• 22.08.2009 09:48

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Todt und Vatanen stellen ihr Wahlprogramm vor

Die beiden Kandidaten auf den Posten des FIA-Präsidenten haben diese Woche ihr Programm vorgestellt, mit dem sie um die Gunst der Wähler werben

(Motorsport-Total.com) - Im Oktober dieses Jahres endet die Amtszeit von FIA-Präsident Max Mosley, der im Zuge der Einigung über die Zukunft der Formel 1 nicht noch einmal kandidieren wird. Stattdessen bemühen sich Ex-Ferrari-Teamchef Jean Todt und der ehemalige Rallye-Weltmeister Ari Vatanen um den bedeutenden Posten an der Spitze des Automobilweltverbandes. In dieser Woche stellten die beiden ihr Wahlprogramm vor.

Titel-Bild zur News: Jean Todt und Ari Vatanen

Jean Todt und Ari Vatanen kämpfen um den Posten des FIA-Präsidenten

Todt ist es vor allem wichtig, die Statuten der Organisation zu verändern, um die Transparenz und die Effizienz bei Entscheidungsprozessen zu verbessern. Der Franzose möchte eine Kommission zur Überprüfung der Statuten etablieren, welche die aktuellen Methoden der FIA vor der jährlichen Generalversammlung im Jahr 2010 untersuchen soll: "Für eine Organisation, die über 100 Jahre alt ist, ist es unvermeidlich, die Statuten von Zeit zu Zeit zu überprüfen, um sicherzustellen, dass die Organisation den Anforderung seiner Klubmitglieder gerecht wird."#w1#

Todt will Kandidaten-Liste renovieren

Unter anderem verspricht der 63-Jährige, die Debatte über das System der Kandidatenliste wieder fortzuführen, das von Bewerbern auf den Posten des FIA-Präsidenten erfordert, dass er sein Kabinett vor einer Wahl präsentiert, was in gewisser Weise dem aktuellen Amtsinhaber einen Vorteil verschafft.

"Das Listen-System, das zum ersten Mal bei einer Wahl verwendet wird, war innerhalb der FIA Thema erheblicher Debatten. Eine Minderheit von Klubs hat gegen die Liste argumentiert, eine größere Gruppe favorisiert eine kürzere Liste, eine kleine Gruppe favorisiert das aktuelle System. Wir schlagen vor, dass das Thema erneut unter die Lupe genommen und weiter durchdacht werden soll angesichts der Entwicklung eines Listen-Systems, das dem Kompromiss einer kürzeren Liste ähnlich ist, die vergangenes Jahr vorgeschlagen wurde."

Berufungsgericht soll Aufgaben abgeben

Todt bezog auch Stellung zu seiner Meinung über die Rolle des Internationalen Berufungsgerichts, das kürzlich wieder aktiv wurde, als man die in Ungarn gegen Renault ausgesprochene Strafe abmilderte: "Wir haben schon vorgeschlagen, ein disziplinarisches Komitee zu etablieren, das mit spezifischen Fällen umgehen könnte, die ihm vom Weltmotorsportrat übertragen werden. Dieser Vorschlag wird Anpassungen an den Statuten und auch am Internationalen Sportkodex erfordern."

Auch die Prozeduren innerhalb des Internationalen Berufungsgerichts möchte Todt verändern. In Zukunft sollen die Richter nicht nur ausschließlich von den Mitgliedern der FIA bestimmt werden, sondern auch von einem Gremium, das von den Formel-1-Teams nominiert wird. Die bisherige FIA-Exklusivität ist in den Augen von Todt eine Reduzierung der Unabhängigkeit. Aus diesem Grund sollen alle Teilnehmer an bedeutenden FIA-Weltmeisterschaften Richter nominieren dürfen.

Kleine Klubs sollen gleiches Stimmrecht behalten

Während Vatanen laut Todt fordert, dass die FIA den größeren Automobilklubs mehr Stimmrecht zugesteht, spricht sich der Franzose dagegen aus. Seiner Meinung nach soll die Größe der Klubs nicht der entscheidende Faktor sein: "Wir stimmen diesem Vorschlag absolut nicht zu, denn er würde die Macht der FIA einfach auf eine kleine Anzahl an Automobilclubs konzentrieren, die über eine große Mitgliederanzahl verfügen, einfach weil sie in Ländern mit einer großen Population existieren."

