Tilke: Rutschpartie Folge von engem Bau-Zeitplan

Stellenweise ist der Asphalt in Mexiko erst drei Wochen alt - Hermann Tilke freut sich über die gelungene Ersetzung eines Streckenmerkmals durch ein anderes

(Motorsport-Total.com) - Das Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexiko-Stadt, das an diesem Wochenende den ersten Großen Preis von Mexiko seit 23 Jahren beherbergt, präsentierte sich am Freitag von seiner rutschigsten Seite. Streckenarchitekt Hermann Tilke, der in der Formel 1 momentan ein Monopol für die Konstruktion von Grand-Prix-Kursen besitzt, begründet dies mit dem engen Zeitplan: Durch den straffen Fahrplan sei der Asphalt noch sehr neu, sagt er bei 'Sky'. Bislang habe er jedoch viel Lob für den Kurs erhalten.

Titel-Bild zur News: Hermann Tilke

Hat allen Grund zur Freude: Hermann Tilke wurde pünktlich fertig und erntet Lob Zoom

"Die Reaktionen waren bislang alle sehr positiv - vor allem von den vielen Zuschauern, wie ich gehört habe, aber auch von den Beteiligten", sagt der Chef des Aachener Konstruktionsbüros. Auch zum Hauptkritikpunkt, dass es so rutschig ist, nimmt er Stellung: "An sich ist es etwa derselbe Asphalt wie in Austin, aber er ist eben brandneu." Folge: Die verschiedenen Öle befinden sich noch in den Poren des Belags, wodurch dieser sehr rutschig wird. Tilke macht daher auch wenig Hoffnung auf Besserung: Zumindest dieses Jahr werde es so rutschig bleiben.

Die Enge des Zeitplans nahm beim Umbau des Areals teils dramatische Züge an, wie der 60-Jährige weiter ausführt: "Erst vorgestern sind wir endgültig fertig gewesen. Es war ein sehr knapper Zeitplan, weil wir nur elf Monate Zeit zum Bauen hatten." Die letzten Asphaltierungsarbeiten wurden erst drei Wochen vor dem 1. Freien Training fertiggestellt - dass der Belag sich da noch nicht gesetzt hat, liegt auf der Hand. "Zwischenzeitlich gab es ein riesengroßes Konzert und verschiedene Baseball-Spiele, das war schon abenteuerlich", stöhnt Tilke.

Altes Hauptmerkmal weicht einem neuen

Womit er auch schon das Herzstück der Strecke angesprochen hätte: Die Passage im letzten Sektor, die mitten durch das noch in Betrieb befindliche Stadion hindurchführt. Rennen wechseln sich hier mit Baseball-Spielen und Konzerten ab. "So etwas generiert eine tolle Atmosphäre und man sieht ja, dass jetzt bereits am Freitag das Stadion fast voll ist", freut sich der Streckenarchitekt, dessen Idee der Streckenführung durch die Arena hindurch nur eine Notlösung gewesen ist.

Grund, ist der Wegfall der traumhaften Peratalda-Kurve, die in der Vergangenheit mit über 300 km/h durchfahren wurde, aber mit keiner FIA-Sicherheitsrichtlinie mehr in Einklang zu bringen ist. Bei vielen Fahrern und Fans hat dies bereits Wehmut ausgelöst. "Es war einfach nicht mehr möglich, die lange Kurve mit einzubeziehen, weil man dort keine Auslaufzone bauen konnte", begründet Hermann Tilke. "Bei der Suche nach Lösungen kam dann die Idee: Warum nicht durchs Stadion?" Die mexikanischen Fans werden es ihm danken.


Fotos: Großer Preis von Mexiko, Freitag


Berühmtes Kurvengeschlängel einmal gespiegelt

Viel übernehmen konnte er vom alten Autodromo Hermanos Rodriguez nicht, wie Tilke weiter darlegt: "Nur die Start- und Zielgerade wurde übernommen. Alles andere ist neu gebaut, allerdings haben wir versucht, Charakteristiken der alten Strecke beizubehalten." Das zeigt sich insbesondere in den flüssigen Kurven im rückwärtigen Teil der Strecke. "Wir haben die alten Kurven spiegelverkehrt nachgebaut, weil das einfach eine berühmte Kurvenpassage war. Und das zu zerstören wäre ja nicht schön gewesen."

Nico Hülkenberg

Die Passage durch das Stadion hindurch hat Kult-Potenzial Zoom

Mit 4,421 Kilometern ist die Strecke in Mexiko-Stadt für einen modernen Formel-1-Kurs ungewöhnlich kurz. Die bisherige Bestmarke von 1:21.531 Minuten von Nico Rosberg aus dem 2. Freien Training wird nur eine Momentaufnahme sein. Richtig entfalten wird sich Potenzial aber erst 2016, wenn der Belag richtig griffig wird. "Es gibt durchaus Teams, die diese Rutschpartie mögen, weil es ihnen entgegenkommt", bleibt Tilke gelassen. "Und dann gibt es natürlich diejenigen, die sich beschweren."