• 04.07.2013 17:02

  • von Christian Schrader

Titelchancen für Silberpfeile? Brawn: "Sag niemals nie"

Nicht nur Teamchef Ross Brawn glaubt an die Titelchancen von Mercedes - Lob für die Stuttgarter von der Konkurrenz und einem alten Bekannten

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Grand Prix von Silverstone, der für die beiden Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton höchst unterschiedlich verlaufen ist, glaubt man nicht nur intern bei den Silberpfeilen an die Chance, Red Bull den Titel in der Fahrer- sowie in der Teamwertung streitig machen zu können. Auch die externe Seite, die den Stuttgartern mit Hauptsitz in Brackley Titelchancen einräumen, ist nicht von schlechten Eltern: der ehemalige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, Ferrari-Pilot Fernando Alonso und auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner...

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Jubel in Silber: Können die Stuttgarter auch am Ende der Saison ganz vorne stehen? Zoom

Nach dem Triumph von Rosberg und Rang vier für Hamilton - nach dem Pech mit dem Reifenplatzer in Führung liegend - blickt Mercedes-Teamchef Ross Brawn zuversichtlich in die Zukunft und hält auch einen Titelgewinn der Silberpfeile nicht für unrealistisch. Folgt jetzt der Angriff auf selbigen? "Warum nicht?", entgegnet Brawn 'Daily Mirror' und betont zum Silverstone-Rennen: "Die ermutigende Sache war, dass wir es managen konnten, die Renn-Pace beizubehalten, was sehr wichtig war. Wir werden also abwarten und sehen."

Eine silberne Bestandsaufnahme: In der Fahrerwertung liegt Hamilton, obwohl diese Saison noch sieglos, auf Rang vier mit 89 Punkten, Teamkollege Rosberg, der in Monaco sowie in Silverstone mit einem Sieg glänzen könnte, rangiert mit sieben Punkten weniger als der Brite auf Platz sechs. In der Teamwertung liegen die Silberpfeile mit 171 Punkten auf Rang zwei hinter Branchenprimus Red Bull (219 Punkte), mit einem Rückstand von 48 Punkten aber in Schlagdistanz.

Bei Mercedes weiß man um die Stärken des Boliden

"Es sind acht Rennen gefahren und es sind noch elf. Alles kann passieren." Mercedes-Teamchef Ross Brawn

"Das Ding ist immer noch ganz offen", so Brawn. "Es sind acht Rennen gefahren und es sind noch elf. Alles kann passieren. Red Bull (mit Sebastian Vettel; Anm. d. Red.) ist zum ersten Mal ausgefallen, also sag niemals nie."

Ohne den Reifenschaden seines Schützlings in Führung liegend hieße der Sieger von Silverstone Hamilton, ist sich Brawn sicher: "Ich persönlich denke, dass er ohne das Reifen-Problem gewonnen hätte und ich denke, da stimmt Nico (Rosberg; Anm. d. Red.) auch zu." Hamilton reist mit 43 Punkten Rückstand auf WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel zu dessen Heimrennen auf dem Nürburgring. Dennoch sind die Hoffnungen auf einen - im wahrsten Sinne des Wortes - glänzenden Ausgang der Weltmeisterschaft allgegenwärtig.

Zum einen weiß der 28-Jährige um die Stärke seines Dienstwagens, der in den vergangenen sechs Rennen fünfmal die Pole-Position ergattern konnte, und zum anderen stärkt das Ergebnis aus Silverstone, wo er nach dem vermeintlich verkorksten Rennen aufgrund des Ausfalls von Vettel wertvolle Punkte in der Gesamtwertung gutmachen konnte. "Es wird ihm eine Menge Motivation geben", ist sich Brawn sicher, um noch schnell hinzuzufügen: "Nicht, dass er sie nötig hätte." Es werde Hamilton dennoch "einen Schub geben zu wissen, dass er das schnellste Auto von allen hat", so Brawn weiter.

Hamilton nimmt "eine Menge Positives" aus Silverstone mit

"Es gibt eine Menge Positives, was wir aus dem Wochenende mitnehmen", betont Hamilton gegenüber 'Daily Star' in Bezug auf Silverstone - obwohl der Brite für seinen neuen Arbeitgeber im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Rosberg noch keinen Sieg feiern konnte. "Nico hat gewonnen, das Team hat insgesamt einige gute Punkte erzielt und wir sind Zweiter in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft", hebt er hervor. "Wir haben ein gutes Auto und wir verbessern uns", so Hamilton weiter.


