• 28.09.2007 05:44

Tilke: "Haben versucht, möglichst viel zu erhalten"

Architekt Hermann Tilke spricht über die neue Strecke in Fuji, die am Freitagmorgen von den 22 Formel-1-Piloten in Betrieb genommen wurde

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Diverse japanische Rennserien fahren schon länger in Fuji, für die Formel 1 bedeutete das heutige Comeback nach 30 Jahren am Fuße des Fujisan aber die Premiere auf der neuen Variante der nunmehr 4,563 Kilometer langen Strecke. Geplant wurde diese übrigens vom deutschen Architekten Hermann Tilke, der nach dem ersten Freien Training am Freitagmorgen zufrieden Zwischenbilanz ziehen konnte.

Titel-Bild zur News: Hermann Tilke

Streckenarchitekt Hermann Tilke zeigte sich nach dem ersten Training zufrieden

Frage: "Herr Tilke, Alexander Wurz schwärmt von Ihrer Strecke. Für Sie als Architekten ist das erste Training ja ein besonders wichtiger Gradmesser. Wie lautet Ihr Fazit?"
Hermann Tilke: "Erstmal danke an dich, Alex, dass du das so nett gesagt hast! Man sieht schon, dass es die Strecke in sich hat, dass sie nicht so einfach ist, wie sie auf einem Bild aussieht."#w1#

Zwei Schlüsselstellen: Kurve drei, letzter Sektor

"Ich denke, dass schon ordentlich Schwierigkeiten in der Strecke drin sind und dass sie von daher gelungen ist." Hermann Tilke

"Für mich haben sich beim Hingucken im ersten Training zwei Schlüsselstellen ergeben: Das ist einmal die Kurve drei, eine sehr schnelle Linkskurve, ein Knick quasi, der mit weit über 240 km/h gefahren wird. Man muss ganz kurz anbremsen und dann sauber durch die Kurve kommen. Das haben nicht so viele geschafft, es gab dort ziemlich viele Ausrutscher. Es hat sich also herausgestellt, dass das eine Schlüsselstelle ist. Und dann ist es noch sehr schwierig, in den Serpentinen vor Start und Ziel den Berg hochzukommen. Das ist auch sehr wichtig, um aus der letzten Kurve heraus den Speed auf die lange Gerade mitzunehmen. Ich denke, dass schon ordentlich Schwierigkeiten in der Strecke drin sind und dass sie von daher gelungen ist."#w1#

Frage: "Die angesprochene Start- und Zielgerade ist die längste in der Formel 1. Wieso haben Sie sich die einfallen lassen?"
Tilke: "Also die Gerade war vorhanden. Fuji ist ja eine Strecke, die 1966 gebaut worden ist, und diese Gerade war ein Merkmal von Fuji, das sie behalten wollten."

Frage: "Fuji hätte ja ursprünglich ein Ovalkurs werden sollen, nicht wahr?"
Tilke: "Zuerst ja. Es gab früher auch eine Steilkurve, die aber wieder rausgenommen wurde. Aber dieses Fuji hat Tradition und wir haben versucht, mit sehr viel Respekt an unsere Sache heranzugehen, haben versucht, möglichst viel zu erhalten und möglichst nicht die Tradition zu nehmen."

Faltdach ist typisch japanisch

"Es ist eine sehr schnelle Strecke, auch sehr anspruchsvoll." Hermann Tilke

Frage: "Auf Ihren anderen Strecken gibt es viele landestypische Elemente. Was ist hier in Fuji typisch für Japan?"
Tilke: "Typisch japanisch ist von der Architektur her dieses Faltdach der Haupttribüne. Das ist ein Zitat aus der japanischen Architektur. Die Strecke selber war wie gesagt vorhanden. Wir haben sie verändert, wir haben sie sogar relativ stark verändert, haben aber versucht, diesen Spirit von früher zu erhalten. Es ist eine sehr schnelle Strecke, auch sehr anspruchsvoll."

Frage: "Ab 2009 wird ja alternierend in Suzuka und Fuji gefahren. Was halten Sie persönlich als Architekt davon?"
Tilke: "Das halte ich für eine gute Idee, genau wie in Hockenheim und am Nürburgring. Wenn zwei Strecken von der Formel 1 befahren werden können in einem Land, ist das gut."