Tiefe Nasen: Newey als trauriger Prophet?

Auch wenn es im Fall von Jules Bianchi wohl nichts geändert hätte: Kamui Kobayashi empfindet die 2014 eingeführten tiefen Nasen als Sicherheitsrisiko

(Motorsport-Total.com) - Seit dem schweren Unfall von Jules Bianchi beim Grand Prix von Japan wird in der Formel 1 intensiv über das Thema Sicherheit nachgedacht. Geschwindigkeitsbegrenzung statt Doppel-Gelb, die Art der Bergefahrzeuge, Rettungskäfige rund um das Cockpit - all diese Dinge wurden bereits erwähnt. Kamui Kobayashi legt nun ein weiteres Thema auf den Tisch.

Titel-Bild zur News: Tiefe Nase des Ferrari F14T

Die tiefen Nasen sind laut Newey und Kobayashi eher ein Sicherheitsrisiko Zoom

Seiner Meinung nach sollte man auch über die Formel-1-Autos selbst, die an und für sich als sicher gelten, nachdenken: "Über die Form dieses Bergungsfahrzeugs kann man nachdenken, denn es wurde beim Aufprall regelrecht in die Luft katapultiert, weil das Auto unten hineinrutschte. Das ist nicht gut", sagt er und spricht einen seiner Meinung nach elementaren Punkt an: "Ich finde, dass die tiefen Nasen nicht optimal sind."

Die wurden vor Beginn der Saison 2014 eingeführt, sind in den Augen des Caterham-Fahrers aber nicht der Weisheit letzter Schluss: "Das hat man schon bei meinem Unfall in Melbourne gesehen, als mein Auto bei der Berührung mit Massas Williams nach unten gedrückt wurde. Eigentlich war der Gedanke hinter den tiefen Nasen ja, dass die Autos sicherer werden sollen, aber wir haben in dieser Saison deswegen schon gefährliche Situationen erlebt."

Bei Bianchis Unfall in Suzuka hätte eine tiefe Nase wahrscheinlich nichts am Unfallhergang geändert, weil der Zwischenraum von der Oberfläche des Kiesbetts bis zur Unterkante des Berge-Radladers sowieso groß genug wahr, dass ein Formel-1-Auto hineinrutschen konnte. Aber es gibt andere Unfallszenarien, in denen eine tiefe und spitze Nase wie ein Keil wirkt, der sich in kleine Öffnungen hineinbohren kann - etwa zwischen Asphalt und gegnerisches Auto.

Adrian Newey hatte schon im Winter eine Vorahnung, dass die tiefen Nasen die Sicherheit eher verschlechtern als verbessern würden: "Es gab ein paar Unfälle, wo man sich gefragt hat, ob eine tiefe Nase alles viel schlimmer gemacht hätte", sagte der Red-Bull-Designer damals. "Wenn man in das Heck des anderen fährt, dann wird man drunter geschoben und man hat die hintere Crashstruktur im Gesicht, was ein viel schlimmeres Szenario wäre."

In unserem Artikel vom 28. Januar heißt es außerdem: "Schlimmer noch: Der Pilot würde gemäß dem Newey-Gedanken direkt mit dem Kopf darauf prallen. Erinnerungen an den Testunfall Maria de Villotas werden wach." Acht Monate später passierte tatsächlich ein solcher Unfall - wieder in einem Marussia, mit beängstigenden Parallelen zum Horrorcrash von der inzwischen verstorbenen Spanierin bei Testfahrten am 3. Juli 2012 in Duxford...