• 06.06.2009 15:53

Theissen: "Das neue Aeropaket wirkt"

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen freut sich über die verbesserte Performance und kündigt fortan für jedes zweite Rennen Updates an

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Nick Heidfeld verpasste den Einzug ins letzte Qualifying in Istanbul zwar um fünf Hundertstelsekunden, aber Teamkollege Robert Kubica sicherte sich den zehnten Platz und mischte damit wieder in der Eliteliga der Formel 1 mit. Zwar ist das BMW Sauber F1 Team auch in Istanbul noch lange nicht siegverdächtig, doch BMW Motorsport Direktor Mario Theissen freute sich nach der Session über die demonstrierte Aufwärtstendenz.

Titel-Bild zur News: Mario Theissen

Mario Theissen ist mit der Leistung seiner beiden Fahrer recht zufrieden

Frage: "Herr Theissen, nach der Pleite von Monte Carlo sieht das hier wieder etwas freundlicher aus, oder?"
Mario Theissen: "Wir haben ein ordentliches Entwicklungspaket hierher gebracht. Das hat angeschlagen. Wir haben vor allen Dingen im zweiten Qualifying gesehen, dass der Abstand zur Spitze nur noch 0,4 Sekunden betrug. Darüber war ich sehr erfreut. Auch wenn das Feld hier sehr eng beisammen liegt, zeigt das ganz klar, dass das neue Aeropaket wirkt. Das ist eine gute Basis für die nächsten Schritte."#w1#

Tendenz zeigt nach oben

Frage: "Robert Kubica Zehnter, Nick Heidfeld Elfter. Sind Sie damit zufrieden?"
Theissen: "Ja, ich bin einigermaßen zufrieden. Wir wollten natürlich beide Autos in die Top 10 bringen. Im zweiten Qualifying war es dann so, dass sich unsere beiden Fahrer im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten nicht mehr verbessert haben. Das war letztlich ausschlaggebend. Aber entscheidend ist, dass das Auto schneller geworden ist. Das macht Hoffnung für die nächsten Rennen."

Frage: "Ihr ehemaliger Testfahrer Sebastian Vettel fuhr heute auf die Pole-Position. Beeindruckt?"
Theissen: "Ja. Sebastian hat einen tollen Job gemacht. Er hat sich an der Spitze voll etabliert. Ihm ist in dieser Saison noch alles zuzutrauen."


Fotos: BMW Sauber F1 Team, Großer Preis der Türkei, Samstag


Frage: "Waren bei euch die harten oder weichen Reifen schneller?"
Theissen: "Wir sind am Ende auf den weichen gefahren, wussten es aber selbst nicht. Es war ein minimaler Unterschied. Die harten waren erstaunlich gut. Als wir hierher gekommen sind, sind wir davon ausgegangen, dass die viel zu hart sind und gar nicht funktionieren werden, aber am Ende waren sie genauso schnell. Damit sind sie für das Rennen wohl die bessere Wahl."

Frage: "Robert hat vor dem Qualifying gesagt, dass er nicht weiß, welcher Reifen schneller ist..."
Theissen: "Normalerweise weiß man es schon, aber hier war es wirklich so, dass wir hin- und herexperimentiert haben. Das letzte Rennen hier war im Mai 2008. Da hat sich die Strecke von Minute zu Minute verändert, denn am Anfang war sie noch sehr verschmutzt."

Frage: "Was fehlt noch, um wieder da hinzukommen, wo Sie vergangene Saison waren?"
Theissen: "Da fehlt noch einiges. Was wir gemacht haben, waren zwei Schritte - Barcelona und hier. Die Konkurrenz schläft nicht. Das Feld liegt extrem eng zusammen, oft liegen nur Hundertstelsekunden zwischen zwei Autos. Wir müssen weiter nachlegen. Das haben wir auch vor. Wir haben das Entwicklungsprogramm intensiviert und werden so etwa alle zwei Rennen neue Teile ans Auto bringen."

Premiere des Doppeldiffusors

Frage: "Sie haben hier erstmals einen Doppeldiffusor. Können Sie uns erklären, was Sie sich da überlegt haben?"
Theissen: "Wir haben uns dasselbe überlegt wie die anderen: einen zweiten Luftkanal im Unterboden, so nach hinten geführt, dass wir oberhalb des normalen Diffusors einen zweiten haben. Das ist das Prinzip, das alle anwenden beziehungsweise das Anfang des Jahres legalisiert wurde. Wir haben hier die erste Stufe am Auto, aber die wird während der Saison weiterentwickelt."

"Wir haben das Pferd von hinten aufzäumen müssen." Mario Theissen

Frage: "Bei Brawn funktioniert diese Komponente perfekt. Wie geht es Ihnen damit?"
Theissen: "Wir haben das Pferd von hinten aufzäumen müssen. Das Auto war fertig. Wenn man dann am hinteren Ende des Autos ein neues Element einfügen darf, dann lebt das natürlich von all dem, was stromaufwärts am Auto passiert. Das Brawn-Auto war sicher von Anfang an darauf ausgelegt. Wir haben relativ lange gebraucht, bis wir den Vorderwagen so konfiguriert hatten, dass das hinten auch etwas bringt."

Frage: "In Sachen KERS war BMW Vorreiter, aber Sie haben das System hier wieder nicht an Bord. Warum?"
Theissen: "Es ist richtig, dass wir KERS weiterentwickelt haben. Unabhängig vom Einsatz im Formel-1-Auto haben wir inzwischen eine Menge Technologie in Richtung unserer Serienkollegen weitergereicht. Aber es ist mit der sehr limitierten Trainingszeit und ohne jede Möglichkeit, ein neues Aeropaket vorher auf der Strecke auszutesten, einfach so, dass wir uns auf dieses Aeropaket konzentrieren müssen. Das Risiko, hier daneben zu langen und damit viel Zeit zu verlieren, ist viel größer als die Chance, mit KERS zwei, drei Zehntel zu gewinnen."

Frage: "Wie treu ist BMW der Formel 1?"
Theissen: "Wir sind sehr froh, dass wir in der Formel 1 sind. Es ist einfach die beste Motorsportbühne. Ich hoffe, das bleibt auch so. Wir haben ja im Moment politische Diskussionen über die Zukunft, aber wenn die Formel 1 diesen Stellenwert behält, dann gibt es einfach keine Alternative."