• 10.11.2005 15:00

  • von Fabian Hust

Todt: "Die Entscheider in diesem Business sind zu alt"

Ferrari-Rennleiter Jean Todt erklärt, warum es in der Formel 1 so schwer ist, etwas zu bewegen und fordert "frisches Blut"

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich gibt es in der Formel 1 immer an irgendeiner Stelle ein politisches Tauziehen. Zwar sind sich sowohl die in der 'GPMA' ('Grand Prix Manufacturers' Association') vertretenen Automobilhersteller BMW, DaimlerChrysler, Renault, Honda und Toyota im Streit um eine gemeinsame Formel-1-Zukunft mit FIA-Präsident Max Mosley und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone einig, dass zwei Konkurrenzserien sich gegenseitig schaden, dennoch rückt jede Partei von bestimmten Forderungen nicht ab, sodass es bisher noch zu keiner Einigung gekommen ist.

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Ferrari-Rennleiter Jean Todt empfindet die Bosse in der Formel 1 als zu alt

Auch die Teams untereinander sind sich eher nicht einig, als dass man sich einig ist. Insofern ist es schon verwunderlich, dass es die Formel-1-Kommission geschafft hat, sich auf die Einführung des umstrittenen 'CDG'-Flügels für 2007 oder spätestens ab 2008 zu einigen. Das lag möglicherweise auch daran, dass in der Kommission eben nicht nur Teamvertreter sitzen, sondern unter anderem auch Abgesandte von Sponsoren.#w1#

Max Mosley

Ferraris Jean Todt steht hinter FIA-Präsident Max Mosley Zoom

Umstritten ist vor allem FIA-Präsident Max Mosley, der immer wieder mit radikalen Vorschlägen die Formel 1 umgestalten möchte. Frei nach dem Motto "Präsentiere mehr als du willst, damit du am Ende das bekommst, was du willst", sind teilweise recht abenteuerliche Ideen dabei. "Max macht einen ausgezeichneten Job", zählt sich Ferrari-Rennleiter Jean Todt in einem Interview mit der 'auto, motor und sport' aber zu den Unterstützern des Briten.

Immer wieder steht Ferrari in der Kritik, sich gegen die anderen Teams zu stellen - der Verzicht Ferraris am Eintritt in das freiwillige Testabkommen der anderen neun Teams ist ein Beispiel dafür. Und immer wieder gibt es die Kritik aus anderen Teams zu hören, die FIA würde Ferrari bevorzugen, was nicht nur seitens des Verbandes dementiert wird, sondern auch von Todt: "Aus Respekt vor seiner (Max Mosleys; Anm. d. Red.) Arbeit akzeptiere ich auch mal Dinge, die uns benachteiligen."

Formel-1-Kommission

Todt ist froh, dass er nicht bei allen Meetings dabei ist... Zoom

Während sich Ferrari neben Jordan bzw. MidlandF1 und Red Bull Racing schon mit Ecclestone auf ein neues Concorde Agreement verständigt hat, das von 2008 bis 2012 gelten wird, stehen alle anderen Teams derzeit noch ohne einen Vertrag da. Auf der einen Seite kritisiert man Ferrari für die frühe Vertragsunterzeichnung, auf der anderen Seite kommt man scheinbar nicht auf einen gemeinsamen Nenner: "Seien wir doch mal ehrlich: Die Teams sind nicht in der Lage, sich auf irgendetwas zu einigen", kritisiert Todt in dem Interview.

Dass der Franzose bei den zahlreichen Treffen der Teams, in denen es um die Zukunft der Formel 1 oder einer Konkurrenzserie ging, nicht dabei war, stört den 59-Jährigen nicht, denn dadurch spare er viel Zeit. Zudem komme man bei solchen Diskussionen selten voran: "Allein die Entscheidung, eine Tasse auf dem Tisch um zehn Zentimeter zu verschieben, dauert vier Stunden. Der eine will sie hierhin haben, der andere dorthin. Zum Schluss bleibt sie da, wo sie ist", versinnbildlicht der Ferrari-Rennleiter das Problem.

Christian Horner

Mit seinen 31 Jahren ist Christian Horner der jüngste Teamchef der Formel 1 Zoom

Das Problem sei, dass es in der Formel 1 "zu viele Egos" gebe, "zu viel aufgestaute Wut" und "zu viel Misstrauen". Ferner seien die Entscheider im Formel-1-Business schlichtweg zu alt, wobei er sich dabei selbst mit einschließt: "Wir brauchen frisches Blut, müssen offen für neuen Ideen sein, mit einem Lachen im Gesicht. Ich bin froh, dass sich jetzt neue Teams mit jungen Leuten ankündigen."