Fotos: Rosberg/Hamilton im Mercedes-Werk


"Die Verbesserungen, die wir in Bezug auf den Reifenabbau gemacht haben, haben geholfen", analysiert Hamilton. Deswegen hofft er, dass die Silbernen bei den kommenden Aufgaben noch "konkurrenzfähiger sein können". Sebastian Vettel und die Führung in der Fahrerweltmeisterschaft hat der Brite noch nicht komplett aus den Augen verloren. "Für den Titel versuche ich lediglich, in Schlagdistanz und im Kampf zu bleiben. Das ist alles, worauf ich mich fokussiere", so Hamilton.

"Es ist aktuell eine sehr schöne Zeit in meiner Karriere und es ist auch neu: Wir haben momentan das schnellste Auto", betont Rosberg auf der Pressekonferenz zu seinem Heim-Grand-Prix. "Wir kommen zum nächsten Rennen und wissen, dass wir im Qualifying um die vorderen Positionen kämpfen können. Das Auto wird immer besser und besser, sodass die Chancen größer sind, dass ich am Sonntag meine Position vom Qualifying halten kann. Das ist ein tolles Gefühl", freut sich der Wahlmonegasse auf die kommenden Aufgaben.

Alonso sieht Mercedes als "harten Konkurrenten"

"Ich möchte Vettel in jedem Rennen ärgern." Nico Rosberg

Angesprochen auf die Titelchancen zeigt sich der gebürtige Wiesbadener zurückhaltener. Die Ausgangssituation sei zwar gut, dennoch "werden wir sehen, wie es in ein paar Rennen aussieht", sagt er und betont, dass er Red Bull den vierten Titel in Folge streitig machen und Vettel "in jedem Rennen ärgern möchte". "Wir versuchen, noch mehr Rennen zu gewinnen. Darauf bin ich im Moment fokussiert", so Rosberg weiter.

Auch bei der Konkurrenz haben die beiden Siege von Nico Rosberg in den vergangenen drei Rennen sowie die starken Auftritte der Truppe insgesamt Eindruck hinterlassen. Ferrari-Pilot Alonso hält die Truppe um Rosberg, Hamilton und Co. "definitiv" für einen ernsthaften WM-Kandidaten. "Sie sind sehr stark", betont der Spanier gegenüber der 'dpa'. "Sie haben das ganze Jahr schon gezeigt, dass sie sehr schnell sind. Zuerst waren sie das nur im Qualifying, nun sind sie es auch im Rennen."

Der Mann aus Asturien, aktuell mit 111 Punkten Zweiter der Fahrerwertung und mit einem Vorsprung von über 20 Zählern auf Hamilton und Rosberg ausgestattet, hat "keine Zweifel", dass beide Piloten und das Team "bis zum Ende der Saison harte Konkurrenten sein werden".

Lob von Horner - Prophezeiung von Haug?

"Ich habe bereits in unserem letzten Interview im Dezember gesagt, dass Mercedes auch ohne mich Weltmeister wird." Norbert Haug

Lob kommt auch vom aktuellen Klassenprimus Red Bull in Person von Teamchef Horner: "Sie haben ein gutes Team, ein schnelles Auto und gute Fahrer", so der Brite. "Ganz sicher werden sie bis zum Ende des Jahres eine Rolle spielen - genau wie Ferrari und Lotus", berichtet Horner, der wie Ross Brawn betont: "Bis zum Titel ist es aber noch ein langer Weg."

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, deshalb hat ein alter Bekannter der Stuttgarter das Schlusswort. "Ich habe bereits in unserem letzten Interview im Dezember gesagt", betont der ehemalige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug gegenüber 'Bild', "dass Mercedes auch ohne mich Weltmeister wird. Und vielleicht früher, als viele das für möglich gehalten haben." Wenn Rosberg und Hamilton den Heppenheimer auf dem Weg zu vierten Titel noch abhalten wollen, haben sie an diesem Wochenende in der Eifel die nächste Chance dazu...