ferrari ein sehr konstantes Auto

Durch die unterschiedlichen Bedingungen bei den ersten vier Grands Prix hatte man auch die Gelegenheit, den F138 auf Stärken und Schwächen zu analysieren. Vor allem auf eine schnelle Runde sieht Tombazis Nachholbedarf - er rechnet aber damit, dass Ferrari "bei den meisten Bedingungen halbwegs konkurrenzfähig sein müsste".

Fernando Alonso, Felipe Massa

Bisher hat Ferrari das Potenzial des F138 nicht perfekt genutzt Zoom

In Spanien könnte sich das Kräfteverhältnis allerdings verschieben, da die Teams nach einer dreiwöchigen Pause umfangreiche Update-Pakete bringen werden. "Wir werden natürlich auch Updates haben", verspricht der Grieche, will aber nicht zu viel verraten. "Es wird sich um Änderungen bei der Verkleidung, beim Unterboden und bei den Flügeln handeln."