"Fakt ist, dass einige unserer erfolgreichsten Klubs sowohl im Sport als auch in Bezug auf die Mobilität aus kleinen Ländern kommen und sie pro Kopf ein sehr hohes Mitgliederniveau erreicht haben. Warum sollen sie weniger Stimmen erhalten, nur weil geographische Limits die absolute Größe ihrer potentiellen Mitglieder limitieren? Wir denken, dass dies sowohl unfair als auch nicht demokratisch wäre, von einem System wegzugeben, das allen Ländern dieselben Stimmrechte verschafft."

Auch Vatanen will die FIA-Organisation durchleuchten

Vatanen widerspricht Todts Auffassung, er wolle das Wahlsystem ändern. Einer seiner ersten Schritte nach dem Gewinn der Wahl sei es ebenfalls, die Strukturen und die Arbeitsweise der FIA zu durchleuchten. Hierfür möchte er "eine kleine Gruppe respektierter FIA-Köpfe sowohl aus dem Bereich der Mobilität als auch dem Bereich des Motorsports" einsetzen. Diese Gruppe soll Veränderungen empfehlen, die notwendig sind, um die langfristige Zukunft des Verbandes und der Klubs abzusichern.

"Mein Ziel ist es, den Klubs in Bezug auf die Entscheidungen, die wir bei der FIA treffen, eine viel stärkere Stimme zu verschaffen. Es ist für uns an der Zeit, den Klubs zuzuhören. Im besonderen werden wir auf einen Wahlprozess des Präsidenten zurückkehren, bei dem es nicht notwendig ist, eine lange Liste an Kandidaten zu präsentieren. Die Leitung sollte lediglich dank des Vertrauens seiner Mitglieder an der Macht bleiben. Dies ist der einzige Vorschlag, den wir in Bezug auf die Wahlprozeduren gemacht haben."

Ehrlichkeit und Transparenz sind für Vatanen das A und O

Zudem möchte Vatanen die Organisation einer genaueren Überprüfung unterziehen, potentielle Interessenkonflikte sollen möglichst früh im Keim erstickt werden: "Zudem wollen wir Transparenz für die Mitglieder-Klubs haben. Das Kennzeichen meines Teams sind die Werte Ehrlichkeit und Transparenz."

Vatanen setzt sich zudem für die Entwicklung der einzelnen Klubs und der Effizienz des Verbandes ein. Ferner möchte er dafür Sorge tragen, dass sich die FIA mehr um die Entwicklung des weltweiten Motorsports kümmert: "Motorsport ist ein leidenschaftlicher und ein wichtiger Teil unserer Herkunft, und er verleiht uns weiterhin Träume."

Vatanen fordert mehr Fokus auf den Motorsport

"Die FIA hat in den vergangenen Jahrzehnten exzellente Dinge erreicht, besonders in Bezug auf die Sicherheit. Während wir unsere Anstrengungen verdoppelt haben, um die Formel 1, Rallye und andere Serien attraktiver zu gestalten, müssen wir Ländern besondere Aufmerksamkeit schenken, in denen der Sport noch in den Kinderschuhen steckt."

"Wir benötigen die Transparenz, mit der wir den Sport leiten und die Regeln verabschieden. Um dies zu erreichen, müssen wir sicherstellen, dass das gesamte Rechtssystem der FIA in Bezug auf seine Unabhängigkeit jedem Zweifel erhaben ist."

FIA-Organisation soll schlanker werden

"Um im Hinblick auf die Leitung des Sports effizienter zu sein, werden wir aktiv nach Wegen suchen, um die Organisationsstruktur schlanker zu gestalten. Wenn mich die Klubmitglieder als FIA-Präsidenten wählen, dann fasse ich eine Rolle direkter und aktiver Involvierung und eine Präsenz in den führenden Meisterschaften der FIA ins Auge, wo immer dies notwendig und gewünscht ist."

"Es ist für die FIA an der Zeit, den Klubs besser dienlich zu sein. Die FIA kann nicht ein Leben für sich alleine haben, sie muss das Service-Büro seiner Eigentümer sein, den Klubmitgliedern. In einer Welt, die sich rapide verändert, können wir es uns nicht erlauben, so wie bisher weiterzumachen."