Todt: "Können sicher auf und davon fahren"
Ferrari-Teamchef Jean Todt im Interview über das Rennen in Imola, die Schwäche im Qualifying und die Schwierigkeit des Überholens
(Motorsport-Total.com) - Nach dem für Ferrari äußerst ermutigenden Rennen in Imola stand Teamchef Jean Todt im Motorhome der Roten einigen Journalisten Rede und Antwort. Unter anderem sprach er über die fabelhafte Performance von Michael Schumacher. Grundtenor: Ferrari ist wieder da, die Konkurrenz muss sich warm anziehen...

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Jean Todt fieberte in den letzten Runden in Imola mit Michael Schumacher mit
Frage: "Jean, hat dich Michael Schumachers Pace im Rennen überrascht?"
Jean Todt: "Naja, es war heute Morgen erst einmal eine schlechte Überraschung, denn wir hatten gehofft, in den vorderen beiden Startreihen zu stehen und um den Sieg zu kämpfen. Bei Rubens war uns klar, dass das nicht gelingen würde, wegen seiner ersten Qualifying-Runde. Außerdem können wir auch jetzt erst zu einem Viertel lächeln, denn Rubens ist mit einem elektrischen Defekt ausgeschieden und auch Michael musste sich einem Konkurrenten geschlagen geben. Es ist aber ermutigend. Wir haben gesehen, dass sich unsere Anstrengungen lohnen, und jetzt hoffen wir, dass wir bald über das ganze Gesicht strahlen können."#w1#
In Bahrain konnte Ferrari das Potenzial noch nicht zeigen
Frage: "Wie seid ihr plötzlich so schnell geworden?"
Todt: "Wir waren schon in Bahrain schnell, aber dort konnten wir es noch nicht zeigen. Bahrain war das erste Rennen des F2005, ein guter Beginn, aber jetzt haben wir auch die ersten Punkte. Das ist viel versprechend."
Frage: "Hast du während der letzten Runden geglaubt, dass Michael Schumacher an Fernando Alonso vorbeigehen wird?"
Todt: "Naja, Überholen ist im Motorsport fast unmöglich, nicht nur in der Formel 1. Heute Morgen fuhr die GP2-Serie, wo es die lustige Regel gibt, dass die ersten Acht in verkehrter Reihenfolge ins Rennen gehen. Trotzdem sind mir keine Überholmanöver aufgefallen. Es hat nur durch mechanische Probleme Verschiebungen gegeben. Auf vier Rädern ist Überholen hier also fast unmöglich, wenn es nicht sehr rutschig ist. Im Trockenen kann es nicht passieren."
Frage: "Bist du im Nachhinein aufgeregt über diese spannende Schlussphase oder hätte es dir mehr Spaß gemacht, Michael Schumacher gewinnen zu sehen?"
Todt: "Mir war nur der Sieg wichtig. Das war das Einzige, was ich mir gewünscht habe, das Einzige, was mich glücklich macht. Ich habe die letzten zehn Runden sicher nicht so sehr genossen wie ihr Journalisten oder die Zuschauer."
"Wir müssen uns im Qualifying verbessern"
Frage: "Ross Brawn hat gesagt, dass es für eure Probleme keine Lösung über Nacht gibt. Siehst du das nach diesem Rennen anders?"
Todt: "Wir müssen uns im Qualifying verbessern, müssen aus den vorderen Reihen starten. Wenn uns das einmal gelingt, werden wir sehr, sehr stark sein. Das war auch letztes Jahr der Schlüssel zu unseren Leistungen, dass wir immer vorne gestanden sind. Gelingt uns das wieder, können wir sicher auf und davon fahren."
Frage: "Es wurde an diesem Wochenende wieder über das Qualifying-Format diskutiert. Findest du, dass eine Änderung am besten wäre?"
Todt: "Wir sind nicht gegen eine Änderung. Wir waren auch nie für das aktuelle Qualifying, als es eingeführt worden ist. Wir wollen zu dem zurückkehren, was wir 2002 hatten. Das ist aus Sicht von Ferrari der beste Modus."
Todt glaubt nicht, dass Ferraris Tank außergewöhnlich ist
Frage: "Ihr konntet heute einen langen ersten Stint fahren. Ist euer Benzintank größer als der anderer Fahrzeuge?"
Todt: "Ich habe schon ein paar Mal gehört, dass wir einen sehr großen Tank haben sollen. Es würde mich freuen, wenn die FIA die Tankkapazität messen würde. Ich bin froh, dass sie die Benzintanks im Moment limitieren. Das unterschreibe ich jederzeit gerne. Die anderen Teams sind doch paranoid. Es würde mich sehr überraschen, wenn dem noch jemand zustimmen würde außer wir."
Frage: "Ihr habt einen Motorenvertrag mit Red Bull bekannt gegeben. Bedeutet das das Ende der Partnerschaft mit Peter Sauber?"
Todt: "Wenn uns Sauber um eine weitere Belieferung bitten würde, würden wir das natürlich tun. Wir arbeiten mit ihnen seit vielen Jahren zusammen. Ich glaube aber nicht, dass sie uns bitten werden, aber wenn doch, würden wir sie gerne weiterhin mit Motoren beliefern."
Muss Red Bull jetzt zu Bridgestone wechseln und Fahrer freigeben?
Frage: "Wird euch auch Red Bull mit Fahrern und Reifen aushelfen, wie es Sauber manchmal gemacht hat?"
Todt: "Sie sind gute Leute, ein sehr junges Team. Ich bin von ihnen beeindruckt."
Frage: "Für den Sport war das heutige Rennen eine gute Sache. Wie siehst du das jetzt, wo ein paar Stunden vergangen sind?"
Todt: "Alonso ist ein großartiges Rennen gefahren. Er hatte keine Probleme. Das einzige Problem, das er hatte, war, dass er zu langsam war, aber er konnte trotzdem vor uns bleiben. Er hat einen guten Job gemacht, aber Überholen ist hier auch sehr schwierig, was man bis zum ersten Boxenstopp gesehen hat, als niemand überholen konnte. Es war eine Prozession, ein Auto hinter dem anderen. Michael hat nur bei den Boxenstopps überholt."

