• 20.04.2003 18:06

Todt: "Wir sind stolz auf unsere Fahrer"

Ferrari-Boss Jean Todt ersetzte heute Michael Schumacher bei der Pressekonferenz und sprach über das Rennen in Imola

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jean, ein sehr emotioneller Tag für Ferrari, ein großartiger Sieg für Michael. Vielleicht kannst du für uns in Worte fassen, was Michael durchmachen hat müssen und was er heute geleistet hat?"
Jean Todt: "Ich glaube nicht, dass wir uns auf heute beschränken sollten ? wir sollten uns vor Augen führen, was Michael für die Formel 1 leistet. Heute war ein sehr schwieriger Tag für ihn, aber er hat seinen Job gemacht, weil er ihn machen wollte, und er hat fantastische Arbeit für das Team geleistet. Primär ist er Rennfahrer. Zu zeigen, was für ein Mann er ist, war heute vielleicht am wichtigsten."

Titel-Bild zur News: Schumacher und Todt

Ferrari-Boss Jean Todt vertrat Schumacher in der FIA-Pressekonferenz

Frage: "Ihr habt wie Williams eine interessante Drei-Stopp-Strategie verfolgt. Was habt ihr vor dem Rennen von der Konkurrenz erwartet?"
Todt: "Wir haben sie stark eingeschätzt. Natürlich hätten wir bisher mehr verdient gehabt mit dem Potenzial des Teams, des Autos, der Fahrer, aber das ist der Rennsport. Es war uns sehr wichtig, dieses Rennen in Imola, das erste in Europa, zu gewinnen, noch dazu mit dem F2002. Schön, dass wir diesem unglaublichen Auto so ein Ende bereiten konnten. Es ist besser als nur ein normales Resultat. Es gehört auf das Podium und da steht es heute auch."

Zuversicht schon vor dem Wochenende

Frage: "Michael war vor diesem Wochenende sehr zuversichtlich. Du auch?"
Todt: "Naja, man kann nie sicher sein, aber wir wussten einfach, ein sehr gutes Auto zu haben, was jeder wusste, der Ahnung von der Formel 1 hat. Wir hatten auch sehr gute Reifen von Bridgestone und die Frage war nur, wann wir es zusammen bekommen würden, was uns in den ersten drei Saisonrennen nicht gelungen ist. Ich habe mich schon gefragt, ob es schon wieder nicht klappen würde oder doch. Es hat geklappt."

Frage: "Ist es heute perfekt für euch gelaufen?"
Todt: "Perfekt? Nein. Ralf hatte einen sehr guten Start und konnte Michael überholen. Dann gab es zwei oder drei Gründe, weshalb Rubens nie eine freie Strecke vor sich hatte, sonst wäre er weiter vorne ins Ziel gekommen. Aber wir sind sehr zufrieden mit diesem Resultat."

Frage: "Wie wichtig ist dieser erste Saisonsieg für Ferrari?"
Todt: "Er ist wichtig, weil wir um die Weltmeisterschaft fighten wollen, was ohne diese Punkte etwas schwieriger gewesen wäre. Außerdem ist es wichtig, zu gewinnen, weil wir so arbeiten. Wir arbeiten für Siege, Meisterschaften und Erfolge wie heute vor den Tifosi und den Ferrari-Mitarbeitern in Imola, was für vieles entschädigt. Natürlich haben wir nicht gewusst, wie schwierig es hier für Michael unter diesen Umständen werden sollte, aber unsere Familie ist dadurch noch enger zusammen gerückt und der heutige Tag ist eine Demonstration dafür. Ich sage oft, es sollen Fakten sprechen, aber heute hat auch das Bild mit Michael und Rubens im Ziel viel über den Geist im Team ausgesagt. Was innen passiert ist uns wichtiger als was außen gesagt wird."

"Wir sind wirklich stolz auf unsere Fahrer"

Frage: "Durch das neue Punktesystem habt ihr heute nur zwei Punkte auf Räikkönen aufgeholt..."
Todt: "Uns war bewusst, dass das Punktesystem vieles ändern kann. Zuverlässigkeit ist wichtiger geworden als Performance, weshalb wir uns auch für den F2002 entschieden haben, weil er zuverlässiger ist als das neue Auto."

Frage: "Steht die Premiere des F2003-GA in Barcelona noch?"
Todt: "Der F2003-GA ist definitiv schneller als das alte Auto, aber es war noch zu früh, um es hierher mitzunehmen. Nächste Woche werden wir in Mugello viel testen und zwar hauptsächlich mit dem F2003-GA. Wir sind in Sachen Zuverlässigkeit nicht mehr weit von dem weg, was wir uns erhoffen, aber mehr können wir erst Ende nächster Woche sagen. Wir sind jedoch sehr zuversichtlich, dass es in Barcelona so weit ist."

Frage: "Stand es je zur Debatte, dass Michael heute fahren wird? Gab es über seinen Start Diskussionen?"
Todt: "Er hatte die Wahl. Es war sicher sehr wichtig, dass er gestern mit seinem Bruder nach Deutschland geflogen ist, denn danach fühlte er sich viel besser und heute hat er sich entschieden. Wir bei Ferrari würden nie einen Fahrer dazu drängen, das Auto zu fahren, wenn er das nicht will. Es war seine Wahl ? und eine sehr bewundernswerte, muss ich sagen. Michael hat heute gezeigt, was für ein Fahrer und was für ein Mann er ist und es ist schade, dass die Leute manchmal nicht verstehen, was er ist. Heute hat er das demonstriert und ich bin sehr stolz auf ihn. Es ist sehr traurig, Rubens sitzt hier neben mir, aber wir sind wirklich stolz auf unsere Fahrer."