• 23.07.2007 01:25

Todt: "Haben das Potenzial, alle Rennen zu gewinnen"

Ferrari-Teamchef Jean Todt glaubt nicht, dass in der WM am Nürburgring eine Vorentscheidung gefallen ist, und spricht über den Spionageskandal

(Motorsport-Total.com) - Nach jedem Grand Prix versammeln sich im Ferrari-Motorhome ein paar handverlesene Journalisten zur traditionellen Rennanalyse. Nachdem zuletzt oft Stefano Domenicali und Luca Baldisseri vorgeschoben wurden, stellte sich am Nürburgring wieder der Chef persönlich den Fragen der schreibenden Zunft: Jean Todt.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und Jean Todt

Frage: "Herr Todt, was können Sie uns über die frühe Phase im Rennen erzählen, als Kimi Räikkönen in die Box kommen sollte. Wer hat entschieden, ihn draußen zu lassen?"
Jean Todt: "Er blieb einfach draußen. Es war seine Entscheidung."#w1#

Hydraulikproblem bei Räikkönen

Frage: "Haben Sie immer noch Angst, dass der F2007 nicht zuverlässig genug sein könnte in den Rennen?"
Todt: "Wir hatten heute tatsächlich ein Problem mit der Zuverlässigkeit. Wie ich schon sagte, müssen wir analysieren, was passiert ist. Wir hatten ein Hydraulikproblem an Kimis Auto, woraufhin wir das Auto abstellen mussten. Es ist sicherlich unglücklich, aber es liegt in unserer Verantwortung."

Frage: "Trat das Problem schon einmal auf?"
Todt: "Wir hatten das Problem vermutlich bereits beim Freien Training in Magny-Cours.

"Ich würde mir nie erlauben, Alonso zu kritisieren. Er wurde nicht durch Zufall Weltmeister." Jean Todt

Frage: "Es gab Vibrationen an Felipe Massas Reifen. Aber Sie glauben nicht, dass Fernando Alonso einfach nur ein guter Regenfahrer ist?"
Todt: "Wissen Sie, ich habe nur das kommentiert, was ich anhand der Telemetriedaten erkennen konnte und was Felipe gesagt hat. Ich würde mir nie erlauben, Alonso zu kritisieren. Er wurde nicht durch Zufall Weltmeister. Er hatte ein großartiges Rennen, hatte sehr schöne Überholmanöver und ist ein würdiger Sieger. Als es im ersten Teil des Rennens nass war, konnte Felipe mit vollem Auto eine Führung von sechs bis sieben Sekunden herausfahren."

Frage: "Kann Kimi Räikkönen immer noch um die Weltmeisterschaft mitfahren?"
Todt: "Ja. Es sind noch sieben Rennen. Hamilton hat heute keine Punkte geholt, also hat er nur 18 Punkte Vorsprung auf Kimi. Es sind noch sieben Rennen und wir haben das Potenzial, sie alle zu gewinnen. Wenn wir also einen guten Job machen, ist alles möglich."

Frage: "Bei diesem Rückstand müssen Sie nun aber in jedem Rennen angreifen. Ist das ein Risiko, vor allem vor dem Hintergrund der mangelnden Zuverlässigkeit, an der der Ferrari leidet?"
Todt: "Ich glaube, das ändert überhaupt nichts. Wir haben bisher alle Rennen ernst genommen. Also werden wir unseren Job weitermachen und versuchen, die Performance des Autos zu verbessern und natürlich unsere Probleme mit der Zuverlässigkeit zu lösen, wenn wir herausgefunden haben, woran es lag."

Frage: "Was fühlten Sie, als Michael Schumacher nach dem Rennen den Preis an Ron Dennis übergab?"
Todt: "Ich hätte es natürlich lieber gesehen, er hätte ihm einen Ferrari-Mitarbeiter gegeben. Er hatte zugesagt, den Preis für den siegreichen Konstrukteur zu übergeben, also hat er es auch getan. Mein Herz tat mehr weh, als Kimi sein Auto aufgrund von Hydraulikproblemen abstellen musste und als Felipe seine Führung nach einem fantastischen Rennen wenige Runden vor Schluss abgeben musste. Das hätte ich mir nie träumen lassen."

Keine Neuigkeiten im Fall Stepney

Frage: "Gibt es Neuigkeiten im Fall Nigel Stepney und von Mike Coughlan in England?"
Todt: "Wie Sie sicher wissen, ist in Italien ein Gerichtsverfahren gegen Nigel Stepney eingeleitet worden und wir haben in England Klage gegen Mike Coughlan eingereicht. Es wird am 26. Juli eine Anhörung der FIA geben. Zu diesem Zeitpunkt kann ich, wie schon vor zwei Wochen gesagt, keine Auskünfte geben. Es ist leider schon zu viel zur Presse durchgesickert in den letzten Tagen, aber darauf haben wir keinen Einfluss. Je mehr Leute eingeweiht sind, desto größer ist die Gefahr, dass etwas durchsickert. Wir müssen erst einmal abwarten, was jetzt passiert."

"Andere sollten sich darüber mehr Sorgen machen als wir..." Jean Todt

Frage: "Machen Sie sich Sorgen um die Gesetzmäßigkeit der eidesstattlichen Erklärungen, die eigentlich geheim bleiben sollten und nun durchgesickert sind?"
Todt: "Um ehrlich zu sein: Andere sollten sich darüber mehr Sorgen machen als wir..."

Frage: "Wird jemand von Ferrari bei der FIA-Anhörung nächsten Donnerstag in Paris anwesend sein?"
Todt: "Ja, ich werde dort sein."

Frage: "Und Sie werden Beweise gegen McLaren-Mercedes vorlegen?"
Todt: "Wir werden uns nach der Anhörung äußern."

Frage: "Wie sollte die Strafe gegen McLaren-Mercedes lauten?"
Todt: "Erwarten Sie jetzt eine Antwort? Da sind Sie aber naiv."