• 11.09.2008 15:29

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Theissens Gedanken zur Kostensenkung

Mario Theissen möchte die Homologierung nicht aufheben, sondern wünscht sich stattdessen langlebigere Motoren - Turbo für die Zukunft?

(Motorsport-Total.com) - Bis 3. Oktober - wahrscheinlich wird es in der Praxis etwas länger dauern - sollen die Formel-1-Teams der FIA ihre Vorschläge für das zukünftige Reglement vorlegen. FIA-Präsident Max Mosley hat bereits im Vorfeld als wichtige Richtlinie vorgegeben, dass die neuen Regeln unter anderem auch die Kosten senken sollen.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen glaubt, dass in der Formel 1 Turbomotoren eingeführt werden

In dieser Hinsicht wurde in den vergangenen Jahren vor allem der Motorenbereich beschnitten - Stichwort Verbot von exotischen Materialien, Drehzahllimit und Homologierung für fünf Jahre. Doch schon jetzt machen sich die schlauen Köpfe hinter den Kulissen Gedanken, wie das zukünftige Motorenformat aussehen sollte. Mario Theissen ist einer davon: "Wir müssen vorsichtig sein", mahnt der BMW Motorsport Direktor.#w1#

Theissen besorgt über Herstellerbudgets

Denn: "Einerseits wollen wir die Kosten speziell für die unabhängigen Teams senken, andererseits müssen wir auch darauf achten, dass die Kosten für die Hersteller nicht in die Höhe gehen. Wenn man die Homologierung aufhebt, um billigere Motoren zu ermöglichen, dann wären die Entwicklungskosten vielleicht höher als die Einsparungen. Unsere bevorzugte Route wäre daher, zu schauen, wie man die Motorenlebensdauer erhöhen kann, ohne die Homologierung aufzuheben."

"Unsere bevorzugte Route wäre, zu schauen, wie man die Motorenlebensdauer erhöhen kann, ohne die Homologierung aufzuheben." Mario Theissen

Theissen legt diesbezüglich nicht die Hände in den Schoß, sondern er liefert konkrete Vorschläge: "Wir sehen das Potenzial, den Motor in drei aufeinander folgenden Rennen einzusetzen, ohne die Homologierung aufheben zu müssen. Das würde den unabhängigen Teams helfen und für uns keine Mehrkosten bedeuten. Vielleicht könnte man dieses Ziel schon mit einer Drehzahlreduktion um 1.000 Touren erreichen", so der Deutsche.

Das wäre eine kurzfristige Maßnahme zur Senkung der Kosten in der Formel 1 - und eine wirksame, denn von einer weiteren Erhöhung der Lebensdauer würden nicht nur die Hersteller profitieren, sondern auch Motorenkundenteams wie Red Bull, Williams oder Force India, die für weniger verbrauchte Motoren pro Jahr natürlich weniger zahlen müssten. So könnte man den durch KERS entstehenden Mehrkosten entgegensteuern.

Turbo- statt Saugmotoren

Langfristig erwartet Theissen aber ganz andere Schritte: "Grundsätzlich unterstützen wir einen Wechsel von vielzylindrigen Saugmotoren zu kleineren Turbomotoren", betont der 56-Jährige. "Wir unterstützen aber keinen baldigen Wechsel, denn das würde Entwicklungskosten mit sich bringen, die wir uns nicht leisten können. Ich erwarte, dass die nächste Motorengeneration kleiner sein wird und dass es Turbomotoren sein werden."

"Grundsätzlich unterstützen wir einen Wechsel von vielzylindrigen Saugmotoren zu kleineren Turbomotoren." Mario Theissen

"Langfristig sehe ich in der Formel 1 einen Wechsel von einem Verbrennungsmotor und einem Getriebe zu einer komplexeren Einheit mit einem kleineren Verbrennungsmotor, einer Energiespeichereinheit, einer komplexen Kraftübertragung und maßgeschneiderter Elektronik, um das Ganze zu kontrollieren", so Theissen, der diesen kompletten Antriebsstrang dann auch nur noch im Paket an Kundenteams verkaufen würde.

In puncto Benzin rechnet Theissen nicht mit einer gravierenden Umstellung, denn Biotreibstoff ist nach der ersten Euphorie in Verruf geraten, weil für die Produktion oftmals Lebensmittel verwendet werden, die in den jeweiligen Regionen anders besser eingesetzt wären. Dafür plädiert der BMW Motorsport Direktor beim Getriebe für noch langlebigere Innenkomponenten - schon jetzt darf das komplette Getriebe bekanntlich nur noch alle vier Rennen gewechselt werden.