Theissen und Briatore: Spionage nach wie vor ein Thema
BMW Motorsport Direktor Theissen und Renault-Teamchef Briatore geben sich keiner Illusion hin, dass es keine Spionage mehr in der Formel 1 geben wird
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Experten wundern sich nicht, dass es innerhalb des McLaren-Mercedes-Teams und bei Ferrari Mitarbeiter gegeben hat, die fremde Daten preisgegeben beziehungsweise fremde Informationen verwendet haben. Verwunderung herrscht mehrheitlich über die Bestrafung des Teams, die in den Augen einiger zu mild, in den Augen anderer zu hart ausgefallen ist.

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Mario Theissen und Flavio Briatore: Spionage aller Orten...
Flavio Briatore, seines Zeichens Teamchef bei Renault - derzeit selbst in einen Spionage-Fall verwickelt, in dem ein ehemaliger McLaren-Mercedes-Mitarbeiter in seinem Team mit Daten seines früheren Arbeitgebers Entwicklungsarbeit betrieben hat -, wundert sich nicht über solche Vorfälle: "Bei Teams mit bis zu 1.000 Leuten verliert man die Kontrolle über den Einzelnen", erklärt der Italiener im Interview mit der 'sport auto'.#w1#
Es könne jedem so ergehen wie McLaren-Mercedes. Grund hierfür sei, dass die Formel 1 "schon lange den Fokus verloren hat", man mehr über Technik rede anstatt über die Rennen und die Fahrer: "Wir haben den Ingenieuren ein Spielzeug gegeben, das zu viel Bedeutung erlangt hat."
So habe ein Team mit dem Getriebe ohne Zugkraftunterbrechung angefangen, das nun mittlerweile jeder Rennstall besitzt. Damit herrscht nun wieder Ausgeglichenheit, obwohl die "Königsklasse des Motorsports" nach Angabe des 57-Jährigen 50 Millionen Euro in diese Technologie investiert hat.
Mitleid mit seinem Kollegen Ron Dennis hat Briatore nicht. Er wolle nicht den Richter spielen, aber sein Kollege solle in Berufung gehen, wenn er sich unschuldig empfinde: "Wir haben 1994 mit Benetton den Konstrukteurspokal verloren, weil man uns in Spa wegen eines angeblich zu stark abgenutzten Unterbodens disqualifiziert hat. Glauben Sie, da ist einer zu mir gekommen und hat mir Beileid gewünscht?"
In Bezug auf das eigene "Problem", das die Franzosen derzeit haben, wundert sich Briatore, dass McLaren dies an die Presse weitergegeben hat, anstatt die Beweise der FIA vorzulegen. Renault habe alles, was man über den Vorfall weiß, an McLaren und die FIA weitergeleitet.
"Es ist passiert, was wahrscheinlich dauernd passiert", meint Briatore gelassen. Ein Ingenieur, der das Team gewechselt hat, habe ein paar Daten auf Disketten mitgebracht. Dies könne man auch nicht kontrollieren. "Die Komponenten, um die es da geht, haben keinerlei Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit des Autos. Mehr will ich dazu nicht sagen, weil es jetzt allein die Angelegenheit der FIA ist, den Fall zu beurteilen."
Im BMW Sauber F1 Team hat man die Schutzmaßnahmen gegen Spionage nach dem spektakulären Fall nicht verstärkt, wie BMW Motorsport Direktor Mario Theissen verrät: "Wir sind uns aber auch darüber im Klaren, dass es die absolute Sicherheit nicht gibt", erklärte der Deutsche gegenüber der Nachrichtenagentur 'dpa'.
Schlussendlich würden Kriminelle trotz intensiver Bemühungen für mehr Sicherheit einen Weg finden, um ihr Ziel zu erreichen: "Das sieht man ja auch daran, dass immer noch Banken ausgeraubt werden." Das Problem sei, dass es für Ideen im Motorsport keine Patente gibt, so dass diese zum Beispiel durch Personalwechsel in andere Teams gelangen.

