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  • 15.01.2016 16:08

  • von Dominik Sharaf

Todt verteidigt Fahrhilfen: "Müssen akzeptieren, dass 2016 ist"

Der FIA-Präsident fordert, dass die Formel 1 die Augen vor Entwicklungen im Straßenverkehr nicht verschließt - Jean Todt denkt auch an reine Elektrofahrzeuge

(Motorsport-Total.com) - FIA-Präsident Jean Todt kann sich mit dem Einsatz von elektronischen Fahrhilfen in den Formel-1-Rennwagen anfreunden. Wie der Franzose am Freitag bei einem Messeauftritt bekundet, will er einem Trend im Endverbrauchersegment der Automobilbranche folgen und in technologischen Fragen mit dem Zeitgeist gehen. "Das Straßenauto war vor 50 Jahren auch noch ein ganz anderes", hält Todt Traditionalisten, die eine Rückbesinnung auf die Sechsziger- und Siebzigerjahre fordern, entgegen.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt wünscht sich kein Comeback der Sechziger- und Siebzigerjahre Zoom

In jedem Pkw von der Stange übernehmen Computer Aufgaben, die früher ihren Fahrern zukamen. Todt fordert, dass dieser Trend in der Königsklasse nicht ignoriert wird: "Wir reden über vernetzte Autos mit viel Elektronik und Fahrhilfen. Motorsport ist der Gipfel und es gilt zu akzeptieren, dass wir Wagen mit Hochtechnologie haben." Dennoch will der 69-Jährige mit Bedacht vorgehen, wenn es um Bits und Bytes geht, der Pilot aber Star des Zirkus und das Entertainment ansprechend sein soll.

Schließlich führte allzu viel Berechenbarkeit in der Vergangenheit zu Rennsonntagen mit hohem Einschlafrisiko. "Das passt manchmal nicht mit der Show zusammen", räumt Todt ein, unterstreicht jedoch: "Wir müssen akzeptieren, dass wir das Jahr 2016 schreiben und sich die Dinge verändern." Soweit zu gehen, das Ende der Verbrennungsmotoren anzukündigen, will der FIA-Präsident aber nicht. Schließlich sieht er den 2014 in der Formel 1 erfolgten Wechsel zu Hybridmotoren durchaus kritisch.

"Es hat sich schon etwas verändert", stellt Todt fest. "Das Problem der neuen Antriebsstränge ist, dass ein Hersteller einen besseren Job gemacht hat als der andere. Außerdem sind sie zu teuer." Eine Bestandsgarantie für Benziner oder Hybride bedeutet das nicht, schließlich will sich Todt in der Frage am Endverbrauchersegment orientieren. "Wenn man die Autos in Detroit (auf der Automesse Motor Show; Anm. d. Red.) sieht, dann sind sie elektrisch oder hydrogen betrieben." Der Idee, infolge des Jules-Bianchi-Unfalls geschlossene Cockpit einzuführen, steht er trotz laufender FIA-Versuche kritisch gegenüber: "Jeder, der damit zu tun hat, weiß, dass Motorsport gefährlich ist. Wir müssen uns damit beschäftigen - in jeder Serie. Aber wir dürfen nicht überreagieren."